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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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Zeit, da sich die Mauersegler austobten.
     
    Sie gingen ins Museum der Schönen Künste in Tours, Paulette wartete unter einer riesigen Zeder (zu viele Treppen), während Camille den Garten, die wunderschöne Frau und den Enkel des Malers Edouard Debat-Ponsan kennenlernte. Dieser stand nicht im Lexikon. Genausowenig wie Emmanuel Lansyer, dessen Museum in Loches sie ein paar Tage zuvor besucht hatten. Camille mochte die Maler, die nicht im Lexikon aufgeführt waren. Die kleinen Meister, wie es heißt. Die Regionalmatadore, deren bevorzugte Ausstellungsorte die Städte waren, in denen sie sich niedergelassen hatten. Der erste wird für alle Zeit der Großvater von Olivier Debré bleiben, der zweite der Schüler von Corot. Pah! Ohne den Nimbus des Genies und ohne geistige Erben, ihre Bilder konnte man beruhigter mögen. Und vielleicht auch aufrichtiger.
     
    Camille fragte sie ständig, ob sie nicht zur Toilette müsse. Es war schon blöd, diese Sache mit der Inkontinenz, aber sie klammerte sich an die Vorstellung, sie zurückhalten zu können. Die alte Frau hatte sich ein-, zweimal gehenlassen, und sie hatte ausgiebig mit ihr geschimpft:
    »Oh, nein, liebe Paulette, alles, was Sie wollen, aber das nicht! Ich bin ganz für Sie da! Sagen Sie mir Bescheid! Bleiben Sie bei mir, Herrgott noch mal! Was soll das denn, in die Hose zu kacken? Sie sind doch nicht in einem Käfig eingesperrt?«
    »…«
    »He! Ho! Paulette! Antworten Sie mir. Werden Sie jetzt auch noch taub?«
    »Ich wollte dich nicht bemühen.«
    »Lügnerin! Sie wollten sich nicht bemühen!«
     
    Den Rest der Zeit gärtnerte, bastelte, arbeitete sie, dachte an Franck und las – endlich – Das Alexandria-Quartett . Laut zuweilen. Um sie einzustimmen. Dazu erzählte sie ihr außerdem Opernhandlungen.
     
    »Hören Sie, das hier ist wunderschön. Rodrigo schlägt seinem Freund vor, zusammen mit ihm im Krieg zu sterben, damit er vergißt, daß er in Elisabeth verliebt ist.
    Moment, ich stell es mal etwas lauter. Hören Sie das Duett, Paulette? Dio, che nel’alma infondere «, trällerte sie und machte ihr Handgelenk geschmeidig, na ninana ninana .
    »Schön ist das, oder?«
    Sie war eingeschlafen.
     
    Franck kam am Wochenende nicht, aber sie erhielten Besuch von den beiden Unzertrennlichen, Monsieur und Madame Marquet.
     
    Suzy hatte ihr Yogakissen in die Gräser gelegt, und Philibert las in einem Liegestuhl Reiseführer über Spanien, wohin sie in der nächsten Woche auf Hochzeitsreise wollten.
    »Zu Juan Carlos. Meinem angeheirateten Cousin.«
    »Das hätte ich mir ja denken können«, lächelte Camille.
    »Aber … Und Franck? Ist er nicht da?«
    »Nein.«
    »Mit dem Motorrad unterwegs?«
    »Keine Ahnung.«
    »Willst du damit sagen, daß er in Paris geblieben ist?«
    »Das denke ich mir.«
    »Ach, Camille«, er war bekümmert.
    »Was, Camille?« regte sie sich auf. »Was denn? Du selbst hast mir doch schon ganz zu Anfang gesagt, wie unmöglich er ist. Daß er noch nie was anderes gelesen hat als die Kleinanzeigen in seinen Motorradheften, daß … daß …«
    »Schhh. Beruhige dich. Ich mache dir ja keine Vorwürfe.«
    »Nein, schlimmer.«
    »Ihr habt so glücklich ausgesehen.«
    »Ja. Genau deswegen. Belassen wir es dabei. Machen wir nicht alles kaputt.«
    »Glaubst du denn, es ist wie bei deinen Stiften? Glaubst du, daß sie sich bei Gebrauch abnutzen?«
    »Was denn?«
    »Die Gefühle?«
     
    »Wann hast du das letzte Mal ein Selbstporträt gemacht?«
    »Warum fragst du?«
    »Wann?«
    »Lange her.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    »Das hat damit nichts zu tun.«
    »Nein, natürlich nicht.«
     
    »Camille?«
    »Mmm.«
    »Am 1. Oktober um acht Uhr morgens.«
    »Ja?« Er reichte ihr den Brief von Herrn Buzot, Notar in Paris.
     
    Camille las ihn, gab ihn zurück und legte sich zu seinen Füßen ins Gras.
     
    »Pardon?«
    »Es war zu schön, um von Dauer zu sein.«
    »Es tut mir leid.«
    »Hör auf.«
    »Suzy liest die Anzeigen in unserem Viertel. Dort ist es nicht schlecht, weißt du? Es ist … es ist pittoresk, wie mein Vater sagen würde.«
    »Hör auf. Und Franck, weiß er Bescheid?«
    »Noch nicht.«
     
    Er kündigte sich für die darauffolgende Woche an.
    »Fehl ich dir so?« schäkerte Camille am Telefon.
    »Nee. Ich muß was an meinem Motorrad machen. Hat Philibert dir den Brief gezeigt?«
    »Ja.«
    »…«
    »Denkst du an Paulette?«
    »Ja.«
    »Ich auch.«
    »Wir haben Jojo mit ihr gespielt. Wir hätten sie besser da gelassen, wo sie

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