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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Soweit ich weiß, hat sie niemanden.«
    »Überhaupt keine Familie?«, fragte Jude.
    »Sie hat zumindest nie jemanden erwähnt. Als der Krankenwagen kam, habe ich ihren Führerschein in der Handtasche gefunden; darauf steht allerdings niemand, den man im Notfall kontaktieren soll.«
    Dann erzählte sie Jude, dass sie dem Krankenhauspersonal bereits von ihrem unbestätigten Verdacht berichtet hatte, dass Frankie unter einer Zwangsneurose leiden könnte – teils, weil das die Behandlung beeinflussen könnte, teils für den Fall, dass normale Pflege Frankie unnötigem Stress aussetzen würde.
    »Ich kann nicht anders, aber ich fühle mich irgendwie verantwortlich«, sagte Alex.
    »Für den Schlaganfall?«, entgegnete Jude. »Das ist lächerlich.«
    »Sie wollte, dass ich gehe. Sie hat mich mehr als einmal darum gebeten. Stattdessen habe ich auf diesen dummen Rissen herumgehackt.«
    »Wenn das ausgereicht hat, um einen Schlaganfall hervorzurufen«, sagte Jude, »wäre ich der Schuldige, nicht du. Aber du hast ja selbst gesagt, dass Frankie bereits schreckliche Kopfschmerzen gehabt hat. Du weißt also sehr gut, dass es jederzeit hätte passieren können.«
    »Es ist aber passiert, als ich dort war.«
    »Wärst du nicht dort gewesen, hätte sie vermutlich nicht mehr um Hilfe rufen können. Vielleicht läge sie dann jetzt noch irgendwo im Haus.«
    »Ich weiß«, sagte Alex.
    »Wirklich?«
    »Ich nehme es an.«
    »Alex, komm schon.«
    »Ja, schon gut«, gab sie nach. »Natürlich weiß ich das.«
    »Möchtest du ein wenig Gesellschaft haben?«, bot Jude an.
    »Liebend gern«, antwortete Alex, »nur dass ich noch einmal nach ihr sehen will, und sie liegt auf der Intensivstation. Mich werden sie vermutlich nicht reinlassen, von dir ganz zu schweigen. Also ist es wohl sinnlos, wenn du herkommen würdest.«
    »Später vielleicht?«
    »Wenn ich dann wegkann«, antwortete Alex.
    »Ob du nun kannst oder nicht«, sagte Jude, »hör bitte auf, dir Vorwürfe zu machen.«
    Der Schlaganfall lähmte Frankies linke Gehirnhälfte, und rasch wurde offensichtlich, dass sowohl ihre rechte Körperseite als auch das Sprachzentrum betroffen waren.
    »Es sieht schlecht aus«, berichtete Alex Jude, als sie sich am folgenden Abend in der Union Street trafen. »Aber es könnte alles noch viel schlimmer sein, hat man mir gesagt. Sie ist jetzt auf der Solomon Station, und sie ist Gott sei Dank nicht inkontinent. Aber sie hat Schwierigkeiten beim Schlucken, auch wenn es schon fast wieder so klappt wie normal.«
    »Und der Rest?«, fragte Jude. »Ist sie gelähmt?«
    »Das ist nicht wirklich eine Lähmung«, erklärte Alex. »Die Ärzte nennen es Hemiplegie. Das bedeutet, dass ihre rechte Seite sehr schwach ist, und ihre Gesichtsmuskeln hängen ein wenig. Aber so etwas geht oft rasch vorbei.«
    »Was ist mit ihrem Sprachvermögen?«
    »Ich hatte den ganzen Tag Patienten, deshalb bin ich heute Morgen nur kurz bei Frankie gewesen. Sie hat nicht gesprochen, aber die Oberschwester sagt, dass sie ein paar Worte mit ihr gesprochen habe. Sie lallt ein bisschen, aber auch das könnte viel schlimmer sein.«
    »Ist sie sehr verzweifelt?«, fragte Jude.
    »Das konnte ich nicht feststellen«, antwortete Alex. »Sie steht unter leichten Beruhigungsmitteln, und sie war ziemlich abgeschirmt, als ich dort war. Aber nach außen hin schien es ihr nicht zu schlecht zu gehen.«
    »Hat sie dich erkannt?«
    Alex schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Eine Frage noch«, sagte Jude.
    Alex lächelte müde. »Und welche?«
    »Hast du Hunger?«
    »Wie ein Wolf.« Alex schnüffelte. »Lamm?«
    »Du hast eine hervorragende Nase«, sagte Jude und küsste sie sanft.
    »Ich habe gute Neuigkeiten«, erinnerte Alex sich später, als sie an Judes Tisch saß. »Ich weiß nicht, wie ich das vergessen konnte – sieht man davon ab, dass ich hundemüde und hungrig war.« Sie aß den Rest des ersten Nachschlags, den sie sich genommen hatte. »Das ist wunderbar, Jude. Du bist so gut zu mir.«
    »Du hast es verdient.« Jude schenkte ihr ein zweites Glas Rotwein ein. »Und? Was ist das für eine gute Neuigkeit?«
    »Es geht um Frankie«, sagte Alex. »Die Krankenschwester sagte, dass heute Morgen noch ein anderer Besucher gekommen ist, kurz nachdem ich gegangen bin. Ein Mann, der sagte, er sei ihr Ex.«
    »Ex was?«, fragte Jude. »Exehemann?«
    Alex zuckte mit den Schultern. »Ehemann oder Freund – das ist nicht wirklich der Punkt. Der Punkt ist, dass er in Frankies Zimmer gegangen

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