Zurückgeküsst (German Edition)
Tag!“
Ich sah zu meinem Vater, der lächelnd im Türrahmen stand und wartete.
„Dad? Willst du nicht noch einen väterlichen Rat anbringen?“, schlug ich vor. „Willa wird gleich einen Mann heiraten, den sie vor vier Wochen kennengelernt hat.“
„Sechs, um genau zu sein“, verbesserte Willa.
„Willst du es dir noch einmal überlegen, Willabeere?“, fragte er und neigte den Kopf zur Seite.
Der Stich der Eifersucht, den ich verspürte, überraschte mich. Ach, hätte er mich das doch an meinem Hochzeitstag gefragt! Ach, hätte er doch auch für mich einen Kosenamen gehabt! Dann war der Moment vorbei, und ich war nur noch froh, dass er sie gefragt hatte.
„Nein, ich bin mir sicher, Dad“, erklärte Willa, ging zu ihm und nahm ihn in den Arm.
„Du siehst wunderhübsch aus“, sagte er. Dann sah er zu mir. „Du auch, Harper.“
„Danke, Dad.“ Ich nahm die zwei Blumensträuße vom Bett und zwang mich zu einem Lächeln. „Tja, wenn du es tatsächlich tun willst, dann sollten wir jetzt los.“
Es war durchaus nicht so, dass ich nicht wollte, dass Willa Christopher Lowery heiratete. Ich wollte nur nicht, dass sie wieder eine Scheidung verkraften musste, wieder ein gebrochenes Herz hatte, wieder ganz verwirrt und verloren und voller Selbstzweifel war. Mein Rat war vernünftig. Ich wusste, wovon ich sprach, es war mein tägliches Brot. Und wenn diese Ehe zerbrach, würde ich hinterher wieder die Scherben aufsammeln müssen, so wie ich es nach all den anderen Fehlentscheidungen meiner Schwester auch getan hatte.
Ich ging die Stufen zum ersten Treppenabsatz hinunter und sah mich um, ob Willa, BeverLee und Dad bereit waren, dann blickte ich auf die Gäste hinunter.
Der große Saal der Lodge war zu einer Art kleiner Kapelle umgestaltet worden. Man hatte einen Torbogen aus dem Gartengeholt und mit weißem Krepppapier umwickelt, und alle paar Meter standen Kübel mit Wildblumen. Wäre es nicht so eine schrecklich schlechte Idee, wäre alles wunderschön gewesen. Im Hintergrund ertönte Countrymusic … dieses Lied, wo sich beste Freunde lieben. Schön. Willa und Chris waren aber fast noch Fremde, keine besten Freunde.
Jeder Schritt in Richtung des improvisierten Altars kostete mich enorme Überwindung. Aus zusammengekniffenen Augen starrte Nick mich an. Ach, verdammt. Zunächst erwiderte ich seinen Blick, dann sah ich zur Seite – schon besser. Dennis stand dort und lächelte mir anerkennend zu. „Du siehst klasse aus, Mann“, flüsterte er, als ich an ihm vorbeiging.
„Danke“, murmelte ich.
„Und oh, wir kommen uns näher“, sang der Sänger – tja, das war nicht schwer, wenn Braut und Bräutigam sich noch nicht einmal zwei Monate kannten. „Du glaubst an mich, wie es noch niemand getan hat …“ Tut sie das, Chris? Glaubt sie an den „Thumbie“? Christopher nickte mir zu und lächelte schüchtern. Gut, er war süß. Alle Ehemänner von Willa waren süß gewesen.
Geschafft. Ich hatte den Altar erreicht und drehte mich zu meiner Schwester um, die nun denselben Weg vor sich hatte. Nick sah ich nicht an.
„Ich dachte, ich hätte dich gebeten, die beiden nicht mit deinen Zweifeln zu verunsichern“, raunte er. „Was sollte das also?“
„Ich habe nur versucht, etwas Vernunft in diese ganze Angelegenheit zu bringen“, erwiderte ich. Verstört sah Christopher uns an. Nick lächelte und knuffte ihn in den Arm.
Und dann kam die Braut. Schön war sie wirklich, das musste man ihr lassen. Glücklich und strahlend und so weiter, bla, bla, bla. Trotz allem bekam ich einen Kloß in meinem zynischen Hals.
„Wer übergibt diese Frau in die Ehe?“ Der Friedensrichter, der zu diesem Anlass aus seinem Grab gestiegen zu sein schien, hustete verschleimt.
„Ihr Vater und ich“, antwortete BeverLee schluchzend, währendihr langsam die pfauenblaue Wimperntusche unter den Augen verlief. Dad und Bev setzten sich hin, Willa gab mir ihren Blumenstrauß und raffte den Rock, um zu Christopher auf das Podest zu steigen, auf dem der Altar stand.
Da nur wenig Platz war, mussten Nick und ich eng zusammenstehen. Er wirkte ruhig und gefasst, aber ich spürte, dass er irritiert war. Er sah erst mich an, dann mein Kleid mit dem großzügigen Dekolleté. „Danke für die Show“, murmelte er. Dann lehnte er sich zurück und betrachtete meinen Hintern. „Ich frage mich nur, wo du deinen langen ledrigen Schwanz gelassen hast.“
„Leck mich, Nick“, flüsterte ich. Der Friedensrichter sah mich scharf an. Seine
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