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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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geschlungen hatte, und in der anderen ein noch aufgeschlagenes Buch.
     
    Camille lächelte:
    »Nein, ich bin nicht in ihn verliebt, aber weißt du, er ist der große Bruder, von dem ich immer geträumt habe.«
    »Bist du Einzelkind?«
    »Ich … Ich weiß nicht mehr«, murmelte sie und stürzte auf ihren kurzsichtigen, geliebten Zombie zu.
     
    Natürlich war er konsterniert, natürlich stotterte er, natürlich ließ er Camille den Koffer auf die Füße fallen, natürlich erging er sich in Entschuldigungen und verlor im selben Atemzug die Brille. Natürlich.
    »Nein, Camille, Sie gehen aber ran. Man könnte meinen, ein junger Hund, aber, aber, aber …«
    »Erzähl mir nix, sie ist kaum noch zu halten«, knurrte Franck.
    »Hier, nimm seinen Koffer«, trug sie ihm auf und hängte sich an seinen Hals, »weißt du, wir haben eine Überraschung für dich.«
    »Eine Überraschung, aber mein Gott, nein. Ich … Ich mag … mag Überraschungen nicht so sehr … das wä… wäre nicht nötig gewesen.«
    »He, ihr Turteltäubchen! Macht es euch vielleicht was aus, etwas langsamer zu laufen? Euer Boy ist müde. Verflucht noch mal, was hast du denn da drin? Eine Rüstung oder was?«
    »Nur ein paar Bücher. Mehr nicht.«
    »Verdammt, Philou, du hast doch schon zigtausend, Scheiße. Hättest du die hier nicht in deinem Schloß lassen können?«
    »Er ist aber sehr auf der Höhe, unser Freund«, flüsterte er Camille ins Ohr, »wie geht es Ihnen?«
    »Wem?«
    »Äh … na, Ihnen?«
    »Pardon?«
    »D… dir?«
    »Mir?« wiederholte sie lächelnd, »sehr gut. Ich freue mich, daß du da bist.«
    »Ich auch … Ist alles gutgegangen? Keine Gräben in der Wohnung? Kein Stacheldraht? Keine Sandsäcke?«
    »Überhaupt kein Problem. Er hat zur Zeit eine Freundin.«
    »Aha, sehr gut. Und die Feste?«
    »Was für Feste? Heute abend haben wir ein Fest! Wir gehen übrigens essen. Ich lade euch ein!«
    »Wohin?« brummte Franck.
    »Ins La Coupole .«
    »Oh nein. Das ist doch kein Restaurant, das ist eine Futtermittelfabrik.«
    Camille runzelte die Stirn:
    »Doch. Ins La Coupole . Mir gefällt’s dort. Dort geht es nicht ums Essen, sondern um das Dekor, die Atmosphäre, die Leute und das Zusammensein.«
    »Was soll das heißen: ›Dort geht es nicht ums Essen?‹ Machst du Witze?«
    »Tja, wenn du nicht mitkommen willst, Pech für dich, aber Philibert lade ich ein. Seid euch darüber im klaren, daß das meine erste Extravaganz in diesem Jahr ist!«
    »Wir kriegen bestimmt keinen Platz.«
    »Doch, klar! Sonst warten wir an der Theke.«
    »Und die Bibliothek von unserem Herrn Marquis? Soll ich die bis dahin schleppen?«
    »Die können wir doch ins Schließfach packen und auf dem Rückweg abholen.«
    »Also wirklich. Scheiße, Philou! Sag was!«
    »Franck?«
    »Ja.«
    »Ich habe sechs Schwestern …«
    »Und?«
    »Ich sage dir nur: klein beigeben. Was Frau will, so Gott will.«
    »Wer sagt das?«
    »Das ist eine Volksweisheit.«
    »Na bitte! Es geht schon wieder los! Jetzt nervt ihr wieder, ihr beiden, mit euren Zitaten.«
     
    Er beruhigte sich, als sie ihn auf der anderen Seite unterhakte, und die Flaneure vom Boulevard Montparnasse machten Platz, um sie durchzulassen.
     
    Von hinten waren sie richtig entzückend.
     
    Links der große Hagere mit seinem Pelzmantel Stil Rußlandheimkehrer , rechts der kleine Stämmige mit seiner Lucky-Strike-Jacke und in der Mitte eine junge Frau, die piepte, lachte, hüpfte und insgeheim davon träumte, hochgehoben zu werden und die beiden sagen zu hören: »Eins! Zwei! Drei! Huuuuiiiii …«
    Sie drückte sie, so fest sie konnte. Heute war sie völlig im Gleichgewicht. Nicht zu weit vorn, nicht zu weit hinten, sondern da. In der Mitte. Zwischen zwei gutmütigen Ellbogen.
     
    Der große Hagere neigte leicht den Kopf, und der kleine Stämmige steckte die Fäuste in die verschlissenen Taschen.
    Ohne sich dessen bewußt zu sein, dachten beide exakt dasselbe: Wir drei, hier, jetzt, ausgehungert, zusammen – hoffen wir das Beste.
     
    Während der ersten zehn Minuten war Franck unausstehlich, klagte nacheinander über die Karte, die Preise, den Service, den Touristenlärm, die Pariser, die Amerikaner, die Raucher, die Nichtraucher, die Bilder an der Wand, den Hummer, seine Nachbarin, sein Messer und die gräßliche Skulptur, die ihm bestimmt den Appetit rauben würde.
    Camille und Philibert amüsierten sich köstlich.
    Nach einer Schale Champagner, zwei Gläsern Chablis und sechs Austern hielt er

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