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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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ausführe.«
    »Na dann …« prustete sie los, »wird sie irre stolz sein, mit so einem gutaussehenden Mann auszugehen.«
    »Sehr witzig. Wenn du wüßtest, wie mich das alles streßt. Na ja, das muß sein.«
    »Geht’s um Paulette? Die mit dem Schal?«
    »Ja. Darum bin ich auch hier. Hattest du mir nicht gesagt, daß du noch was für sie hast?«
    »Doch. Genau.«
    Sie stand auf, schob den Sessel zur Seite und wühlte in ihrem kleinen Koffer.
    »Setz dich da hin.«
    »Warum?«
    »Für ein Geschenk.«
    »Willst du mich malen?«
    »Ja.«
    »Das will ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »…«
    »Kannst du es nicht sagen?«
    »Ich mag es nicht, wenn man mich beobachtet.«
    »Es geht ganz schnell.«
    »Nein.«
    »Wie du willst. Ich hatte gedacht, ein kleines Porträt von dir würde ihr gefallen. Eine Art Naturalientausch, weißt du? Aber ich besteh nicht darauf. Das tu ich nicht mehr. Das ist nicht meine Art.«
    »Na gut, aber schnell, ja?«
     
    »So geht das nicht.«
    »Was denn noch?«
    »Der Anzug hier, die Krawatte und so, das geht nicht. Das bist nicht du.«
    »Willst du, daß ich mich ausziehe?« grinste er.
    »Au ja, das wäre toll! Ein schöner Akt«, antwortete sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Du machst Spaß?«
    Er bekam es mit der Angst.
    »Natürlich mach ich Spaß. Du bist viel zu alt! Und außerdem bist du bestimmt ganz behaart.«
    »Überhaupt nicht! Überhaupt nicht! Ich hab kein Haar zuviel!«
    Sie lachte.
    »Komm schon. Zieh wenigstens die Jacke aus und mach die Krawatte auf.«
    »Pff … Ich hab drei Stunden gebraucht, um den Knoten hinzukriegen.«
    »Sieh mich an. Nee, nicht so. Man könnte meinen, du hättest einen Besen verschluckt, entspann dich … Ich mal dich doch nur, ich freß dich schon nicht, Idiot.«
    »Doch, doch«, er blühte auf, »friß mich, Camille, friß mich ruhig.«
    »Genau. Behalt dieses dämliche Grinsen. Das ist genau das richtige.«
     
    »Bist du bald fertig?«
    »Fast.«
    »Ich hab keinen Bock mehr. Erzähl mir was. Erzähl mir eine Geschichte, damit die Zeit vergeht.«
    »Von wem soll ich dir diesmal erzählen?«
    »Von dir.«
    »…«
    »Was machst du heute?«
    »Aufräumen, ein bißchen bügeln. Und dann gehe ich spazieren. Es ist so schönes Licht. Irgendwann lande ich bestimmt in einem Café oder einer Teestube. Esse Scones mit Heidelbeergelee … hmm. Und mit ein bißchen Glück gibt’s dort einen Hund. Zur Zeit sammle ich die Hunde der Teestuben. Ich habe ein eigenes Heft nur für sie, aus wunderschönem Moleskin. Vorher hatte ich eins für Tauben. Bei Tauben bin ich unschlagbar. Die vom Montmartre, vom Trafalgar Square in London oder vom Markusplatz in Venedig, ich hab sie alle eingefangen.«
    »Sag mal …«
    »Ja?«
    »Warum bist du immer allein?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Magst du keine Männer?«
    »Ich hab’s gewußt. Eine Frau, die deinem unwiderstehlichen Charme nicht erliegt, ist zwangsläufig lesbisch, oder was?«
    »Nein, nein, ich frag mich nur, das ist alles. Du ziehst dich immer häßlich an, rasierst dir den Schädel kahl, all so was …«
    Stille.
    »Doch, doch, ich mag Männer. Frauen auch, damit du’s weißt, aber ich bevorzuge Männer.«
    »Hast du schon mal mit einer Frau geschlafen?«
    »O ja, mehrfach!«
    »Machst du Witze?«
    »Ja. Okay, fertig. Du kannst dich wieder anziehen.«
    »Zeig mal.«
    »Du wirst dich nicht erkennen. Die Leute erkennen sich selbst nie.«
    »Warum hast du hier einen großen Klecks gemacht?«
    »Das ist der Schatten.«
    »Ach?«
    »Das nennt man lavieren.«
    »Aha. Und das hier, was ist das?«
    »Deine Koteletten.«
    »Ja?«
    »Du bist enttäuscht, nicht? Hier, nimm das noch mit. Das ist eine Skizze, die ich neulich gemacht habe, als du mit der Play Station gespielt hast.«
     
    Breites Grinsen:
    »Also, das hier ist klasse! Das bin ich!«
    »Mir gefällt das andere besser, aber gut. Du brauchst sie zum Transport nur in einen Comic zu stecken.«
    »Gib mir ein Blatt.«
    »Warum?«
    »Darum. Ich kann auch ein Porträt von dir malen, wenn ich will.«
     
    Er betrachtete sie einen Moment, beugte sich über seine Knie, streckte die Zunge heraus und hielt ihr sein Gekritzel hin.
    »Und?« fragte sie neugierig.
     
    Er hatte eine Spirale gemalt. Ein Schneckenhaus mit einem kleinen schwarzen Punkt in der Mitte.
    Sie reagierte nicht.
    »Der kleine Punkt bist du.«
    »Ich … Das habe ich verstanden.«
    Ihre Lippen zitterten.
    Er nahm ihr das Papier aus der Hand:
    »Mensch! Camille, das war ein Witz! Nimm das doch

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