Zurückgeküsst (German Edition)
Und ich kannte ihren jetzigen Wohnort.
Wind kam auf, und im Westen hörte ich leichten Donner. Zeit, ins Motel zu gehen, Kim anzurufen und einen Abriss über die Situation mit meinem Exmann zu geben, einen Kurzbericht für die Akten zu verfassen und nicht zu viel über Menschen nachzudenken, die ich verloren hatte.
Am nächsten Morgen erfuhren wir, dass „Frühstück inklusive“ einen Gutschein für die Tankstelle nebenan bedeutete, da Charlie’s Burger Box erst um halb zwölf aufmachte. Unser freundlicher Empfangschef hatte uns eine nette Nachricht hinterlassen und wünschte uns alles Gute. Lieb.
„Können wir nicht lieber irgendwo Steak und Rührei essen?“, fragte ich, während wir die karge Auswahl eingewickelter Fertigbackwaren musterten. „Schließlich ist das hier Montana, Staat der Rinder- und Viehzucht! Da sollte man doch irgendwo etwas Ordentliches zum Frühstück bekommen, oder? Mit jeder Menge Cholesterin.“
„Könntest du die Anzahl deiner Sätze vor 10 Uhr bitte etwasdrosseln?“, gab Nick zurück. Aber er ging zur Kasse und fragte den zahnlosen Tankwart nach Restaurants, die in der Nähe lagen.
Der Mann, der aussah, als müsste er ständig Banjo, Kautabak und Gewehr bei sich tragen, sann ausgiebig über diese schwierige Frage nach.
„Da gab’s mal das Sissy’s“ , erklärte er gedehnt, „aber das ist vor sechs Jahren oder so abgebrannt. Vielleicht sieben. Großes Feuer, Mann, das hätten Sie sehen sollen! Ich und Herb Wilson … Kennen Sie Herb? Haben Sie den schon getroffen? Nein? Na ja, ich und Herb, wir waren damals bei der Feuerwehr und sind fast selbst abgebrannt, als wir die Benzintanks löschen wollten, wenn Sie verstehen, was ich meine …“
„Also gibt es hier kein weiteres Restaurant“, fasste ich seine Ausführungen kurzerhand zusammen. Okay, dieser Cowboy bekam nicht oft menschliche Wesen zu Gesicht, aber ich war am Verhungern.
„Nein, Ma’am. Da war mal das Sissy’s, aber das ist vor ungefähr sechs, sieben Jahren abgebrannt. Kennen Sie Herb Wilson, Ma’am? Also, ich und Herb …“
„Dann nehmen wir einfach das hier“, sagte ich und warf einen Sechserpack Minidonuts auf die Theke.
„Und eine Tankfüllung an Zapfsäule eins“, fügte Nick hinzu. „Bitte entschuldigen Sie die Unfreundlichkeit meiner Begleiterin, sie stammt aus Massachusetts.“
„Wo ist das denn?“, wollte der Cowboy wissen.
„Das ist in Neuengland, und ich bin nicht seine Begleiterin, sondern seine Betreuerin“, teilte ich dem Mann mit. „Genauer gesagt, bin ich seine Bewährungshelferin. Danke für Ihre Zeit.“ Ich legte fünf Dollar auf die Theke, packte Nick am Arm und zog ihn aus dem Laden.
„Das war jetzt eine Menge Montana-Gefühl“, meinte Nick grinsend, während er Benzin in den Tank des Mustangs füllte. Er war diesen Morgen ausgesprochen guter Laune, was eine deutliche Verbesserung zur düsteren Stimmung des vorigen Abends war. Er war schon immer … launisch gewesen. Oder, nein, das war nicht ganz fair. Er hatte immer schon eine gewisse Erwartungshaltunggehabt, konnte lieb und lustig sein und dynamischer als ein Fuchs auf Speed. Aber seine gute Stimmung konnte jederzeit aus unerfindlichen Gründen umschlagen. Schon früher war es manchmal passiert, dass er mich anstarrte – nicht mit diesem dümmlich verliebten Blick (nun, den gab es hin und wieder auch), sondern ganz innig – und … wartete. Er wartete auf etwas, das ich ihm offenbar nie gab, denn irgendwann, wenn ich genug hatte und „Was ist denn?“ fragte, blickte er in eine andere Richtung und gab sich wieder ganz normal.
Kommunikation war nie unsere Stärke gewesen.
Heute aber schien er fröhlich und aufgeräumt. Er streichelte sogar Coco, die ihm jedoch einen abschätzigen Chihuahua-Blick schenkte und sich abwandte. Nick hatte sich nie viel aus Tieren gemacht; eine unserer (vielen) Auseinandersetzungen als frisch Verheiratete ging darum, ob wir uns einen Hund anschaffen sollten, was per Mietvertrag explizit verboten war. Ich war dafür, das Verbot zu ignorieren; Nick hielt mir Vorträge darüber, wie schwierig es gewesen war, die Wohnung überhaupt zu finden, wie teuer die Mieten in einer „echten“ Stadt waren – wie so viele New Yorker betrachtete er Boston nur als schlecht angelegte Siedlung, die von verrückten Sportfans bewohnt wurde, was tatsächlich beinah stimmte. Jedenfalls war er gegen einen Hund. Coco holte ich mir, einen Tag nachdem Theo mich eingestellt hatte, und seither waren wir beste
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