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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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noch etwas Schlimmeres – eine weitere Erinnerung, die nicht so weit zurücklag wie die anderen schlimmen Dinge.
    Eine hässlichere Erinnerung. Furchterregend.
    Und dann war sie wieder weg. Genau wie Bo.
    Sie weiß, dass er vor einer Weile hinausgegangen ist, doch seitdem hat sie ihn sich irgendwo im Haus bewegen hören. Dann war Stille eingekehrt, und sie hatte seinen Namen gerufen. Ihre Stimme ist zwar immer noch schwach, aber laut genug, dass er sie in einem angrenzenden Raum hören kann.
    »Bo!«
    Nichts. Keine Antwort. Keine Geräusche mehr seitdem.
    Natürlich könnte sie ihn suchen gehen. Mit ihrer gesunden Hand kann sie den Rollstuhl recht gut fahren, zumal sie durch ihre geheimen Übungen auch kräftiger geworden ist. Außerdem könnte sie die verhasste Gehhilfe benutzen, wenn sie denn wollte. Allerdings weiß sie nicht genau, ob das Ding noch draußen im Flur steht.
    Aber sie will ihn nicht suchen, auch wenn sie nicht weiß, wieso nicht.
    Und warum hat sie plötzlich so schreckliche Angst?
    Sie weiß nur, dass es so ist. Wie eine dickflüssige, Übelkeit erregende Flüssigkeit kriecht die Angst durch ihre Adern und bewegt sich langsam durch ihren Körper bis hinauf in ihren Verstand.
    Lass das , ermahnt sie sich und kämpft dagegen an.
    Eine weitere Erinnerung blitzt vor ihrem geistigen Auge auf.
    Schwarzes Plastik.
    Frankie wird übel.
    »Bo?«, ruft sie erneut.
    Aber er kommt nicht.

76
    »Suzys Physiotherapeutin«, erzählte Alex Jude am Telefon, kurz nach vier an diesem Nachmittag. »David hat schon seit einem ganzen Jahr eine Affäre mit Suzys Physiotherapeutin ... Ich kann es nicht begreifen.«
    »Ist das überhaupt zulässig?« Jude war entsetzt. »Nicht dass Ethik in diesem Zusammenhang ein Thema wäre ...«
    »Ich weiß nicht, was ich für sie tun soll.« Suzy hatte das Krankenhaus verlassen und ging nun aufgeregt auf der Dovehouse Street auf und ab, das Handy ans Ohr geklemmt. »Dafür weiß ich, was ich gerne mit ihm tun würde.«
    »Wird er mit ihr nach Hause gehen?«, fragte Jude.
    »Soweit ich weiß, ja. Allerdings bin ich nicht sicher, ob Suzy das will, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er es möchte. Das ist alles so schrecklich, Jude.«
    »Glaubst du, sie würde mit zu dir kommen wollen?«
    »Vielleicht.« Alex lief weiter. »Sie kann ohnehin noch nicht wieder arbeiten, und ich denke, ich könnte mir ein wenig frei nehmen, obwohl ... Wir beide wollten eigentlich wegfahren, stimmt’s?«
    »Wir können jederzeit fahren«, erwiderte Jude. »Suzy ist deine Familie, und wenn sie zu dir kommen will ...«
    »Ich glaube nicht, dass sie weiß, was sie will.«
    »Dann solltest du vielleicht in London bleiben, bis sie eine Entscheidung getroffen hat«, sagte Jude. »Und lass mich wissen, was ich für dich tun kann ... Anrufe erledigen, was immer du brauchst.«
    Allmählich beruhigte Alex sich ein wenig und blieb zum ersten Mal stehen. Sie war neben einem Pub angelangt und hörte Jude zu, wie er ihr von seiner kurzen Begegnung mit Bolin vor Frankies Haus berichtete.
    »Ich dachte, du wolltest nicht mehr dorthin«, sagte sie.
    »Geplant habe ich das auch nicht«, erwiderte er. »Doch irgendwie habe ich mich zu nichts anderem aufraffen können, und ich habe dich vermisst, und das Haus wollte mir einfach nicht aus dem Sinn. Also bin ich gefahren.«
    »Und was ist passiert?«
    »Nicht viel. Ich habe Bolin von den Rissen erzählt, und er hat gesagt, er wolle sie sich ansehen. Dann habe ich ihn gefragt, wie es Frankie geht, und er hat gesagt, es gehe ihr schon besser, und ich bin gegangen.«
    »Dann kannst du die Sache jetzt also vergessen«, sagte Alex.
    »Nehme ich an.«
    »Was soll das heißen?« Alex war ein wenig verärgert.
    »Nichts«, antwortete Jude. »Du wirst Frankie doch nicht vergessen?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Alex. »Sie ist meine Patientin.«
    »Und sie hat einen Kerl bei sich, den wir beide nicht gerade für etwas Besonderes halten.«
    »Na, egal«, entgegnete Alex, »er kümmert sich um sie. Außerdem, wenn ich jedem eine Behandlung verweigern würde, dessen Freunde und Verwandte ich nicht leiden kann, hätte ich sehr wenige Patienten und bestimmt keinen Job.«
    »Ich vermisse dich«, sagte Jude unvermittelt.
    »Ich dich auch«, erwiderte Alex.
    »Gut ...« Jude hielt kurz inne. »Ich nehme an, das ist nicht gerade das richtige Wochenende für mich, um hochzukommen.«
    »Nein.«
    »Schade«, sagte Jude. »Dabei würde ich Suzy gern mal kennen lernen.«
    »Das wird

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