Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
Vom Netzwerk:
davon halte, weiß sie genau. Seit ich sie bearbeite …«
    »Wir müssen unbedingt etwas Hochwertiges für sie finden. Ein schönes Zimmer und einen großen Park vor allem …«
    »Das ist sehr teuer, das weißt du …«
    »Wie teuer?«
    »Über zehntausend im Monat.«
    »Eh … Moment mal, Madame Carminot, wovon sprechen Sie da? Wir haben jetzt den Euro …«
    »Ach, der Euro. Ich rechne, wie ich immer gerechnet habe, und für ein gutes Heim muß man mit mehr als zehntausend Franc im Monat rechnen.«
    »…«
    »Franck?«
    »Das ist … Das ist das, was ich verdiene.«
    »Du mußt zum Sozialamt gehen und Wohngeld beantragen, prüfen lassen, was die Rente deines Großvaters bringt, und sie dann bei der APA registrieren lassen …«
    »Was ist denn eine Appa?«
    »Das ist eine Anlaufstelle für Pflegefälle und Behinderte.«
    »Aber … Sie ist doch nicht wirklich behindert, oder?«
    »Nein, aber sie muß eben mitspielen, wenn die ihr einen Gutachter vorbeischicken. Es darf nicht so aussehen, als würde sie noch alles mitkriegen, sonst gibt’s nicht viel …«
    »Oh, Scheiße Mann, was für ein Mist … Pardon.«
    »Ich halte mir die Ohren zu.«
    »Ich habe keine Zeit, diese ganzen Papiere auszufüllen … Wollen Sie die Lage für mich ein wenig sondieren?«
    »Mach dir keine Sorgen, ich werde das Thema am nächsten Freitag im Club ansprechen, ich bin sicher, daß ich einiges rauskriege!«
    »Ich danke Ihnen, Madame Carminot …«
    »Schon gut. Das ist doch das mindeste, oder?«
    »Gut, okay, ich muß jetzt zur Arbeit …«
    »Du bist ja mittlerweile ein richtiger Meisterkoch!«
    »Wer sagt das?«
    »Madame Mandel.«
    »Aha.«
    »Ja, ja, wenn du wüßtest. Sie schwärmt noch heute davon! Du hast ihnen einmal einen fürstlichen Hasen vorgesetzt.«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Aber sie weiß es noch, das kannst du mir glauben! Sag mal, Franck?«
    »Ja?«
    »Ich weiß zwar, daß es mich nichts angeht, aber … deine Mutter?«
    »Was ist mit meiner Mutter?«
    »Ich weiß nicht, aber ich habe überlegt, ob man sie nicht auch informieren sollte. Sie könnte dir vielleicht bei der Finanzierung helfen.«
    »Wer beleidigt hier jetzt wen, Yvonne, dabei sollten Sie sie gut genug kennen.«
    »Menschen können sich ändern, weißt du …«
    »Sie nicht.«
    »…«
    »Nein. Sie nicht … Okay, ich muß los, ich bin spät dran …«
    »Auf Wiederhören, mein Junge.«
    »Eh …?«
    »Ja?«
    »Versuchen Sie trotzdem, etwas Billigeres zu finden …«
    »Ich will mal sehen, ich sage dir Bescheid.«
    »Danke.«
     
    Es war so kalt an diesem Tag, daß Franck froh war über die Hitze in der Küche und seine Sträflingsarbeit. Der Chef war gut gelaunt. Sie hatten wieder Leute abweisen müssen, und er hatte gerade erfahren, daß er in einer Lifestyle-Zeitschrift eine gute Besprechung bekommen würde.
    »Bei diesem Wetter, Jungs, werden wir heute Gänseleber umsetzen und den besten Wein ausschenken! Das war’s jetzt mit Salaten, leichter Kost und dem ganzen Mist! Schluß damit! Ich will es schön, ich will es gut, und ich will, daß die Gäste um zehn Grad wärmer hier rausgehen! Los jetzt, Männer! Schmeißt das Feuer an!«
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    19
     
     
     
    Camille hatte Mühe, die Treppe hinunterzugelangen. Sie hatte fürchterliche Gliederschmerzen und eine heftige Migräne. Als hätte ihr jemand ein Messer ins rechte Auge gerammt und machte sich einen Spaß daraus, die Klinge bei jeder Bewegung ein wenig zu drehen. Unten angekommen, hielt sie sich an der Wand fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Sie schlotterte, sie bekam keine Luft. Sie dachte einen Augenblick daran, umzukehren und sich hinzulegen, aber die Vorstellung, die sieben Stockwerke wieder hinaufzusteigen, schien ihr noch unausführbarer, als zur Arbeit zu gehen. In der Metro würde sie sich wenigstens setzen können.
     
    Als sie die Eingangshalle durchquerte, stieß sie gegen einen Bären. Es war ihr Nachbar, im langen Pelzmantel.
    »Oh, Pardon Monsieur«, entschuldigte er sich, »ich …«
    Er sah auf.
    »Camille, sind Sie’s?«
    Da sie nicht die Kraft für den geringsten Plausch aufbrachte, schlüpfte sie unter seinem Arm hindurch.
    »Camille! Camille!«
    Sie vergrub die Nase in ihrem Schal und beschleunigte ihre Schritte. Diese Anstrengung zwang sie bald, sich auf einen Parkscheinautomaten zu stützen, um nicht zu fallen.
    »Camille, alles

Weitere Kostenlose Bücher