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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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Putzstelle in deiner Nähe finden. Soll ich dir helfen? Soll ich für dich fragen? Der Personalabteilung schreiben?« fragte Camille und richtete sich auf.
    »Nein. Bloß nicht dran rühren, Mensch! Die Josy ist, wie sie ist, aber die drückt in vielen Punkten ein Auge zu, weißt du? So geschwätzig und dick, wie ich bin, kann ich von Glück sagen, daß ich überhaupt Arbeit hab. Weißt du noch, die ärztliche Untersuchung im Herbst? Dieser Dummkopf, dieser kleine Doktor, der wollt mich schikanieren, weil mein Herz abgesoffen war unter zuviel Fett oder was weiß ich. Tja, da hat sie die Sache für mich in Ordnung gebracht, also rühr da nicht dran, sag ich dir.«
    »Moment mal, sprechen wir von derselben? Von der blöden Ziege, die dich immer behandelt, als wärst du der letzte Dreck?«
    »Natürlich sprrechen wir von derselben!« lachte Mamadou. »Ich kenn nur eine. Zum Glück!«
    »Aber du hast gerade auf sie gespuckt!«
    »Wo hast du das gesehen?« fragte sie verärgert. »Ich hab ihr nicht übergespuckt! Das würd ich mich nie trauen, du.«
    Camille leerte den Reißwolf, ohne etwas zu sagen. Das Leben war schon ein Meister der Nuancen.
    »Aber ist lieb gemeint. Du bist schon eine ganz Liebe. Du mußt unbedingt mal abends zu mir kommen, damit dir mein Bruder ein schönes Leben arrangiert, mit einer endgültigen Liebe und vielen Kindern.«
    »Pff …«
    »Was ›pff‹? Willst du keine Kinder?«
    »Nein.«
    »Sag das nicht, Camille. Sonst beschwörst du ein böses Schicksal.«
    »Das ist schon da.«
    Mamadou betrachtete sie böse:
    »Du solltest dich schämen, so was zu sagen. Du hast Arbeit, ein Haus, zwei Arme, zwei Beine, ein Land, einen Schatz.«
    »Pardon?«
    »Ja! Ja!« frohlockte sie. »Wenn du meinst, ich hätt dich noch nicht mit Nourdine unten gesehen? Wie du seinem dicken Hund immer schöntust. Glaubst du, meine Augen würden auch im Fett ersaufen?«
    Und Camille errötete.
    Um ihr eine Freude zu machen.
     
    Nourdine, der heute abend total hektisch war und sich mehr noch als sonst in seine Weltverbessererjacke gezwängt hatte. Nourdine, der seinen Hund verrückt machte und sich für Inspektor Harry hielt.
    »He, was ist los«, fragte Mamadou, »warum knurrt der so, dein Kalb?«
    »Ich weiß nicht, was los ist, aber irgendwas stimmt hier nicht. Nicht hierbleiben, Mädels. Nicht hierbleiben.«
     
    »Ja! Er war glücklich. Fehlten nur noch die Ray-Ban und die Kalaschnikow.«
    »Nicht hierbleiben, sag ich doch!«
    »He, beruhig dich«, gab sie zurück, »reg dich nicht so auf.«
    »Laß mich meine Arbeit machen, du Dicknudel! Ich sag dir auch nicht, wie du deinen Besen zu halten hast!«
    Hm, die Katze läßt das Mausen nicht …
     
    Camille tat, als würde sie mit ihr die Metro nehmen, stieg dann aber wieder die Treppe hoch und nahm den anderen Ausgang. Sie ging zweimal um den Bürokomplex herum und fand sie schließlich im Eingang eines Schuhgeschäfts. Er saß mit dem Rücken zur Scheibe, der Hund schlief auf seinem Schoß.
    »Alles in Ordnung?« fragte sie lässig.
    Er sah auf und brauchte einen Moment, bis er sie erkannte:
    »Bist du’s?«
    »Ja.«
    »Auch die Einkäufe?«
    »Ja.«
    »Eh, danke.«
    »…«
    »Ist der Bekloppte dort bewaffnet?«
    »Keine Ahnung.«
    »Okay. Mach’s gut.«
    »Ich kann dir einen Ort zeigen, wo du schlafen kannst, wenn du willst.«
    »Ein besetztes Haus?«
    »Geht in die Richtung.«
    »Ist da sonst noch jemand?«
    »Niemand.«
    »Ist es weit?«
    »Beim Eiffelturm.«
    »Nein.«
    »Wie du willst.«
    Sie war noch keine drei Schritte gegangen, als eine Polizeisirene zu hören war, die vor dem übererregten Nourdine hielt. Er holte sie auf Höhe des Boulevards ein:
    »Was willst du dafür haben?«
    »Nichts.«
    Metro ade. Sie gingen zum Nachtbus.
    »Geh du zuerst rein und überlaß mir deinen Hund. Dich läßt er damit nicht einsteigen. Wie heißt er?«
    »Barbès.«
     
    »Dort hab ich ihn gefunden.«
    »Ah ja, wie Paddington.«
    Sie nahm ihn auf den Arm und strahlte den Fahrer an, dem das vollkommen gleichgültig war.
     
    Sie ging zu ihm nach hinten:
    »Was ist das für eine Rasse?«
    »Müssen wir uns unterhalten?«
    »Nein.«
     
    »Ich hab ein Vorhängeschloß davorgehängt, aber es ist mehr symbolisch. Hier ist der Schlüssel. Verlier ihn bloß nicht, ich hab nur einen.«
    Sie stieß die Tür auf und fügte ruhig hinzu:
    »In der Kiste sind noch Reste, Reis, Tomatensoße und Kekse, glaube ich. Hier findest du Decken. Dort ist die Elektroheizung. Stell sie nicht zu

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