Zusammen ist man weniger allein
einen Mülleimer, darum kümmere ich mich. Du, Franck, denkst daran, deine Bierflaschen zurückzubringen, und mach in deinem Zimmer ab und zu mal ein Fenster auf, sonst ziehen wir uns noch irgendwelche Viecher zu. Das gleiche gilt fürs Klo. Bitte die Klobrille runterklappen, und wenn kein Klopapier mehr da ist, Bescheid geben. Und dann sollten wir uns vielleicht einen halbwegs ordentlichen Staubsauger leisten. Der Teppichkehrer aus dem Ersten Weltkrieg war ja eine Zeitlang okay … Hm, was noch?
»Da hast du’s, Philou, verstehst du jetzt, warum ich gesagt habe, laß nie ein Mädchen bei dir einziehen? Verstehst du, was ich gemeint habe? Siehst du, was das gibt? Und wart’s ab, das ist erst der Anfang …«
Philibert Marquet de La Durbellière lächelte. Nein, er verstand nicht. Er hatte gerade zwei erniedrigende Wochen unter dem gereizten Blick seines Vaters hinter sich, der seinen Abscheu nicht länger zu verbergen vermochte. Ein Erstgeborener, der sich weder für die Pachtwirtschaft noch für die Wälder noch für die Frauen noch für die Finanzen und noch weniger für seinen gesellschaftlichen Rang interessierte. Ein Versager, ein großer Tolpatsch, der für den Staat Ansichtskarten verkaufte und anfing zu stottern, wenn ihn seine kleine Schwester bat, ihr das Salz zu reichen. Einer der zwei Stammhalter und nicht in der Lage, sicher aufzutreten, wenn er mit dem Wildhüter sprach. Nein, das hatte er nicht verdient, knurrte er jeden Morgen, wenn er ihn auf allen vieren in Blanches Zimmer überraschte, wo er mit ihr und ihren Puppen spielte.
»Haben Sie nichts Besseres zu tun, mein Sohn?«
»Nein, Vater, aber ich … ich … sagen Sie mir, wenn Sie mich br… brauchen, ich …«
Doch die Tür war schon ins Schloß gefallen, bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte.
»Sagen wir, du bist zuständig fürs Kochen, und ich übernehme die Einkäufe, und dann machst du uns Waffeln, und anschließend fahren wir die Kinder im Park spazieren.«
»Einverstanden, Mäuschen, einverstanden. Alles, was du willst.«
Blanche oder Camille, für ihn war es das gleiche: Zwei kleine Mädchen, die ihn mochten und ihm ab und zu ein Küßchen gaben. Und dafür war er bereit, die Verachtung seines Vaters hinzunehmen und, wenn nötig, fünfzig Staubsauger zu kaufen.
Kein Problem.
Und da er es war, der Handschriften, Eide, Pergamente, Karten und andere Verträge liebte, stellte er die Kaffeetassen auf den Nachbartisch und holte aus seiner Tasche ein Blatt Papier, auf das er förmlich schrieb: »Charta der Avenue Émile-Deschanel, gültig für die Bewohner und andere Besuch …«
Er unterbrach sich:
»Und wer war Émile Deschanel, Kinder?«
»Ein Präsident der Republik!«
»Nein, der hieß Paul. Émile Deschanel war ein Gelehrter, Professor an der Sorbonne, suspendiert wegen seiner Abhandlung Katholizismus und Sozialismus … Oder umgekehrt, ich weiß es nicht mehr. Übrigens, meiner Großmutter ging der Name dieses Halunken auf ihrer Visitenkarte ein wenig gegen den Strich … Gut, wo war ich?«
Er wiederholte Punkt für Punkt, was sie beschlossen hatten, inklusive Toilettenpapier und Mülltüten, und reichte das Protokoll herum, damit jeder seine eigenen Zusätze vermerken konnte.
»Ein richtiger Jakobiner bin ich geworden«, seufzte er.
Franck und Camille ließen widerwillig ihre Gläser los und schrieben eine Menge Unsinn auf.
Seelenruhig holte er sein Siegelwachs heraus und brachte unter den verdutzten Blicken der beiden anderen seinen Siegelring unten auf dem Wisch an, faltete das Blatt zweimal und steckte es nachlässig in die Jackentasche.
»Eh … Trägst du immer deinen ganzen Adelsplunder spazieren?« fragte Franck schließlich kopfschüttelnd.
»Mein Wachs, mein Siegel, mein Riechsalz, meine Goldtaler, mein Wappen und meine Giftfläschchen. Gewiß, mein Lieber.«
Franck, der einen der Kellner kannte, stattete der Küche einen Besuch ab.
»Ich bleib dabei, eine Futtermittelfabrik. Aber was für eine schöne …«
Camille übernahm die Rechnung, doch, doch, ich bestehe darauf, ihr dürft dafür staubsaugen, sie holten den Koffer und stiegen hier und da über einen Clochard hinweg, Lucky Strike bestieg sein Motorrad, die beiden anderen nahmen ein Taxi.
8
Am nächsten Tag, am übernächsten und an den darauffolgenden Tagen wartete sie
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