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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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sich schon ergeben«, sagte Alex.

77
    Das Unwetter, das stundenlang getobt hatte, hat endlich nachgelassen.
    Frankie hat sich nicht bewegt. Ihr Rollstuhl steht noch genau an derselben Stelle im Wohnzimmer. Nun ist sie sicher, dass Bo sich noch im Haus befindet.
    Im Wintergarten.
    Sie hat Geräusche gehört: Möbel, die weggerückt wurden, und andere Laute. Ein Teil von ihr will dorthin und selbst nachsehen.
    Ein Teil von ihr will sich ihm und ihren Ängsten stellen.
    Nur dass ihre Ängste stärker sind. Also bleibt sie sitzen und wartet ...
    ... wartet, dass er zu ihr kommt.

78
    In der Wohnung an der Union Street schaute Jude sich noch einmal das Foto seines Bildes von Roz Baileys Haus an, und plötzlich überkam ihn das dringende Verlangen zu arbeiten.
    Nicht an Alex’ Porträt; da sie fort war, war er nicht in der Stimmung dafür. Doch sein Verlangen war stark genug, dass er eine neue Leinwand aufzog und sofort mit einer Holzkohlezeichnung begann. Und er wusste bereits, dass es ein düsteres Bild werden würde, doch in einer Nacht wie dieser, bei einem solch stürmischen Wetter draußen, war das auch kein Wunder.
    Während der Arbeit dachte er an Roz Bailey. Er dachte daran, was für eine nette, lustige Frau sie war, so offen und fröhlich, selbst wenn sie über ihre Spielleidenschaft sprach, aus der sie viel Freude zu gewinnen schien.
    Wirklich eine nette Frau , dachte er erneut ...
    ... und arbeitete weiter.

79
    Endlich kommt er ins Wohnzimmer zurück.
    Er spricht nicht mit Frankie.
    Er geht an ihrem Rollstuhl vorbei zur Anrichte, wo er eine Flasche Jack Daniels aufbewahrt, seinen Lieblingswhiskey, und schenkt sich ein Glas ein.
    Frankie dreht ihren Rollstuhl zu ihm herum.
    »Bo?«, sagt sie leise.
    Er wirft einen Blick auf sie und kippt dann seinen Drink hinunter, und sie sieht, dass seine Hand zittert, als er das Glas abstellt, sich nachschenkt und das Glas wieder leert.
    »Jetzt weiß ich es also«, sagt er schließlich und setzt sich mit dem Glas in der Hand auf ihr Bett.
    Sein Gesicht wirkt blasser als das letzte Mal, da sie ihn gesehen hat.
    »Jetzt weißt du was? «, fragt sie.
    Bo trinkt wieder, stellt das Glas auf den Teppich und macht sich eine Selbstgedrehte an.
    »Wo hast du ihn her, Frankie?«
    »Was?«, fragt sie, und ihre Stimme klingt fast normal, auch wenn sie ihren Schlaganfall noch nicht ganz überwunden hat und ihr Magen sich zusammenzuziehen droht.
    »Die Kiste«, antwortet Bo. »Den Sarg.«
    Und mit diesem letzten Wort kommt es wieder zurück. Alles. Wie aus dem Nichts rast es auf sie hinab und kracht in sie hinein: Roz Bailey, der Plan, ihr Sterben, Sterben , und wie sie Roz in den Sarg gelegt hat ... und auch der Klempner ...
    Bo beobachtet ihr Gesicht, und Frankie spürt förmlich, wie sie aschfahl wird.
    »Alles in Ordnung?«, fragt Bo und schüttelt dann den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass ich dich das frage ... nach allem, was du getan hast.« Er zieht an seiner Zigarette und greift wieder nach seinem Drink. »Ich nehme an, das ist Mrs Bailey, stimmt’s?«
    Frankie nickt. Sie zittert.
    »Und wer ist der arme Kerl in dem Plastiksack?«, fragt Bo.
    Frankie schüttelt den Kopf. »Weiß ich nicht.« Ihr wird plötzlich übel, und sie beugt sich vor und klammert sich an die Rollstuhllehne.
    »Also, erst einmal kannst du damit aufhören«, sagt Bo. »›Weiß ich nicht‹, ›kann mich nicht erinnern‹ ... Himmel noch mal! Als ich dich zuletzt vor deinem Schlaganfall gesehen habe, warst du zwar bekloppt, aber du warst keine Mörderin.« Er trinkt noch einen Schluck. »Du warst es, nehme ich an, ja? Keine Mittäter?«
    »Nein«, gibt sie zu.
    »Warum hast du es getan?«, fragt er. »Wegen dem Haus?«
    Sie nickt wieder.
    Bo steht auf. »Ein Drink?«
    »Darf ich nicht«, bringt Frankie mühsam hervor. Sie lallt wieder ein bisschen mehr, und die drei Worte verschmelzen miteinander.
    »Du darfst auch keine Leute umbringen«, sagt Bo und füllt abermals das Glas. »Verdammt. Verdammt, Frankie! Ich weiß nicht, ob ich schockiert oder beeindruckt sein soll.«

80
    »Das muss sehr unangenehm für dich sein«, sagte David Maynard daheim in Roland Gardens.
    Sie waren in der Küche, in Suzys hübscher, angepasster Küche. David hatte sich um alles gekümmert, ihr liebender Ehemann.
    Das war das erste Mal, dass Alex mit ihm allein war, seit Suzy es ihr erzählt hatte.
    »Das könnte man so sagen«, pflichtete Alex ihm bei.
    »Es tut mir leid«, sagte er. Er hatte eine Kanne Kaffee

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