Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
Vom Netzwerk:
sich eines Nachts bei Alex im Bett.
    »Gut genug«, erwiderte sie und küsste ihn.
    Sein Porträt von ihr – kaum angefangen – lag erst einmal auf Eis. Tatsächlich lag alles auf Eis, was nichts mit seiner Arbeit zu tun hatte, und Jude neigte wie die meisten Einheimischen dazu, die überfüllten Strände und Restaurants zu meiden; stattdessen blieb er entweder in seiner Wohnung oder in Alex’ Haus.
    Alex wiederum mochte die Wärme. Sie wäre gerne hinaus auf die vor Menschen wimmelnden Straßen gegangen, doch da auch sie sich nicht gerade über Mangel an Arbeit beklagen konnte, war sie ebenfalls müde, und, wichtiger noch: Sie war es mehr als zufrieden, mit Jude zusammen zu sein, egal wo.
    »Komm doch einfach runter«, sagte sie eines Tages zu Suzy am Telefon. »Oder warte, bis die schlimmste Hitze vorüber ist, und komm dann.«
    »Komm du doch rauf«, erwiderte Suzy. »Es ist schon ewig her, seit du das letzte Mal in London gewesen bist.«
    »Hier unten ist zu viel zu tun«, sagte Alex. »Das gilt für uns beide.«
    »Du könntest doch ohne Jude kommen«, schlug Suzy vor.
    »Natürlich«, pflichtete Alex ihr bei, »nur dass ich im Augenblick nichts ohne ihn machen will.«
    »Aha. Das hat ja lange gedauert«, sagte Suzy.
    Und dann fügte sie hinzu, dass Matt sich gefreut hätte.

54
    Es trifft Frankie zum ersten Mal, als sie das Haus sieht.
    Keine Panik im eigentlichen Sinne, mehr ein schmerzhaftes Gefühl im Bauch, brutal wie ein Schlag in die Magengrube.
    »Da wären wir«, sagt Bo und hebt sie beinahe mühelos aus dem Taxi, denn er ist ein starker, muskulöser Mann, und Frankie hat seit dem Schlaganfall einiges an Gewicht verloren.
    Bo fährt einen dunkelgrünen Toyota-Allradwagen mit ausreichend Ladeplatz für Werkzeug, Material und – falls nötig – für einen Rollstuhl. Der Wagen ist vor dem Haus in Winder Hill geparkt, und Bo hat Frankie gesagt, dass er sich freue, sie auf eine Spazierfahrt mitzunehmen, wenn sie bereit dafür ist; aber heute hat er erst einmal ein Taxi für besser gehalten.
    »Und los geht’s«, sagt er nun und setzt sie in ihren Rollstuhl.
    Frankie starrt zu ihm hinauf, zu seinem dunklen lockigen Haar, das in der Brise flattert. Dann starrt sie auf das Haus.
    »Home sweet home«, sagt Bo.
    Und er schiebt sie den Weg hinauf.
    »Ich habe alles, was du brauchst, für dich vorbereitet«, sagt Bo.
    Frankie sieht die hölzerne Rampe.
    Dann die Haustür.
    Da trifft es sie wie ein Schlag.
    »Nein«, sagt sie, auch wenn sie nicht genau weiß, warum. Sie kann sich nicht richtig erinnern.
    »Ist schon gut«, sagt Bo und schiebt sie die Rampe hinauf.
    »Nein«, sagt Frankie erneut, drängender diesmal, und klammert sich an die linke Lehne.
    »Sei nicht dumm«, sagt Bo und schließt die Tür auf.
    Er öffnet sie.
    »Nein!«, schreit Frankie.
    Aber sie ist schon drinnen.
    Die Tür schließt sich hinter ihr.
    »Jetzt wird alles gut, Baby«, sagt Bo.
    Frankie antwortet nicht.
    »Nur wir zwei«, sagt er, »wie in alten Zeiten.«
    Sie schaut zu ihm hinauf, blickt ihm in die Augen und sieht die Bestätigung darin.
    Und das schlimme Gefühl schmilzt dahin und verschwindet.

55
    Als Alex Frankie zum ersten Mal im Haus auf dem Hügel besuchte, bemerkte sie zu ihrer Freude eine Atmosphäre der Gelassenheit.
    Mike Bolin hatte das Kommando übernommen. Frankie gehorchte ihm nahezu vollständig, war ruhig und, soweit Alex es beurteilen konnte, glücklich. All das war eine große Erleichterung für Alex, vor allem im Hinblick auf Judes noch immer bestehende Zweifel, was Bolin betraf.
    »Hat er irgendeinen Vorteil davon? Weißt du das?«, hatte er gefragt, als er zum ersten Mal davon gehört hatte, dass der Mann bei Frankie einziehen und sich um sie kümmern würde. »Werden Pfleger wie er bezahlt?«
    Alex hatte geantwortet, das falle nicht in ihren Fachbereich, aber sie nehme an, dass es irgendeine Form von Zuwendung gebe; doch ob er oder Frankie diese beanspruchen könne, wisse sie nicht.
    »Ich weiß nicht, ob Frankie etwas von Steuern und solchen Dingen versteht«, hatte sie hinzugefügt. »Aber ich glaube nicht.«
    »Gleiches könnte auf Bolin zutreffen«, hatte Jude gesagt.
    »Ich weiß jedenfalls, dass sie die Hilfe abgelehnt haben«, sagte Alex.
    »Dann ist Bolin also Putzfrau und Pfleger zugleich«, sagte Jude. »Mensch.«
    »Die Krankenpflege im eigentlichen Sinne übernimmt er nicht, nur bestimmte Dinge«, hatte Alex ihm ein wenig schnippisch gesagt, obwohl es auch sie wunderte, dass Bolin keinen

Weitere Kostenlose Bücher