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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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niemanden. Sie machte ihm ein Glas heiße Milch, süßte es mit ein paar Orangenblüten, stützte ihm den Kopf, während er trank, und setzte sich auf einen Stuhl. Hier, siehst du, gleich neben dir. Sie verschränkte die Arme, seufzte und schlief mit ihm ein. Vor ihm oft. Das war nicht schlimm, solange sie da war, ging es. Da konnte er die Beine ausstrecken …
     
    »Ich wollte dir nur sagen, daß kein warmes Wasser mehr da ist«, meinte Franck.
    »Oh, das ist ärgerlich. Ich bedaure das sehr.«
    »Scheiße Mann, hör auf, dich zu entschuldigen! Ich hab den Boiler leer gemacht, okay? Ich war es. Also entschuldige du dich nicht!«
    »Bedaure, ich dachte …«
    »He, und außerdem gehst du einem wirklich auf die Eier, wenn du immer den Bettvorleger spielen mußt, da hast du echt ein Problem.«
     
    Er ging aus dem Zimmer, um seine Arbeitsklamotten zu bügeln. Er mußte sich unbedingt neue Jacken kaufen, er hatte nichts Sauberes mehr für die nächste Schicht. Er hatte keine Zeit. Keine Zeit. Keine Zeit für nichts, Scheiße noch mal!
    Er hatte bloß einen freien Tag in der Woche, den würde er ja wohl nicht im Altenheim auf einem Kuhdorf zubringen und seiner Großmutter beim Flennen zuschauen!
     
    Philibert hatte sich schon mit seinen Pergamenten und den ganzen Wappenschilden auf dem Sessel niedergelassen.
    »Philibert …«
    »Ja bitte?«
    »Hör zu … hm … Entschuldige mich wegen vorhin, ich … Ich mache gerade die Hölle durch und bin total gereizt, verstehst du … Außerdem bin ich todmüde.«
    »Das ist nicht von Belang.«
    »Doch, das ist von Belang.«
    »Von Belang ist nur, daß du sagst ›entschuldige bitte‹ und nicht ›entschuldige mich‹. Ich kann dich dafür nicht entschuldigen, sprachwissenschaftlich gesehen ist das nicht korrekt.«
    Franck starrte ihn einen Moment an, bevor er den Kopf schüttelte:
    »Du bist schon ein komischer Kauz, Mann.«
     
    Bevor er zur Tür hinausging, fügte er hinzu:
    »Schau nachher mal in den Kühlschrank, ich hab dir was mitgebracht. Ich weiß nicht mehr, was es ist. Ente, glaub ich.«
     
    Philibert bedankte sich bei einem Luftzug.
    Unser Bierkutscher war bereits in der Diele am Fluchen, weil er seine Schlüssel nicht fand.
     
    Er versah seinen Dienst, ohne ein Wort zu sagen, muckte nicht auf, als der Chef ihm den Topf aus der Hand nahm, um sich aufzuspielen, biß die Zähne zusammen, als ein Entenbrustfilet, das nicht richtig durch war, zu ihm zurückkam, rieb an seiner Kochplatte herum, als wollte er Eisenspäne gewinnen.
     
    Die Küche leerte sich, und er wartete in einer Ecke, bis sein Kumpel Kermadec die Tischdecken sortiert und die Servietten gezählt hatte. Als dieser ihn in der Ecke sitzen und in seiner Motorradzeitschrift blättern sah, fragte er mit einer Kopfbewegung:
    »Worauf wartet er noch, unser Küchenbulle?«
    Lestafier warf den Kopf in den Nacken und hielt den Daumen vor den Mund.
    »Ich komme. Drei Sachen noch, dann bin ich ganz für dich da …«
     
    Sie hatten vor, auf Sauftour zu gehen, aber Franck war schon nach der zweiten Kneipe sturzbetrunken.
    In dieser Nacht fiel er in ein Loch, nicht das Loch seiner Kindheit. Ein anderes.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    18
     
     
     
    »Na ja, ich wollte gerne … Bitte entschuldigen Sie mich. Das heißt, ich wollte Sie bitten …«
    »Was denn, mein Junge?«
    »Mir zu verzeihen.«
    »Ich habe dir schon verziehen, du. Das hast du so nicht gemeint, das weiß ich, du solltest aber trotzdem aufpassen … Weißt du, man muß den Leuten, die einen korrekt behandeln, mit Respekt begegnen. Du wirst schon sehen, wenn du älter wirst, daß dir davon nicht so viele über den Weg laufen …«
    »Wissen Sie, ich habe über das nachgedacht, was Sie mir gestern gesagt haben, und auch wenn es mir die Zunge versengt, Ihnen das zu sagen, weiß ich genau, daß Sie recht haben.«
    »Natürlich habe ich recht. Ich kenne doch die Alten, ich sehe sie hier den ganzen Tag.«
    »Dann äh …«
    »Was?«
    »Das Problem ist, ich habe nicht die Zeit, mich darum zu kümmern, ich meine, einen Platz zu finden und all das.«
    »Willst du, daß ich das übernehme?«
    »Ich kann Ihnen die Stunden bezahlen, wissen Sie.«
    »Jetzt fang nicht wieder an, mich zu beleidigen, du Dummerchen, ich will dir gerne helfen, aber du mußt es ihr sagen. Du mußt ihr die Situation erklären.«
    »Kommen Sie mit?«
    »Das will ich gern, wenn es dir hilft, aber weißt du, was ich

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