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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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aufgeschüttet, doch Alex hatte die ihr angebotene Tasse abgelehnt.
    »Ich bin nicht diejenige, der du das sagen solltest«, erwiderte sie.
    »Suzy weiß bereits, wie leid es mir tut.«
    »Ich kann das nicht«, erklärte Alex rundheraus. »Ich kann nicht mit dir darüber reden, was du getan hast, was du tust , weil ich es nicht mal ansatzweise verstehe.«
    »Ich verstehe es genauso wenig.« David setzte sich an den Tisch und sank in sich zusammen. »Ich wache jeden Morgen auf ... oft auch mitten in jeder Nacht ... und habe das Gefühl, als würde ich träumen. Ich kann nicht glauben, dass ich ihr das antue. Ich liebe sie doch so sehr.«
    »Bitte!«, sagte Alex vehement. »Lass das, David.« Sie stand auf. »Es tut mir leid, dass ich heute Nacht hier bin. Ich wollte in ein Hotel, aber Suzy hat mich gebeten, dass ich herkomme, damit du dich nicht noch schlechter fühlst als ohnehin schon. Kannst du das glauben?«
    »Ja«, antwortete David. »Natürlich.«
    »Himmel!«, sagte Alex und verließ die Küche.

81
    »Und? Wie ist es abgelaufen?«, fragt Bo. »Du wolltest das Haus und hast es dir einfach genommen?«
    Frankie antwortet nicht; sie kann nicht. Es fällt ihr schon schwer genug, ihm ins Gesicht zu blicken und in seinen Augen nach dem zu suchen, wovon sie weiß, dass es tief in ihm verborgen ist.
    »Und warum ausgerechnet dieses Haus?«, macht er weiter. »Warum diese Frau? War sie irgendwie nicht sauber genug für dich?« Er sieht, wie sie unwillkürlich zusammenzuckt. »Tut mir leid, Baby, aber die Frankie, die ich gekannt habe, war zwar ein Brüller, doch das Einzige, was sie umgebracht hat, waren irgendwelche verdammten Keime.«
    Frankie wimmert und wendet sich von ihm ab.
    »Ich verstehe einfach nicht, wie ausgerechnet du so etwas tun konntest«, sagt Bo. »Dein Problem hast du doch immer noch, oder? Deine Neurose? Ich meine, das muss doch jede Menge Dreck gemacht haben ... das viele Blut und so ... Es kann nicht leicht für dich gewesen sein.«
    Ihre Augen füllen sich mit Tränen.
    »Ach, Baby, wein doch nicht.«
    Sie hört die Zärtlichkeit in seiner Stimme, und neue Hoffnung keimt in ihr auf, als er zu ihr kommt, sein Glas auf den Tisch stellt, sich neben sie kniet und ihre gesunde Hand ergreift.
    »Nicht leicht«, gibt sie zu.
    »Das kann ich mir denken«, sagt Bo. »Deine eigene Do-it-yourself-Krypta zu bauen und sie da runterzubringen. Ganz zu schweigen davon, hinterher mit ihnen zu leben und zu wissen, dass sie da unten verrotten.«
    Er spürt, wie sie schaudert. Bo lächelt, streichelt ihr über die Wange und sieht, wie sie vor ihm zurückzuckt.
    »Das ist schon mehr wie die Frankie, die ich kenne«, sagt er, und nun klingt seine Stimme hart. Die Grausamkeit, auf die sie gewartet hat, schwingt jetzt darin mit, zeigt sich in seinem Mund und seinen Augen. »Meine ach so liebevolle Frankie, die immer kotzen wollte, wenn ich sie geküsst habe.«

82
    Nachdem er die Umrisse des Hauses mit Holzkohle gezeichnet hatte, stellte Jude fest, dass er gar nicht wusste, worauf er mit dem Bild eigentlich hinauswollte; außerdem stellte ihn auch diese Arbeit nicht wirklich zufrieden. Und da er an diesem Abend bereits mit Alex gesprochen hatte, wollte er sie nicht noch einmal belästigen, besonders nicht angesichts dessen, was gerade zwischen David und Suzy passierte, und sie waren übereingekommen, am Morgen wieder miteinander zu reden. Sie zu vermissen rief keine angenehme Sehnsucht mehr in ihm wach, sondern wurde mehr und mehr zu einem schmerzhaften Gefühl.
    Jude ließ die Leinwand stehen, zog seine alte Lederjacke an und ging raus. Er mochte seine Heimat zu jeder Jahreszeit, egal ob hektisch oder ruhig, aber heute waren die Straßen für einen Samstagabend ungewöhnlich leer. Das lag an dem Sturm, nahm Jude an. Vermutlich hatte das Wetter Einheimische und Besucher in Pubs und Restaurants getrieben oder nach Hause zurückgejagt.
    Wo Leute mit gesundem Menschenverstand auch erst einmal bleiben würden.
    Es regnete noch immer in Strömen, und als Jude auf die Ship Street einbog, wehte ihm ein heftiger Wind entgegen, begleitet von Donnerschlägen draußen auf dem Kanal, die fast wie Kanonenschüsse klangen. Doch Jude war einfach nur erleichtert, draußen zu sein und die bereits deutlich frischere Luft zu atmen.
    Er glaubte, zu keinem bestimmten Ziel zu gehen, bis er die King’s Road erreichte. Er war fast am Meer angelangt, und plötzlich erinnerte er sich daran, dass Roz Bailey ihm einmal gesagt hatte, ihr

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