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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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irgendwie komisch.
    Verstohlen.
    Das sagst ausgerechnet du , ermahnte Jude sich selbst.
    Bolin stieg in den Truck, ließ den Motor an und bewegte das Fahrzeug knapp drei Meter, sodass er mit den Hinterrädern den Bürgersteig hochfuhr. Die Ladefläche befand sich nun direkt an dem Tor in der Hecke, die den Garten begrenzte.
    Jude ließ sich tiefer in seinen Sitz sinken und beobachtete, wie Bolin den Motor abstellte, ausstieg, die Ladeklappe öffnete und sie offen ließ ...
    ... und dann ging er ins Haus zurück und schloss die Tür.

90
    Frankie ist im Flur, als Bo hereinkommt und die Tür hinter sich schließt.
    Ihr ist wieder übel. Sie will nur noch schreien.
    Denn er wird das wirklich tun.
    »Verdammt noch mal, Weib«, sagt er. »Ich weiß nicht, warum du so guckst. Ich bin es doch, der diesen Sack mit Gott weiß was schleppen muss, nicht du.« Er sieht, wie sie kreidebleich wird. »Du musst doch gewusst haben, was mit ihm passiert.«
    »Bitte nicht«, bettelt sie.
    »Maden, du Irre«, sagt Bo. »Verdammte Maden.«
    Frankie macht ein ersticktes Geräusch.
    »Wenn du jetzt kotzt, Baby«, sagt Bo, »werde ich dich bestimmt nicht sauber machen. Verstanden?«
    »Bitte«, bettelt Frankie und beginnt zu weinen.
    »Ich werde hinten rausgehen.« Bo dreht sich in Richtung Wintergarten, zögert und macht wieder kehrt. »Du solltest mir dankbar dafür sein, dass ich das für dich tue.«
    »Aber was wirst du denn tun?«, fragt sie noch immer weinend.
    »Was ist los, Baby? Vertraust du mir nicht?« Bo lächelt. »Du hast keine Wahl. Verdammte Spinnerin. Du hast ihn doch schon einmal aufgeschnitten.«
    »Bitte nicht, Bo.«
    »Du sabberst ja«, sagt er angewidert.
    Frankie versucht, den Speichel wegzuwischen, aber er ist auf der rechten Seite ihres Kinns, und da sie ihre Bewegungen noch nicht richtig koordinieren kann, verfehlt sie ihn.
    »Soll ich helfen?« Bo hebt die Hand, sodass Frankie sie sehen kann. »Sie ist allerdings nicht sehr sauber. Gerade habe ich damit noch deinen Klempner geschleppt.« Er geht wieder zu ihrem Stuhl zurück, hält ihr beide Hände vors Gesicht und zuckt mit den Schultern, als sie wimmert. »Wie du willst.«
    »Bo«, sagt sie nun leiser und deutlich niedergeschlagen.
    Bo, der sich schon wieder dem Wintergarten zugewandt hat, macht noch einmal kehrt.
    »Du wirst mir dankbar sein, kapiert? Auf Dauer, Frankie, oder mindestens solange ich dich will ... falls ich überhaupt je wieder will, was sehr unwahrscheinlich ist, wenn ich dich so ansehe.«
    Und dann ist er weg.

91
    Noch immer tief im Fahrersitz des Honda versunken, hielt Jude weiterhin den Blick auf die Vordertür des Hauses gerichtet. Dann hörte er ein Geräusch, drehte den Kopf und sah eine Bewegung im Garten.
    Bolin kam aus dem Wintergarten. Seine Kopfform und die breiten Schultern waren selbst über die dichten Hecken hinweg unverkennbar.
    Drei Sekunden später öffnete sich das Gartentor, und Bolin trat wieder auf den Bürgersteig hinaus. Er trug etwas.
    Etwas Großes.
    Es war zu dunkel und Jude zu weit entfernt, als dass er Bolins Gesicht hätte erkennen können; aber aufgrund seiner Körperhaltung – des steifen Rückens und der Art, wie er den Arm beugte – hatte Jude den Eindruck, als müsse er all seine Kraft aufwenden, um das Ding zu tragen, das er mit sich herumschleppte. Und es war still auf der Straße, und Judes Fenster war weit geöffnet, sodass er deutlich den unterdrückten, fast verzweifelten Fluch hörte, den Bolin ausstieß, als er für einen Moment das Gleichgewicht verlor und beinahe gestürzt wäre.
    Und was immer es sein mochte, das er da trug ...
    ... und Jude hatte die Umrisse im Licht der Straßenlaternen recht gut erkannt. Er wusste, wie es aussah , aber er wollte nicht darüber nachdenken, wollte es nicht glauben ...
    ... das Ding wurde auf die Ladefläche des Pick-up gelegt. Dann schloss Bolin die Ladeklappe, stieg auf den Fahrersitz, ließ den Motor wieder an und fuhr an Judes Jeep vorbei und den Hügel hinunter.
    Nachdem Bolin um die Ecke gebogen war, wartete Jude noch ein paar Sekunden, bevor er sich aufsetzte.
    Dann ließ auch er den Motor an ...
    ... und folgte Bolin.

92
    Frankie ist im Wintergarten.
    Zum ersten Mal seit dem Schlaganfall. Ihr fällt auf, dass sie diesen Teil des Hauses bereits gemieden hatte, bevor die Erinnerungen zurückgekehrt waren.
    Bo hat den Teppich wieder über die Falltür gelegt und den Korbsessel daraufgestellt.
    Alles ist wieder an Ort und Stelle.
    Und auch in Frankies Kopf

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