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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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gesagt?«
    »Mein Geburtstag tut hier nichts zur Sache! Ich habe dir das nur erzählt, um auf die Tränendrüse zu drücken, aber in Wahrheit spielt es überhaupt keine Rolle.«
    »Aber ja doch! Ich hätte dir gern ein Geschenk überreicht.«
    »Tja, nur zu: Überreich es mir jetzt.«
    »Wenn ich einschlage, läßt du mich dann wieder einschlafen?«
    »Ja.«
    »Dann also, einverstanden.«
     
    Natürlich schlief er nicht wieder ein.
     
     
     
    16
     
     
     
    Am nächsten Morgen um sieben war sie zum Kampf gerüstet. Sie war zur Bäckerei gegangen und hatte für ihren Lieblingssoldaten ein kleines Baguette geholt.
     
    Als dieser in die Küche kam, kauerte sie unter der Spüle.
    »Ui …« stöhnte er, »größere Manöver, jetzt schon?«
    »Ich wollte dir dein Frühstück ans Bett bringen, aber ich habe mich nicht getraut.«
    »Das war eine gute Entscheidung. Ich bin der einzige, der meine Schokolade richtig zu dosieren weiß.«
     
    »Ach, Camille. Setz dich, mir wird sonst ganz schwindlig.«
     
    »Wenn ich mich setze, muß ich dir eine ernste Mitteilung machen.«
    »Oje … Dann bleib lieber stehen.«
     
    Sie setzte sich ihm gegenüber, legte die Hände auf den Tisch und sah ihm in die Augen:
    »Ich werde wieder anfangen zu arbeiten.«
    »Pardon?«
    »Ich habe vorhin meine Kündigung eingeworfen.«
    Stille.
    »Philibert?«
    »Ja.«
    »Sag was. Rede mit mir.«
    Er setzte seinen Kakao ab und leckte sich den Schnurrbart:
    »Nein. Das kann ich nicht. In dem Fall bist du ganz allein, meine Liebe.«
     
    »Ich will in das hinterste Zimmer ziehen.«
    »Aber Camille, das ist die reinste Rumpelkammer!«
    »Mit einer Milliarde toter Fliegen, ich weiß. Aber es ist auch das hellste Zimmer, mit einem Fenster nach Osten und einem nach Süden.«
    »Und das ganze Chaos?«
    »Darum kümmere ich mich.«
    Er seufzte:
    »Was Frau will …«
    »Du wirst schon sehen, du wirst stolz auf mich sein.«
    »Das glaube ich gern. Und ich?«
    »Was?«
    »Darf ich dich auch um etwas bitten?«
    »Eh ja.«
    Er errötete leicht:
    »Ste… stell dir vor, du … du willst ei… einer jungen Frau, die du ni… nicht kennst, ei… ein Geschenk machen, wa… was würdest du ihr sche… schenken?«
    Camille sah ihn von unten her an:
    »Pardon?«
    »Tu … tu nicht so … so, du … du hast mich genau ver… verstanden.«
    »Ich weiß nicht recht, was ist denn der Anlaß?«
    »Kei… kein be… besonderer Anlaß.«
    »Wann brauchst du es?«
    »Sa… Samstag.«
    »Schenk ihr Guerlain.«
    »Pa… Pardon?«
    »Parfum.«
    »Ich … Ich wüßte niemals, we… welches ich nehmen soll.«
    »Soll ich dich begleiten?«
    »Bi… Bitte.«
    »Kein Problem! Das machen wir in deiner Mittagspause.«
    »Da… Danke.«
     
    »Ca… Camille?«
    »Ja?«
    »Es … es ist nur eine Fr… Freundin.«
    Sie stand lachend auf.
    »Na klar.«
    Dann, als sie die Kätzchen auf dem Kalender der Post bemerkte:
    »Nanu! Am Samstag ist Valentinstag. Wußtest du das?«
    Er tauchte wieder in seinen Kakao ab.
     
    »Gut, ich laß dich allein, ich hab zu tun. Ich hol dich um zwölf am Museum ab.«
     
    Er war noch nicht wieder aufgetaucht und gluckerte noch in seinem Nesquicksatz, als sie mit ihrem Ajax und einer Batterie an Schwämmchen die Küche verließ.
     
    Als Franck am frühen Nachmittag zu seinem Mittagsschläfchen zurückkam, fand er die Wohnung verlassen und völlig auf den Kopf gestellt vor:
    »Was soll denn das schon wieder heißen?«
    Gegen fünf Uhr kam er wieder aus seinem Zimmer. Camille kämpfte gerade mit einem Lampenfuß:
    »Was ist denn hier los?«
    »Ich ziehe um.«
    »Wohin?« fragte er und erbleichte.
    »Hierher«, antwortete sie und zeigte auf den Haufen kaputter Möbelstücke und den Teppich mit toten Fliegen, bevor sie eine ausladende Armbewegung machte: Darf ich vorstellen? Mein neues Atelier.
    »Nee!«
    »Doch!«
    »Und dein Job?«
    »Mal schauen.«
    »Und Philou?«
    »Ach, Philou.«
    »Was?«
    »Der ist im Moment nicht ganz da.«
    »Wie?«
    »Ach, nichts.«
    »Soll ich mit anpacken?«
    »Nur zu!«
     
    Mit einem Mann ging es viel leichter. Innerhalb von einer Stunde hatten sie den ganzen Kram ins Zimmer nebenan geschleppt. Ein Zimmer, dessen Fenster zugemauert waren wegen »schadhafter Stützmauern«.
    Sie paßte einen ruhigen Moment ab – er trank ein kühles Bier und schätzte den Umfang der geleisteten Arbeit ab –, um ihre letzte Salve abzufeuern:
    »Am nächsten Montag möchte ich mittags mit Philibert und dir meinen Geburtstag

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