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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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Augen.
    »Einverstanden.«
    »Gut, ich setz mich rüber. Gib mir dein Glas, ich schenk dir noch was ein.«
    Camille taute nach und nach auf. Als sie sich zu ihnen gesellte, waren ihre Wangen feuerrot.
     
    Sie folgte ihrer Unterhaltung, ohne etwas zu verstehen, und betrachtete voller Glückseligkeit die herrlichen Gesichter.
     
    »Gut. Die letzte Runde Schnaps jetzt und ab in die Falle! Morgen müssen wir früh raus, Kinder! Der Gaston kommt um sieben.«
    Alle standen auf.
    »Wer ist Gaston?«
    »Der Schlachter«, flüsterte Franck, »das ist ein Typ. Du wirst schon sehen.«
     
    »Also, ihr seid hier …« erklärte Jeannine, »das Bad ist gegenüber, ich hab euch saubere Handtücher auf den Tisch gelegt. Alles in Ordnung?«
    »Klasse«, antwortete Franck, »klasse. Danke.«
    »Bedank dich nicht, mein Junge, wir freuen uns riesig, dich zu sehen, das weißt du doch. Und die Paulette?«
    Er sah zu Boden.
    »Gut, gut, lassen wir das«, sagte sie und drückte ihm den Arm, »wird schon wieder.«
    »Sie würden sie nicht wiedererkennen, Jeannine.«
    »Lassen wir das, sag ich doch. Du bist hier im Urlaub.«
     
    Als sie die Tür geschlossen hatte, sagte Camille beunruhigt:
    »He! Hier ist ja nur ein Bett.«
    »Natürlich ist hier nur ein Bett. Wir sind hier auf dem Land und nicht im Ibis!«
    »Hast du ihnen gesagt, daß wir zusammen sind?« schimpfte sie.
    »Nix da! Ich hab nur gesagt, daß ich ein Mädchen mitbringe, mehr nicht!«
    »Na klar …«
    »Was na klar?« ereiferte er sich.
    »Ein Mädchen heißt eine Frau, mit der du was hast. Worauf hab ich mich da nur eingelassen?«
    »Scheiße, Mann, du kannst einem aber auch echt auf die Eier gehen!«
    Er setzte sich aufs Bett, während sie ihre Sachen raussuchte.
     
    »Es ist das erste Mal …«
    »Pardon?«
    »Es ist das erste Mal, daß ich jemanden hierher mitbringe.«
    »Das kann ich mir denken. Schweineschlachten ist nicht grad das, womit man ein Mädchen am ehesten rumkriegt.«
    »Das hat mit dem Schlachten nix zu tun. Das hat überhaupt nix mit dir zu tun. Das hat …«
    »Was denn?«
     
    Franck legte sich quer aufs Bett und sprach zur Decke:
    »Jeannine und Jean-Pierre, die beiden hatten einen Sohn. Frédéric. Ein prima Kerl. Mein Kumpel. Der einzige, den ich je hatte, übrigens. Wir waren zusammen auf der Hotelfachschule, und ohne ihn wär ich heut nicht hier. Ich weiß nicht, wo ich dann wär, aber, egal. Er ist vor zehn Jahren gestorben. Bei einem Autounfall. War nicht mal schuld. Irgendein Blödmann hat das Stoppschild übersehen. Tja, so ist das, ich bin natürlich nicht Fred, aber es ist so ähnlich. Ich komm jedes Jahr. Das Schlachten ist nur ein Vorwand. Sie sehen mich, und was sehen sie? Erinnerungen, Wörter und das Gesicht ihres Jungen, der noch keine zwanzig war. Die Jeannine faßt mich dauernd an, begrapscht mich ständig. Warum macht sie das wohl? Weil ich der Beweis dafür bin, daß es ihn noch gibt. Ich bin sicher, sie hat uns ihre schönste Bettwäsche aufgezogen und hält sich jetzt grad am Treppengeländer fest.«
    »Ist das hier sein Zimmer?«
    »Nein. Sein Zimmer ist verschlossen.«
    »Und warum hast du mich mitgenommen?«
    »Das hab ich dir doch gesagt, damit du malst, und außerdem …«
    »Und außerdem?«
    »Ich weiß nicht, mir war danach.«
     
    Er schüttelte sich.
     
    »Und mit dem Bett, das ist kein Problem. Wir legen die Matratze auf den Boden, und ich schlaf auf dem Lattenrost. Meinst du, das geht, Prinzessin?«
    »Das geht.«
    »Hast du Shrek gesehen? Den Zeichentrickfilm?«
    »Nein, warum?«
    »Weil du mich an die Prinzessin Fiona erinnerst. Mit weniger Kurven natürlich …«
    »Natürlich.«
    »Los. Hilfst du mir? Diese Matratzen wiegen eine Tonne.«
    »Du hast recht«, stöhnte sie. »Was ist denn da drin?«
    »Generationen vor Müdigkeit tot umgefallener Bauern.«
    »Witzig.«
     
    »Ziehst du dich nicht aus?«
    »Eh, doch. Ich bin schon im Schlafanzug!«
    »Behältst du deinen Pulli und die Socken an?«
    »Ja.«
    »Kann ich das Licht ausmachen?«
    »Von mir aus!«
     
    »Schläfst du?« fragte sie nach einer Weile.
    »Nein.«
    »Woran denkst du?«
    »An nichts.«
    »An deine Kindheit?«
    »Vielleicht. Also an nichts, sag ich doch.«
    »War deine Kindheit denn nichts?«
    »Nichts Dolles jedenfalls.«
    »Warum nicht?«
    »Oh, Mann. Wenn wir damit anfangen, sind wir morgen früh noch dabei.«
     
    »Franck?«
    »Ja.«
    »Was hat deine Großmutter eigentlich?«
    »Sie ist alt. Sie ist ganz allein. Ihr Leben lang hat sie

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