Zurückgeküsst (German Edition)
Menschen, von dem ich wusste, er würde mir helfen. „Ich möchte, dass du mich abholst“, flüsterte ich.
„Alles okay?“
„Nein.“
„Bin schon unterwegs.“ Er stellte mir keine Fragen. Wahrscheinlich waren auch keine nötig.
Am nächsten Tag reichte ich die Scheidung ein. Es war das zweite Mal in zehn Jahren, dass ich weinte – in Theos Büro. Aber es war besser so. Manchmal brauchte das Herz noch Zeit, das zu akzeptieren, was der Kopf bereits begriffen hatte.
Nick und ich hatten es nicht geschafft.
12. KAPITEL
A ls Nick und ich später für die Nacht einkehrten, nachdem wir, ja, die größte Pinguinstatue der Welt gesehen hatten, war ich fix und fertig, zum einen vom Wind und von der Sonne, die den ganzen Nachmittag über geschienen hatte, zum anderen von den Erinnerungen an unsere kurze, von Anfang an zum Scheitern verurteilte Ehe. Auch Nick schien erledigt – er war sehr ruhig, aber höflich.
Der Ort, in dem wir hielten, war winzig klein. Er bestand aus nur einer Kreuzung, einem Bürgerhaus, einer Kirche und einer Hamburger-Bude namens „Charlie’s Burger Box“ mit angrenzendem Motel mit vier Zimmern, die allesamt nicht belegt waren. Nick zahlte für unsere beiden Zimmer.
„Du musst das nicht tun“, sagte ich.
„Kein Problem“, erwiderte er.
„Sie sollten sich auf jeden Fall noch die Dinosaurierabdrücke ansehen“, empfahl der Mann an der Rezeption und zwinkerte mir zu. „Sie sind riesig. Und achten Sie auf den Wetterbericht. Morgen Nachmittag soll es schneien.“
„Das werden wir“, sagten Nick und ich einstimmig und sahen uns an.
„Woher kommen Sie?“, wollte der Mann wissen.
„New York“, sagte Nick, während ich „Massachusetts“ antwortete.
„Ach ja? Ich war in Harvard.“
„Ich war auf der Tufts. Jura“, entgegnete ich, und wir unterhielten uns angeregt über die Sehenswürdigkeiten von Boston, während Nick still dabeistand und nur einmal die Augen verdrehte, als der Mann und ich voraussagten, dass die Red Sox in der kommenden Saison die Yankees in die Tasche stecken würden. Da Charlie’s Burger Box das einzige Lokal im Ort war, aßen wir dort, und der studierte Mann von der Rezeption, der dort der Koch war, erzählte uns alles darüber, wie er als Investmentbanker Millionen gewonnen und verloren hatte und dann wieder nach Montana zurückgekehrt war. „Ich war nieglücklicher als hier“, behauptete er. „Lassen Sie es sich schmecken.“ Damit schob er uns das Tablett mit den Hamburgern und Pommes frites über die Theke und ging wieder ins Motel.
Nick und ich setzten uns zum Essen draußen an den Tisch am Rande des kleinen Parkplatzes. Coco ging neben mir in Hab-Acht-Stellung und wartete auf jeden kleinen Bissen, den ich ihr zuwarf und den sie dann blitzschnell aufschnappte. Hin und wieder ratterte ein Pick-up die Straße entlang, ansonsten sahen wir keine Menschenseele.
„Und? Ist deine große Überlandfahrt so, wie du sie dir vorgestellt hast?“, wollte ich wissen und wischte mir den Mund mit der Serviette ab.
„Ja, so ziemlich“, antwortete Nick, ohne mich anzusehen.
„Wirklich?“
„Abgesehen davon, dass ich dich zum Flughafen bringe, ja. Kleine Ortschaften, Wiesen und Weiden, das Herzblut unserer großen Nation und alles.“
„Sprach der Mann aus Brooklyn“, fügte ich hinzu. „Der, wenn ich mich recht erinnere, noch nicht mal mit einem harmlosen Schaf klarkam.“
Einmal hatte Nick mich im Sommer besucht, als ich in Connecticut gearbeitet hatte, und wir waren zu so einem Streichelbauernhof im Hinterland gefahren. Ein Schaf, das in Nicks Hosentasche die begehrten Futterpellets erahnte, stieß ihm immer wieder mit dem Maul zwischen die Beine, worüber ich so heftig lachen musste, dass ich umfiel.
Ich musste schmunzeln und sah zu Nick hinüber. Er lächelte nicht und sah mich ernst an, um den Mund einen grimmigen Zug. Als würde es ihn körperliche Anstrengung kosten, wandte er den Blick von mir ab und betrachtete die endlose Weite vor uns. „Wenn wir um acht Uhr früh losfahren, sollten wir es bis zum frühen Nachmittag zum Flughafen schaffen“, sagte er.
Wir könnten sehr viel eher da sein, wenn er sich zu der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit durchringen könnte, dachte ich, schwieg jedoch. „Prima. Danke.“
Er nickte. Unser Gespräch war offenbar beendet. Was mir nur recht war.
Da Nick nichts weiter sagte, holte ich mein Handy hervor und schrieb ein paar SMS … eine an Carol und Theo, um ihnen mitzuteilen, dass ich
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