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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Winder Hill.
    Vor dem Haus hielt er an und schaute zum Himmel. Die Wolken, die sich schon seit dem Morgen sammelten, schienen etwas auszubrüten. Vielleicht zog mit ein wenig Glück ja endlich das große Gewitter heran, das man nun schon seit Tagen vorausgesagt hatte.
    Und dann, just in dem Augenblick, da Jude seine Aufmerksamkeit wieder auf das Haus richtete, öffnete sich die Haustür, und Mike Bolin trat heraus. Mit einer Zigarette im Mund ging er zu seinem dunkelgrünen Toyota-Truck und sah Jude.
    Jude öffnete die Wagentür und stieg aus. »Einen schönen Nachmittag wünsche ich.«
    »Was machst du denn hier?«, fragte Bolin.
    »Ich bin zufällig vorbeigekommen«, antwortete Jude.
    »Ach ja?«, sagte Bolin.
    »Ja«, sagte Jude gelassen. »Wie geht es Frankie?«
    »Nicht schlecht«, antwortete Bolin. »Es wird immer besser.«
    »Die Welt ist klein«, bemerkte Jude.
    »In der Tat«, sagte Bolin und schickte sich an weiterzugehen.
    »Eins noch«, sagte Jude.
    »Ja?«
    Jude hob den rechten Arm und deutete auf die Risse in der Wand des Wintergartens. »Ich nehme an, die hast du bereits gesehen.«
    Bolin schaute zu der betreffenden Stelle und nickte.
    »Ich wollte sie bloß mal erwähnen«, sagte Jude. »Nur für den Fall.«
    »Sicher«, entgegnete Bolin. »Sobald ich Gelegenheit habe, werde ich mich darum kümmern.«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte Jude. »Falls du Hilfe brauchst, könnte ich ja ...«
    »Ich komme schon zurecht«, unterbrach Bolin ihn.
    »Natürlich«, sagte Jude. »Bestell Frankie liebe Grüße von mir, ja?«
    »Sicher«, sagte Bolin und wandte sich endgültig ab.
    Damit war das erledigt, dachte Jude, als er wieder zu seinem Honda ging und wegfuhr.
    Mehr gab es nicht zu sagen.

73
    Frankie ist in der Küche, als Bo hereinkommt.
    »Draußen war dieser Künstler«, sagt er. »Alex’ Freund.«
    »Was hat er gewollt?«, fragt Frankie.
    »Er denkt, dein Haus würde zusammenbrechen«, antwortet Bo.
    Das Wort »zusammenbrechen«, ruft einen stechenden Schmerz in Frankies Kopf hervor.
    Draußen donnert es.

74
    »Sie haben gesagt, ich könne morgen wieder nach Hause«, sagte Suzy zu Alex, als diese nach dem Mittagessen wieder ins Krankenhaus zurückgekehrt war. Suzy war aus dem Bett aufgestanden und saß neben David.
    »Wie schön.« Alex umarmte Suzy und küsste David auf die Wange. »Das muss eine große Erleichterung für euch sein.«
    »Eine sehr große.« David stand auf. »Nimm meinen Stuhl, Ally. Ich werde mal sehen, ob ich Suzy eine Tasse Kaffee besorgen kann.«
    Alex sah deutliches Unbehagen in seinen Augen, kurz bevor er seinen Blick von ihr löste, und sie empfand eine Mischung aus Verwirrung und Verzweiflung.
    »Vielleicht könntest du Ally auch einen Kaffee besorgen«, sagte Suzy steif.
    »Natürlich«, entgegnete David und ging.
    Er ließ sie allein.
    »Okay«, sagte Alex nach einer kurzen Pause. »Was ist hier los?«
    Suzy antwortete nicht.
    »Erzähl es mir«, forderte Alex sie auf. »Bitte.«
    »David hat eine Affäre.« Suzy schaute in Alex’ verblüfftes Gesicht. »Ich weiß. Das kommt einem irgendwie surreal vor, nicht wahr?« Sie verzog den Mund zu einem schwachen, traurigen Lächeln. »Das geht nun schon über ein Jahr.«
    »Du weißt schon seit einem Jahr davon?« Alex konnte es nicht glauben.
    »Nein, erst seit drei Monaten«, antwortete Suzy. »Die Affäre selbst läuft allerdings schon seit einem Jahr.«
    Alex war plötzlich wie benommen, als wäre etwas Grundlegendes in ihrem Leben unvermittelt in Unordnung geraten. Dann ermahnte sie sich mit deutlich spürbarer Wut im Bauch, dass es hier nicht um sie ging – hier ging es um ihre geliebte beste Freundin, ihre Schwägerin.
    »Das heißt also«, sagte sie, »dass du es schon gewusst hast, als du mich das letzte Mal besucht hast.«
    »Stimmt«, bestätigte Suzy.
    »Aber du hast kein Wort gesagt.«
    »Nein.« Suzy verzog erneut den Mund. »Tut mir leid.«
    »Sei nicht dumm«, sagte Alex.
    »Ich war einfach noch nicht bereit, darüber zu sprechen«, sagte Suzy.
    »Nein.« Alex griff nach Suzys Hand und schüttelte den Kopf. »O Gott.«
    »Ja«, stimmte Suzy ihr zu.

75
    Frankie hat Bo seit über einer Stunde nicht mehr gesehen.
    Nachdem Jude Brown gegangen war, hatte er sie mit dem Rollstuhl ins Wohnzimmer gefahren, ihr dann eine Tasse Tee gebracht und ihr gesagt, er müsse etwas überprüfen, irgendetwas von wegen Rissen.
    »Es geht um eine Wand des Wintergartens«, hatte er gesagt.
    Was den Schmerz zurückgerufen hatte.
    Und

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