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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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Beine, legte die Stirn an die Scheibe und verbrachte den Rest der Fahrt damit, die kleinen, zusammengekauerten Menschenbündel auf den Gittern über den Belüftungsschächten der Metro und in den Schlupfwinkeln der Toreinfahrten zu betrachten.
    Die Starrköpfigen, die Dickschädel, die sich weigerten, sich in Alufolie zu hüllen, um nicht vom Lichtstrahl der Scheinwerfer erfaßt zu werden, und die den warmen Asphalt den Kacheln von Nanterre vorzogen.
    Sie verzog das Gesicht.
    Schlimme Erinnerungen stiegen in ihr hoch.
    Und ihr halluziniertes Gespenst? Er hatte so jung ausgesehen.
     
    Und sein Hund? Es war der reinste Schwachsinn. Mit ihm konnte er nirgendwo hingehen. Sie hätte mit ihm reden sollen, ihn vor dem großen Matrix warnen und fragen, ob er Hunger habe. Nein, er wollte seinen Stoff. Und sein Köter? Wann hatte er wohl das letzte Mal Hundefutter bekommen? Sie seufzte. Was war sie blöd. Machte sich Sorgen um eine Promenadenmischung, wo die Hälfte der Menschheit von einem Plätzchen auf einem Entlüftungsschacht träumte, war sie blöd. Komm, geh schlafen, Alte, ich schäme mich für dich. Wie paßt das alles zusammen? Du machst das Licht aus, um ihn nicht mehr zu sehen, bläst dann auf dem Rücksitz einer Limousine Trübsal und kaust auf deinem Spitzentaschentuch.
    Husch husch, ins Körbchen.
     
    Die Wohnung war leer, sie holte sich einen Schnaps, ohne hinzusehen, welchen, trank genug, um den Weg zu ihrem Kopfkissen zu finden, und stand in der Nacht wieder auf, um sich zu übergeben.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    7
     
     
     
    Die Hände in den Taschen, die Nase in der Luft hopste sie unter der Anzeigetafel auf und ab, als eine vertraute Stimme ihr die gewünschte Auskunft erteilte:
    »Der Zug aus Nantes. Planmäßige Ankunft 20.35 Uhr auf Gleis 9. Wird voraussichtlich ca. 15 Minuten später ankommen. Wie immer.«
    »Ach! Du bist da?«
    »Bin ich«, antwortete Franck. »Das fünfte Rad am Wagen. Sag mal, du hast dich aber schön gemacht! Was ist denn das hier? Lippenstift, oder spinn ich?«
    Sie verbarg ihr Lachen hinter den Löchern ihres Schals.
     
    »Du bist doof.«
    »Nein, ich bin eifersüchtig. Für mich schminkst du dich nie.«
    »Das ist keine Schminke, sondern was für aufgesprungene Lippen.«
    »Lügnerin. Zeig mal.«
    »Nein. Hast du noch Urlaub?«
    »Ich fang morgen abend wieder an.«
    »Ja? Wie geht’s deiner Großmutter?«
    »Gut.«
    »Hast du ihr mein Geschenk gegeben?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Sie hat gesagt, um mich so gut zeichnen zu können, müßtest du in mich verknallt sein.«
    »Ganz bestimmt.«
    »Wollen wir was trinken?«
    »Nein. Ich war den ganzen Tag drinnen. Ich will mich da vorne hinsetzen und mir die Leute anschauen.«
    »Kann ich dir dabei Gesellschaft leisten?«
     
    Sie kauerten sich auf eine Bank zwischen einem Zeitungskiosk und einem Stempelautomaten und beobachteten das Gewimmel kopfloser Fahrgäste.
     
    »Los! Lauf zu, Junge! Lauf zu! Tja … Zu spääät.«
     
    »Einen Euro? Nee. ’ne Kippe, wenn du willst.«
     
    »Kannst du mir erklären, warum immer die Mädels, die am schlechtesten gebaut sind, Hüfthosen anhaben? Das versteh ich nicht.«
     
    »Einen Euro? He, du hast mich doch eben schon angepumpt, Alter!«
     
    »Siehst du das kleine Muttchen mit ihrer bretonischen Haube, hast du dein Heft mit? Nein? Schade. Und den da? Guck mal, wie der sich freut, seine Frau wiederzusehen.«
    »Da ist was faul«, meinte Camille, »das ist bestimmt seine Geliebte.«
    »Warum meinst du?«
    »Ein Mann, der mit seinem Herrentäschchen in die Stadt kommt, sich auf eine Frau im Pelzmantel stürzt und ihr den Nacken küßt. Glaub mir, da ist was faul.«
    »Pff … Vielleicht ist das seine Frau?«
    »Nix da! Seine Frau hockt in Quimper und bringt um diese Zeit die Kinder ins Bett! Hier, das ist ein Ehepaar«, kicherte sie und zeigte auf zwei Spießer, die sich an der Markierung eines TGV anbrüllten.
    Er schüttelte den Kopf:
    »Du hast keine Ahnung.«
    »Du bist zu sentimental.«
     
    Anschließend ging ein uraltes Paar mit zwei Stundenkilometern an ihnen vorbei, gebeugt, zärtlich, vorsichtig hielten sie sich am Arm. Franck stieß sie mit dem Ellbogen an:
    »Hier!«
    »Ich geb mich geschlagen.«
    »Ich liebe Bahnhöfe.«

»Ich auch«, gab Camille zurück.
    »Wenn du ein Land kennenlernen willst, brauchst du dich nicht in einen Bus zu zwängen, es reicht, wenn du dir die Bahnhöfe und die Märkte

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