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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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doch.«
    »Hör auf, Philou! Ich mach sie dir nicht kaputt, das schwör ich. Kommst du, Miss?«
    »Ach … Ich … Ich …«
    »Was, ich?« fragte er gereizt.
    »Ich habe nur … nur euch auf der Welt.«
    Stille.
    »Oh nein. Das darf doch nicht wahr sein. Jetzt wird’s rührselig.«
    Camille stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu umarmen:
    »Ich habe auch nur dich auf der Welt. Mach dir keine Sorgen …«
    Franck seufzte.
    »Wer hat mir denn diesen Trupp Geistesgestörter aufgehalst! Driften wir jetzt alle in die Melo-Ecke ab, oder was? Wir ziehen doch nicht in den Krieg, verflucht! Wir sind achtundvierzig Stunden weg!«
    »Ich bring dir ein gutes Steak mit«, rief Camille ihm zu und begab sich in den Fahrstuhl.
    Die Türen schlossen sich hinter ihnen.
     
    »Du?«
    »Was?«
    »In einem Schwein gibt’s keine Steaks.«
    »Nicht?«
    »Nee.«
    »Hm, was denn dann?«
    Er rollte mit den Augen.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    11
     
     
     
    Er war noch nicht an der Ausfahrt Porte d’Orléans, als er auf dem Standstreifen hielt und ihr bedeutete, abzusteigen:
    »Also, hier läuft was schief.«
    »Was denn?«
    »Wenn ich mich in die Kurve lege, mußt du das auch tun.«
    »Bist du sicher?«
    »Klar bin ich sicher! Mit deinen Mätzchen landen wir noch im Graben!«
    »Aber, ich dachte, wenn ich mich dagegen lehne, halte ich das Gleichgewicht.«
    »Verflucht, Camille. Ich kann dir keine Physikstunde geben, aber das ist eine Frage der Schwerpunktachse, verstehst du? Wenn wir uns beide in die Kurve legen, haften die Reifen besser.«
    »Sicher?«
    »Ganz sicher. Leg dich mit mir in die Kurve. Vertrau mir.«
    »Franck?«
    »Was denn? Hast du Angst? Noch kannst du die Metro nehmen, weißt du?«
    »Mir ist kalt.«
    »Schon?«
    »Ja.«
    »Okay. Laß den Griff los und drück dich an mich. Drück dich so fest wie möglich an mich und steck die Hände unter meine Jacke.«
    »Gut.«
    »Hm?«
    »Was denn?«
    »Aber schön brav sein, nicht daß du mir das ausnutzt?« fügte er spöttisch hinzu und klappte ihr Visier mit einem Schlag herunter.
     
    Hundert Meter weiter war sie von neuem durchgefroren, an der Mautstelle war sie tiefgekühlt, und bei der Einfahrt in den Bauernhof war sie nicht einmal mehr in der Lage, die Arme hochzunehmen.
     
    Er half ihr beim Absteigen und stützte sie bis zur Tür.
    »Da bist du ja. Was hast du uns denn da mitgebracht?«
    »Ein Fischstäbchen.«
    »Kommt rein, immer rein mit euch! Jeannine! Hier ist der Franck mit seiner Freundin.«
    »O je, die Kleine«, jammerte die gute Frau, »was hast du denn mit ihr gemacht? Seht euch das an. Ganz blau, das Kind. Aus dem Weg alle miteinander! Jean-Pierre! Stell schon mal einen Stuhl an den Kamin!«
     
    Franck kniete sich vor sie hin:
    »He, du mußt deinen Mantel ausziehen.«
    Sie reagierte nicht.
    »Warte, ich helf dir. Komm, streck mir die Füße hin.«
    Er zog ihr die Schuhe aus und ihre drei Paar Socken.
    »So ist’s gut. Komm schon. Und jetzt oben.«
    Sie war so verkrampft, daß er seine liebe Mühe hatte, ihre Arme aus den Ärmeln zu schälen. »So, wir machen das schon, du kleiner Eisklumpen.«
     
    »Gute Güte! So gebt ihr doch was Warmes!« hörte sie die Versammlung rufen.
     
    Sie war die große Attraktion.
    Oder: Wie man eine Pariserin auftaut, ohne daß sie dabei kaputtgeht.
     
    »Ich hätte heiße Nierchen fertig!« rief Jeannine.
    Anflug von Panik am Kamin. Franck rettete sie aus der Situation:
    »Nein, nein, laßt mich nur machen. Hier gibt’s doch bestimmt irgendwo ’ne Bouillon, oder?« fragte er und hob alle Deckel hoch.
    »Das ist das Huhn von gestern.«
    »Perfekt. Ich kümmer mich drum. Gebt ihr in der Zwischenzeit was zu trinken.«
     
    Während sie langsam die Brühe löffelte, nahmen ihre Wangen wieder Farbe an.
    »Besser jetzt?«
    Sie nickte.
     
    »Was ist?«
    »Ich sagte, es ist das zweite Mal, daß du mir die beste Bouillon der Welt machst …«
    »Ich mach dir auch noch mehr, wenn du willst. Kommst du zu uns an den Tisch?«
    »Kann ich noch ein bißchen am Kamin bleiben?«
    »Natürlich!« bekräftigten die anderen, »laß sie nur! Wir werden sie wie Schinken räuchern!«
    Franck erhob sich widerwillig.
    »Kannst du deine Finger bewegen?«
    »Eh … ja.«
    »Dann mußt du malen. Ich bin gern bereit, für dich zu kochen, aber du mußt malen. Du darfst nie aufhören zu malen, verstanden?«
    »Jetzt?«
    »Nein, nicht jetzt, aber sonst.«
    Sie schloß die

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