Zwanghafte Gier
dass die Hintertür offen stand; das Glas war eingeschlagen. Dann gingen sie gemeinsam ins Wohnzimmer und starrten verzweifelt auf das Chaos.
»Ruf die Polizei an ...«, Jude gab Alex den Pizzakarton, »... und bleib so lange in der Leitung, bis ich oben nachgesehen habe.«
»Sei vorsichtig«, sagte sie. »Bitte.«
»Mach dir keine Sorgen.« Er verzog leicht das Gesicht. »Ich tauge nicht als Held.«
»Gut.«
Alex versuchte, das Zittern in ihren Händen zu unterdrücken, und ging zum Telefon.
Alex hatte bereits wieder aufgelegt, als Jude wieder ins Wohnzimmer hinunterkam. Sie kniete in der Ecke neben dem Fenster und schaute sich irgendetwas auf dem Boden an.
»Sie sind schon lange weg«, sagte Jude. »Hast du angerufen?«
»Sie sind unterwegs.«
Sie sprach leise, doch ihre Verzweiflung war offensichtlich.
Doch Jude sah rasch, dass sie nicht wegen der leeren Flächen verzweifelt war, wo einst ihr Fernseher, ihr Videorekorder, ihr Computer und ihr Drucker gestanden hatten, und auch das entsetzliche Chaos überall war nicht der Grund dafür – die zerrissenen Kissen, die verstreuten Papiere und die leeren und zerschlagenen Weinflaschen auf dem Teppich.
Nein. Der Grund für ihre Verzweiflung war, dass die Einbrecher ihr altes Fotoalbum aus dem Schrank geholt, die Seiten zerrissen und Rotwein über die Bilder geschüttet hatten.
»Oh, nein.«
Jude suchte sich einen Weg zwischen den Trümmern hindurch, bis er an ihrer Seite war. Dann kniete er sich nieder und sah, dass sie vergeblich versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Die Fotos zeigten fast ausschließlich sie und Matt zusammen; auf einigen war auch noch Suzy dabei.
»Hast du die Negative?«, fragte Jude sanft.
»Ich glaube nicht.« Alex schaute zu ihm, und Schmerz lag in ihren Augen. »Ich habe einen Blick in die Küche geworfen«, sagte sie. »Sie haben sich auch über den Aga hergemacht, ihn mit einem Schlüssel zerkratzt wie ein Auto.«
Da Jude wusste, was der Herd für sie bedeutete, flammte seine Wut noch heller auf.
»Diese Schweinehunde«, knurrte er. »Diese gottverdammten Schweinehunde.«
»Ich«, antwortete Jude auf die Frage der Polizei, ob noch jemand außer Alex Schlüssel für das Haus habe.
Alex erkundigte sich, warum das von Bedeutung sei; schließlich hätten die Einbrecher sich Zugang verschafft, indem sie die Scheibe in der Hintertür eingeschlagen hatten.
»Einen Schlüssel zu haben, hält solche Leute nicht davon ab, Schaden zu verursachen«, erklärte einer der Polizisten und blickte wieder zu Jude. »Und Insider machen so etwas manchmal, um Spuren zu verwischen.«
»Er war die ganze Zeit bei mir«, sagte Alex entrüstet.
Jude grinste, obwohl ihm gar nicht danach zumute war.
»Finden Sie das komisch, Sir?«, fragte prompt der Polizist.
»Ganz und gar nicht«, antwortete Jude. »Aber sie hat recht. Ich war die ganze Zeit bei ihr.«
Er wartete, bis die Polizisten verschwunden waren.
»Du hast ihnen nicht erzählt, dass auch Frankie Schlüssel hat.«
»Natürlich nicht«, erwiderte Alex. »Das wäre Zeitverschwendung gewesen.«
»Wegen des Schlaganfalls«, sagte Jude.
»Auch ohne«, entgegnete Alex. »Ich vertraue ihr.«
»Was ist mit Bolin? Wenn Frankie noch immer deine Schlüssel hat ...«
»Er ist Bauarbeiter, kein Einbrecher«, erklärte Alex. »Und außerdem, selbst wenn ich glauben sollte, er sei es gewesen – was nicht der Fall ist –, würde ich es der Polizei nicht erzählen, weil ich weiß, was das für Frankie bedeuten würde.«
Jude lächelte.
»Was?«, fragte Alex.
»Ich habe nur gerade gedacht, was für ein lieber Mensch du doch bist.«
»Danke.« Sie schwieg einen Augenblick lang. »Du glaubst doch nicht, dass der Einbruch einen persönlichen Hintergrund hat, oder?«
»Wegen der Fotos meinst du?« Jude schüttelte den Kopf. »Das war bloß irgend so ein Arsch, der anderen gerne die Sachen kaputtmacht.«
»Ich habe gar nicht gewusst, dass du Jude einen Schlüssel gegeben hast«, sagte Suzy am nächsten Tag am Telefon.
»Er hat mir auch seinen gegeben.« Alex sträubten sich bereits die Nackenhaare.
»Aber du glaubst nicht ...« Suzy ließ den Satz unvollendet.
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Es ist nur mit Judes Vergangenheit und so ...«
»Das reicht«, sagte Alex. »Okay?«
»Sicher, sicher«, erwiderte Suzy. »Tut mir leid.«
»Das will ich auch meinen.«
»Wenigstens ...« Suzy konnte nicht anders. »Wenigstens sind jetzt die Schlösser ausgetauscht, und ...«
Alex legte
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