Zurückgeküsst (German Edition)
drei Monaten“, entgegnete ich kühl.
„Kein Wunder, dass dieser Schwachkopf dich geküsst hat“, fuhr Nick fort. „Warum auch nicht? Du bist ja frei und ungebunden, nicht wahr?“ Sein Blick fiel auf meine ringfreie linke Hand. „Himmel, Harper!“, sagte er, dann brach seine Stimme.
Ich biss mir auf die Lippe. „Nick, hör zu. Es tut mir aufrichtig leid, wirklich. Es ist nur … Ich habe mich so verlassen gefühlt …“
„Verlassen?“
„Ja … Du … warst nie da, Nick! Du wolltest nicht hören, wie allein ich mich gefühlt habe. Es war dir egal, du hast die ganze Zeit nur gearbeitet …“
„Ich habe versucht, uns ein Leben aufzubauen, Harper!“, brüllte er. „Ich habe gearbeitet, damit wir eine schöne Zukunft haben!“
„Ich weiß, aber … Ich hatte nicht erwartet, dass es alles oder nichts heißen wür…“
„Ich muss das doch tun! Ich dachte, du verstehst das!“ Er warf ein Paar Schuhe in den Koffer. „Kein Wunder, dass du so … abweisend warst. Du hast …“
„Ich? Abweisend? Meinst du das ernst?“
„… mit diesem dreißigjährigen Loser rumgemacht, der immer noch als Kellner arbeitet und nicht weiß, was er werden soll, wenn er mal erwachsen ist.“
„Ich habe mit niemandem rumgemacht, Nick, aber selbst wenn … Kannst du mir das vorwerfen? Du bist derjenige, der es nicht erwarten konnte zu heiraten, aber noch ehe die erste Woche vorüber ist, vergisst du fast, abends nach Hause zu kommen.“ Ich schrie jetzt auch.
Wütend schlug Nick die Kommodenschublade zu.
„Nick“, sagte ich, diesmal bemüht ruhig, damit er verstand, damit er blieb … „Nick, hör zu. Es war dumm und unreif …“
„Dumm und unreif, ja, das ist ein Anfang, Harper. Und wie steht es mit ‚hinterhältig‘? ‚Untreu‘?“
„Ich war nicht untreu, Nick. Dieser Typ … Er hat mich einfach geküsst. Ich wollte das nicht, er hat es einfach getan.“
„Genau.“
Ich presste die Kiefer aufeinander. „Also gut, denk, was du willst, Nick. Du hast mir seit Monaten nicht zugehört, warum solltest du es jetzt tun, oder?“
Ivan, der Kohlkoch, klopfte an die Decke. „Rrruhig, iihrr Idioten!“ Nick packte weiter seine Sachen.
„Du hast mich einfach ausradiert, Harper“, sagte er. „In deinem Leben existiere ich gar nicht.“
„Dasselbe könnte ich dir sagen, Nick!“
„Wie kommst du darauf?“, fuhr er mich an und schlug den Kofferdeckel zu. „Dein Foto hängt überall in meinem Büro! Alle kennen dich. Ich spreche andauernd von dir!“
„Und warum ist das so, Nick? Weil es dich gut aussehen lässt, eine kleine, brave Frau zu Hause zu haben?“
„So hat das alles keinen Sinn“. Kopfschüttelnd ging er ins Bad, um seine Zahnbürste und die anderen Sachen zu holen.
Er würde mich verlassen. Nach seinem überzeugenden Drängen, ihn nur einen Monat nach meinem Collegeabschluss zu heiraten, nach dem Abschmettern all meiner Bedenken durch Beteuerungen, dass wir für immer zusammenbleiben würden, nach allem, was ich seit unserer Hochzeit durchgemacht hatte,wollte Nick mich verlassen. Wir hatten den ersten größeren Stolperstein auf unserem Weg erreicht, und das ganze „In guten wie in schlechten Tagen“ war vergessen. Mein Brustkorb war so eng, dass ich kaum atmen konnte, und mein Gesicht brannte wie Feuer.
Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte ihm nie glauben dürfen.
Er riss die Wohnungstür auf und polterte die Stufen hinunter. Ich folgte ihm wortlos. In meinem Kopf wirbelte alles durcheinander. Ein Taxi – verdammt, er hatte schon ein Taxi gerufen, er verließ mich tatsächlich! – kam um die Ecke und hielt vor unserem Haus.
Nick drehte sich zu mir, seine Augen kalt vor Wut. „Du hast nie daran geglaubt, dass wir es schaffen, oder? Und du scheinst recht zu haben. Schön für dich. Ich bin bei Pete. Geh du wieder in die Bar. Viel Spaß mit deinem Kellner.“
Nach diesen Worten riss ich mir den Ehering vom Finger und warf ihn Nick vor die Füße, und der Ring … der wunderschöne, gute, besondere Ring … sprang hoch, landete in der Gosse und rollte in den nächsten Gully.
„Gut gezielt“, sagte Nick, stieg ins Taxi und fuhr davon.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, ins Haus gegangen zu sein, aber offensichtlich hatte ich es getan, denn einige Zeit später saß ich zitternd und zähneklappernd auf dem Küchenfußboden. Auch wurde mir erst bewusst, dass ich jemanden angerufen hatte, als ich die schläfrige Stimme am anderen Ende der Leitung hörte, die Stimme des
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