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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Frankie.
    Sie verdrängt die Gedanken an Schmutz und erinnert sich daran, wie sauer sie wegen seiner Aufdringlichkeit und seiner schleimigen Art ist.
    Der Bursche hätte nicht zurückkommen sollen.
    Er hätte ihr nicht sagen sollen, dass er mit anderen Leuten über sie gesprochen hat.
    Er sollte nicht wieder durch ihr Haus laufen, als würde es ihm gehören, und überall seinen Dreck und seine Keime verteilen: auf ihrem wunderbaren grauen Teppich im Flur. Sie hätte Plastik darüberziehen sollen; sie hatte es ja gleich gewusst. Und jetzt fasst der Kerl auch noch die Türklinke an ...
    Er bettelt förmlich darum.
    »Dann wollen wir mal«, sagt er.
    Er bettelt förmlich darum.
    Frankie geht ihm voraus in den Wintergarten, vorbei an ihrem schönen, geschmackvollen Mobiliar, der Couch mit den hübschen Kissen, und zeigt ihm, wo die Falltür ist.
    »Rücken Sie einfach den Korbsessel weg, dann finden Sie sie unter dem Teppich«, erklärt sie.
    »Alles klar.« Er schaut sich um. »Sie haben es sehr schön hier.«
    »Danke«, sagt Frankie. »Ich hoffe, Sie haben saubere Hände, Mr Swann.«
    Er hält sie hoch, damit Frankie sie inspizieren kann. »In Ordnung so?«
    Frankie nickt, obwohl es ihr schwerfällt. Sie weiß, dass das, was ein Mann wie Swann für sauber hält, meilenweit davon entfernt ist ...
    Nicht jetzt, Frankie.
    Plötzlich sieht sie genau, wie es kommen wird.
    Sie erinnert sich an das Jucken ihrer Hand am Tag von Roz’ Tod.
    Daran, wie sie sich hatte beherrschen müssen.
    Die kleine Sichel, die sie an jenem Morgen gehalten hatte – die winzige Klinge verwendet sie immer noch, sollte ein Unkraut es wagen, seinen hässlichen Kopf durch die spanischen Fliesen zu recken. Sie liegt drüben in der Ecke hinter den Orchideen, neben der Glastür. Sie steckt in der Halterung neben der Pflanzkelle, gleich neben der Gießkanne und dem Ungezieferspray.
    Frankie erinnert sich daran, wie Roz auf die Sichel geschaut, das Gesicht verzogen und gesagt hat, sie hoffe, Frankie würde die Steine nicht zerkratzen.
    Das war der Augenblick gewesen, da ihre Hand gejuckt hatte.
    Andy Swann hat den Korbsessel zur Seite gerückt. Sorgfältig und behutsam, das muss Frankie ihm lassen.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs Barnes«, sagt er.
    »Bestimmt nicht«, erwidert sie.
    Sie geht an ihm vorbei, als er den Teppich hochhebt.
    Sie geht die Sichel holen.
    Ihre Hand juckt wieder.
    Es wird Blut fließen.
    Irgendetwas in ihr zuckt unwillkürlich zurück. Ihr dreht sich der Magen um. All die Widerwärtigkeiten, an die sie nicht einmal zu denken wagt. Ein tief empfundener Widerwille erfasst sie, und einen Augenblick lang drohen ihr die Knie nachzugeben, so angewidert ist sie, so sehr von Ekel erfüllt.
    Doch Andy Swann hat sich bereits niedergekniet und schaut auf die Falltür.
    Kopf vornübergebeugt.
    Nacken entblößt.
    Frankie denkt an einen Film, den sie vor Jahren gesehen hat, einen Film über Heinrich VIII. und eine seiner Frauen, der man den Kopf abgeschlagen hat – sie kann sich nicht erinnern, welcher es war –, doch sie erinnert sich noch gut an den »Geschieden-geköpft-gestorben«-Reim, den sie als Kinder gelernt hatten.
    Es wird Blut fließen, Frankie, und du kannst Blut nicht ertragen.
    Und das stimmt. Gott helfe ihr. Das stimmt.
    Aber da unten ist der Sarg. Roz ist da unten – und nicht nur, dass Andy Swann ihn sehen wird, sie wird ihn womöglich wiedersehen, und Frankie will nicht mal daran denken, was mit Roz geschehen ist, geschweige denn, es sehen.
    Mach dich bereit.
    Der andere Teil von Frankie wappnet sich, der zähe Teil, der sie nach ihrem Problem von dem Ort weggebracht hat; der Teil, der ihr nach Bo geholfen hat zu überleben; der Teil, der ihr die Idee eingegeben und ihr geholfen hat, sie in die Tat umzusetzen.
    Der Teil, der ihr geholfen hat, Roz nach dort unten zu bringen, sodass niemand sie je wiedersieht.
    Dort unten.
    Andy Swanns Hals ist noch immer entblößt.
    Frankie hatte es immer schon gehasst, wenn Adern aus den Hälsen, Händen, Schläfen oder auf der Stirn hervorstanden. Dann kann sie nicht anders, als den Blick abzuwenden.
    Die Adern an Andy Swanns Hals. Da sind sie, deutlich sichtbar.
    Hier und jetzt.
    Und Frankie weiß, dass sie es tun muss.
    Sie will es tun.
    »Also schön«, sagt Swann.
    Er packt den Griff der Falltür und schickt sich an, sie zu öffnen.
    Plötzlich kommt Frankie eine Erinnerung. Ein Sportlehrer hatte ihr einmal gesagt, sie habe eine gute Hand-Auge-Koordination.
    Die Falltür ist

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