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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Helfer wollte. Die meisten Männer, die die Rolle des Pflegers übernehmen mussten, waren für jedes bisschen Hilfe froh.
    »Trotzdem«, sagte Jude.
    »Könntest du nicht wenigstens versuchen, nicht ganz so misstrauisch zu sein? Der Mann tut etwas Gutes.«
    »Sagen wir lieber skeptisch, nicht misstrauisch«, hatte Jude entgegnet. »Das klingt netter.«
    »Sie sehen sehr gut aus, Frankie«, hatte Alex ihr gerade gesagt, nachdem sie Frankie kurz nach ihrer Ankunft im Rollstuhl am Küchentisch vorgefunden hatte.
    Frankie verzog das Gesicht und machte ein dementsprechendes Geräusch.
    »Sie macht sich hervorragend«, sagte Bolin und zerzauste Frankies Haar. Es war länger geworden und musste dringend geschnitten werden; die letzten Highlights waren herausgewachsen, und an ihre Stelle war Grau zwischen das Mausbraun getreten.
    Alex lächelte ihn an, bevor sie wieder zu Frankie hinunterblickte. »Wie fühlen Sie sich? Ich nehme an, die Physiotherapie läuft gut.«
    Wieder ein Geräusch.
    »Kommen Sie schon, Frankie«, ermutigte Alex sie. »Sagen es mir.«
    »Gut«, sagte Frankie.
    »Das freut mich zu hören«, erwiderte Alex.
    Alles in allem glaubte sie, dass Frankie recht glücklich war. Die Frage war nur, wie viel davon verwurzelt war und wie viel man auf Bolins Anwesenheit oder eine mentale Blockade zurückführen musste.
    Alex hatte mit einer Psychologin namens Marian Taub in der Reha-Klinik darüber gesprochen. Marian hatte ihr erzählt, dass sie diese Art Kehrtwendung schon gesehen habe. Vormals gestresste oder schwierige Individuen würden nach einem massiven Schlaganfall häufig ruhiger, erklärte sie, und auf seltsame Weise zufriedener mit sich selbst, als würden ihre Behinderungen ihnen plötzlich eine neue Fluchtmöglichkeit eröffnen.
    »Das ist auch gut so«, hatte Marian Taub gesagt, »besonders wenn keine Hoffnung auf signifikante Besserung besteht. Aber für eine Patientin wie Frankie mit dem Potential für deutliche Verbesserungen besteht die Gefahr, dass sie zu gelassen wird.«
    »Dass sie zu kämpfen aufhört, meinst du?«, hatte Alex nachgehakt.
    »Was tragisch wäre«, hatte die Psychologin gesagt.
    Dann hatten sie noch eine Weile über Zwangsneurosen gesprochen und die Tatsache, dass Frankie ihre Neurose zumindest vorübergehend vergessen zu haben schien.
    »Glaubst du, dass sie sie wirklich ganz vergessen hat?«, hatte Alex gefragt.
    »Das ist gut möglich«, hatte Marian Taub geantwortet, »zumal sie offenbar noch andere Gedächtnislücken hat. Allerdings vermute ich, dass sie diese Lücken blockiert. Im Augenblick wäre das mehr, als sie ertragen könnte.«
    »Also hat sie die Neurose nur in den Hintergrund verdrängt, bis sie sich wieder stärker fühlt?«
    »Vielleicht«, hatte die Psychologin gesagt.
    »Aber sie wird wieder zurückkehren?«, hatte Alex gefragt. »Ob sie nun bereit dafür ist oder nicht, die Neurose wird nie ganz verschwinden, korrekt?«
    Die Psychologin hatte geantwortet, dass es sie überraschen würde, sollte dies geschehen.
    »Und wenn sie schlimmer wird als zuvor?«, hatte Alex gefragt.
    »Abwarten«, hatte Marian Taub ihr gesagt. »Ein Schritt nach dem anderen.«
    Als sie Frankie nun auf heimatlichem Boden sah, war Alex sicherer denn je, dass es dem Verstand der anderen Frau irgendwie gelungen war, die Zwangsneurose zumindest vorübergehend auszublenden. So war die Küche zwar sauber genug für eine normale Person, aber nicht annähernd so rein, wie es Frankies fanatischen Hygienestandards entsprach. Nirgends stank es nach Bleich- oder Desinfektionsmitteln; ungespültes Geschirr stand auf der Arbeitsplatte, und auf dem Tisch war ein Fleck zu sehen, vielleicht von Rotwein.
    »Wie kommen Sie zurecht, Mr Bolin?« Alex folgte ihm, als er Frankie im Rollstuhl durch den Flur schob, wo seine Laufschuhe schief an der Wand standen, und dann ins Wohnzimmer ging, wo Bolin ein Bett für die Behinderte aufgebaut hatte.
    Das Bett war ordentlich mit einem blauen Laken bezogen, doch mehrere Ausgaben der Sun und von Argus lagen verstreut auf dem Sofa – dessen vormals so makellos weißes Polster recht schmuddelig aussah –; eine leere Videohülle lag auf dem Teppich neben dem Fernseher, und auf dem Kaffeetisch stand ein Aschenbecher voller selbst gedrehter Kippen.
    Diese Unordnung war an sich nicht schlecht, solange sie Frankie tatsächlich keinen zusätzlichen Stress bescherte, obwohl man sich dessen nicht wirklich sicher sein konnte, dachte Alex. Was allerdings wirklich ein gutes

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