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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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ganz schön was draufhaben, der Typ, der es schafft, dich auseinanderzunehmen. Nicht gesagt, daß es ihn überhaupt gibt. Philou sagt, daß du deshalb so gut malst, weil du so bist, tja, dann ist das ein verdammt hoher Preis.
     
    »Na, Franck?« rüttelte Philibert ihn auf, »du hängst wohl gerade in den Seilen.«
    »Müde.«
    »Komm schon. Bald hast du Urlaub.«
    »Pff. Ich muß noch den ganzen Juli überstehen. Ach ja, ich geh schlafen, ich muß morgen früh raus: Ich muß die Damen ins Grüne ausführen.«
     
    Sommer auf dem Land. Die Idee stammte von Camille, aber Paulette hatte nichts dagegen. War nicht sonderlich enthusiastisch, die Gute. Aber dafür. Sie war bei allem dafür unter der Bedingung, daß man sie zu nichts zwang.
     
    Als sie ihm den Plan verkündete, begann Franck allmählich, sich damit abzufinden.
     
    Sie konnte weit weg von ihm leben. Sie war nicht verliebt und würde es niemals sein. Sie hatte ihn überdies gewarnt: »Danke, Franck. Ich auch nicht.« Der Rest war sein Problem, wenn er sich für stärker hielt als sie und für stärker als die ganze Welt. Nix da, Junge, du bist nicht der Stärkste. Oh nein. Dabei habe ich es dir oft genug eingetrichtert. Aber du bist ja so ein Dickschädel, so ein Angeber.
     
    Du warst noch nicht auf der Welt, da war dein Leben schon ein Haufen Scheiße, weshalb sollte sich das ändern? Was hast du denn gedacht? Nur, weil du sie von ganzem Herzen flachgelegt hast und lieb zu ihr warst, würde dir das Glück gebraten in den Mund flie
    gen? Pff. Armselig. Sieh sie dir an, deine Spielchen. Wohin sollten sie dich führen, was meinst du? Wohin wolltest du? Mal ehrlich.
     
    Sie trug ihre Tasche und Paulettes Koffer in die Diele und ging zu ihm in die Küche.
    »Ich hab Durst.«
    »…«
    »Schmollst du? Ärgert es dich, daß wir verreisen?«
    »Überhaupt nicht! Ich werd hier meinen Spaß haben.«
    Sie stand auf und nahm seine Hand:
    »Los, komm schon.«
    »Wohin?«
    »Ins Bett.«
    »Mit dir?«
    »Na klar!«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Keine Lust. Du bist nur zärtlich, wenn du genug getankt hast. Du spielst ein falsches Spiel mit mir, darauf hab ich keinen Bock mehr.«
    »Gut.«
    »Du sagst nicht hü und nicht hott. Das ist eine fiese Tour.«
    »…«
    »Echt fies.«
    »Aber ich fühle mich wohl bei dir.«
    »›Aber ich fühle mich wohl bei dir‹«, äffte er sie nach. »Mir ist scheißegal, ob du dich bei mir wohl fühlst. Ich will nur, daß du mit mir zusammen bist, fertig. Den Rest … Deine Spielchen, deine künstlerischen Allüren, die kleinen Vereinbarungen zwischen deinem Hintern und deinem Gewissen kannst du dir für einen anderen Deppen aufheben. Dieser hier hat alles gegeben. Mehr holst du aus ihm nicht raus, die Geschichte kannst du vergessen, Prinzessin.«
    »Du hast dich verliebt, stimmt’s?«
    »Du kannst mich mal, Camille! Stimmt’s? Du tust ja so, als wär ich unheilbar krank! Scheiße, ein bißchen Taktgefühl, bitte, ja? Ein bißchen Anstand! Das hier hab ich trotz allem nicht verdient! Daß du dich jetzt verpißt, wird mir guttun. Warum laß ich mir auch von einer Tussi, die scharf darauf ist, zwei Monate allein mit einer Alten am Arsch der Welt rumzuhängen, auf der Nase rumtanzen? Du bist nicht normal, und wenn du nur einen Hauch von Anstand hättest, würdest du dich behandeln lassen, anstatt dich an den erstbesten Blödmann zu hängen, der deinen Weg kreuzt.«
    »Paulette hat recht. Kaum zu glauben, wie unflätig du bist.«
     
    Die Fahrt am nächsten Morgen wirkte hmm … ziemlich lang.
     
    Er ließ ihnen das Auto da und fuhr mit seiner alten Mühle zurück.
    »Kommst du nächsten Samstag?«
    »Wozu?«
    »Eh, um dich auszuruhen.«
    »Mal sehen.«
    »Und wenn ich dich darum bitte?«
    »Mal sehen.«
    »Gibt’s kein Küßchen?«
    »Nein. Am nächsten Samstag werd ich dich vögeln, wenn ich nichts Besseres zu tun habe, aber Küßchen gibt’s keine mehr.«
    »Okay.«
    Er verabschiedete sich von seiner Großmutter und verschwand am Ende der Straße.
     
    Camille kehrte zu ihren großen Farbtöpfen zurück. Sie versuchte sich jetzt als Innenarchitektin.
    Sie dachte nach, aber nein. Holte ihre Pinsel aus dem Terpentinersatz und wischte sie langsam ab. Er hatte recht: mal sehen.
     
    Und das Leben ging weiter. Wie in Paris, nur langsamer. Und in der Sonne.
     
    Camille machte die Bekanntschaft eines englischen Pärchens, das das Nachbarhaus herrichtete. Sie tauschten Sachen aus, Kniffe, Werkzeug und Gläser mit Gin Tonic zu einer

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