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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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dreitausend Pfund, ein schöner Batzen. Frankie musste fast ihre gesamten Ersparnisse aufwenden, und auch wenn sie wusste, dass bald eine neue Geldquelle für sie sprudeln würde, wurmte sie das sehr.
    Nicht dass drei Riesen viel im Vergleich zum Preis eines Hauses gewesen wären, ganz zu schweigen von Roz’ schönem Haus.
    Mussichhaben.
    Natürlich ist es jetzt nicht mehr Roz’ Haus, jedenfalls nicht auf eine Art, die zählt. Dem Grundbucheintrag nach gehört es zwar immer noch Roz, aber wirklich nur auf dem Papier.
    In Wahrheit ist es jetzt schon Frankies Haus.
    Vor nunmehr einer Woche hatte sie sich den Lieferwagen geliehen – wieder Geld ausgegeben –, und zwar in Gloucester, wo sie auch den Sarg abgeholt hatte. Sie hatte geschaudert, als sie sah, wie er verladen wurde. Zwar war er verpackt, anhand der Form aber deutlich zu erkennen gewesen, und irgendwann würde die Zeit kommen, da sie ihn aus dem Lieferwagen und ins Haus schleppen musste.
    Diese Zeit ist nun da.
    Nach Einbruch der Dunkelheit hat sie den Lieferwagen von seinem Parkplatz nahe ihrer Wohnung in Lancing geholt (ein winzig kleines Zimmer, das sie bar bezahlt hatte – dank Roz das letzte seiner Art), und nun kommt der potenziell riskanteste Moment, da es keinen Zugang zum Haus aus der Garage gibt. Somit ist es sinnlos, den Lieferwagen hineinzufahren. Stattdessen hat Frankie beschlossen, ihn so nahe wie möglich ans Gartentor zu fahren und den Sarg von dort zwischen den Hecken hindurch in den Wintergarten zu schleppen. Und wenn alles normal verlief, würde sie auch niemand dabei bemerken, wie sie einen Sarg ins Haus schleifte. Denn Roz’ Haus steht auf einer Hügelkuppe, und Mrs Osborne, die nächste Nachbarin, wohnt ein ganzes Stück weiter unten hinter einer Reihe großer Bäume, sodass das Haus der Osbornes von Roz aus betrachtet so gut wie unsichtbar ist.
    Alles sehr privat.
    Je privater, desto besser, soweit es Frankie betrifft.
    Trotzdem, es ist und bleibt ein Sarg, und selbst verpackt sieht er verdammt noch mal so aus.
    Vorbereitung ist alles.
    Vergangenen Monat hat Frankie in einem Heimwerkermarkt in Southwick eine Art Bahre gefunden – ähnlich den Paletten bei Calloway’s –, und sie hat die Jungs in Gloucester den Sarg direkt darauf verladen lassen. Das und eine Laderampe machen das Ausladen erheblich leichter, und Gott sei Dank ist Frankie nach all den Jahren des Häuserputzens gut in Form.
    »Für jemanden von deiner Größe bist du verdammt zäh«, hatte Bo einmal in ihren frühen Tagen bemerkt, als er gesehen hatte, wie mühelos sie das Sofa hochgehoben hatte, um darunter putzen zu können. Damals hatte er sie oft »Knirps« genannt oder schlicht »Baby«, was sie geliebt hatte, weil sie sich dann immer so weiblich gefühlt hatte, auch wenn sie gewusst hatte, dass sie nicht gerade die Venus von Milo war, und verglichen mit Bo war jeder klein.
    Gott sei Dank beobachtet sie diesmal niemand.
    Und da ist er, Roz’ Sarg, sicher im Garten und durch Hecken und Dunkelheit vor neugierigen Blicken geschützt. Gleich wird sie ihn durch die Glastür in den Wintergarten bringen, und danach wird sie den Lieferwagen in die Garage fahren. Anschließend muss sie nur noch den Sessel wegrücken und den Teppich zur Seite ziehen, um an die Falltür zu gelangen, die Verpackung abreißen und den Stahlkoloss auf die Seite kippen, um Laufrollen (ebenfalls aus dem Heimwerkermarkt) mit Komponentenkleber anzubringen. Dann gilt es nur noch, ein wenig zu warten, bis der Kleber trocken ist.
    Jetzt ist er trocken.
    »Okay«, sagt Frankie, atmet tief durch und dreht den Sarg wieder um.
    Dann murmelt sie ein Stoßgebet zu jedem, der ihr zuhören mag und der sie noch nicht ganz aufgegeben hat. Sie sagt Dinge wie »Gott weiß« oder »Gott sei Dank«, so wie jeder. Nur den ganzen Humbug, den man ihr in St Agnes einzutrichtern versucht hat, meidet sie; vielleicht hat sie irgendwann in der Kindheit einmal geglaubt, doch dieser Glaube ist längst verschwunden.
    In jedem Fall wird sie nun herausfinden, wie clever sie wirklich ist.
    Frankie atmet noch einmal tief durch und fährt den Sarg auf seinen Rollen über die offene Falltür. Dann, ohne weiteres Zögern, lässt sie ihn langsam hinunter. Mit beiden Armen hält sie den grässlichen Stahlkasten fest, als er ihr aus den Händen zu rutschen droht. Sie stöhnt vor Anstrengung und versucht, den Sarg so lange wie möglich festzuhalten, damit er nicht allzu tief fällt.
    »Scheiße.«
    Er rutscht ihr aus den Armen,

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