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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Typen in der Plastikplane zu beseitigen.«
    »Swann«, sagt Frankie.
    »Was?« Bo bleibt verwirrt stehen.
    »Er hieß Andy Swann«, sagt Frankie. »Ein Klempner.«
    Bo denkt an den Raum unter dem Boden des Wintergartens und erinnert sich an die Rohre, die er dort gesehen hat.
    »Er ist einfach zu nahe gekommen, stimmt’s? Der arme Bastard.«
    Frankie nickt.
    »Dann ist das sein Lieferwagen in der Garage?«
    Wieder nickt sie.
    »Scheiße«, sagt Bo. »Scheiße, Frankie.«

87
    Es regnete und stürmte noch immer, als Jude wieder auf die Union Street hinaustrat.
    Die Straße war nun vollkommen verlassen.
    Langsam ging er zur Middle Street hinüber, wo sein Honda auf dem wertvollen Parkplatz stand, den er von seinem Vermieter für ein paar Gemälde von dessen Lieblingshäusern in Friston, Palmeira Square und weiter landeinwärts in den Sussex Downs bekommen hatte. Ed und Eva Hauser hatten Jude damals gesagt, er sei verrückt. Er solle lieber Bargeld nehmen und seinen Ruf als Künstler steigern, doch angesichts der Tatsache, dass hier ein Parkplatz – zumindest bis zum Auslaufen des Mietvertrags – Gold wert war, hatte Jude das Angebot seines Vermieters angenommen und war damit auch sehr zufrieden.
    Der Honda-Jeep war nicht zugeparkt, wie es manchmal abends der Fall war. Jude wertete dies als ein Zeichen der Zustimmung des Schicksals, öffnete die Tür, stieg ein, ließ den Motor an und wartete, bis die Klimaanlage die beschlagenen Fenster freigeblasen hatte.
    Kurz fragte er sich, was er da eigentlich zu tun glaubte; doch ihm fiel keine vernünftige Antwort ein, und so fuhr er vom Parkplatz und auf die King’s Road.
    Er bog nach links ab.
    Wieder in Richtung Rottingdean.

88
    »Der Sarg sollte noch eine Weile unversehrt bleiben«, sagt Bo. »Vielleicht wird er ja nie kaputtgehen, wer weiß. Dass du dich für Stahl entschieden hast, hast du gut gemacht. Aber deinen Mr Swann muss ich sofort da rausholen, ihn in meinen Truck verfrachten und wegschaffen, bevor es noch schlimmer wird.«
    »Und wohin?« Frankie ist übel und kalt, und sie fühlt sich vollkommen kraftlos.
    Bo antwortet nicht darauf, doch sie kennt ihn gut genug, erinnert sich gut genug, um zu sehen, dass sein Adrenalin überschäumt, dass er angewidert, außer sich und aufgeregt zugleich ist. Frankie wünscht sich, sie hätte sich nicht erinnert; sie wünscht sich, sie wäre noch immer wie benommen und verloren, wünscht sich, sie hätte nicht das Gefühl, als könne sie seine Gedanken lesen ... aber sie weiß , dass er kaum glauben kann, dass sie das getan hat, die dumme, verrückte Frankie, dass sie zwei Menschen getötet hat, nur um ein verdammtes Haus zu bekommen.
    Und Tatsache ist, dass sie bis jetzt damit durchgekommen ist. Niemand ist erschienen und hat ernsthaft nach Roz Bailey oder dem Klempner gefragt. Vielleicht gehörte das Haus nun wirklich ihr. Sein Haus ... Frankie ist sicher, dass Bo jetzt so denkt. Wenn er seine Karten richtig ausspielt, und das wird er, ist es sein Haus. Er ist ja nicht verrückt, und sollte es zum Schlimmsten kommen, könnte er sich noch immer verpissen und Frankie dem Gesetz überlassen.
    In diesem Augenblick überkam sie die Erkenntnis, was seine Worte von gerade eben wirklich bedeuteten.
    Allein schon die Vorstellung ist mehr, als sie ertragen kann.
    »Wohin?«, fragt sie erneut. »Wohin willst du ihn bringen?«

89
    Das Unwetter hatte ein wenig nachgelassen, als Jude vier Minuten nach drei Uhr in der Frühe knapp hundert Meter von der Kuppe von Winder Hill entfernt an den Straßenrand fuhr. Er sah Licht im gesamten Erdgeschoss, und instinktiv stellte er zuerst die Scheinwerfer und dann den Motor ab.
    Wieder – und diesmal mit mehr Nachdruck – fragte er sich, was er sich eigentlich dabei dachte, mitten in der Nacht um das Haus eines anderen herumzuschleichen. Plötzlich kam die unangenehme Erinnerung an seine noch längst nicht vergessene Vergangenheit vor Gericht und in Jugendgefängnissen wieder hoch. Damals hatte es sich für ihn so angefühlt, als wäre er im Knast gewesen, doch er wusste genau, dass ein richtiger Knast viel schlimmer war.
    Er schauderte und ermahnte sich, dass er ja nicht in krimineller Absicht hier sei.
    Dann fühlte er sich plötzlich und überproportional gerechtfertigt, als die Haustür sich öffnete und Bolin heraustrat wie schon bei Judes letztem Besuch auf Winder Hill.
    Nur dass Bolin diesmal zu seinem Toyota ging und hinter sich die Tür aufließ. Die Art, wie er sich bewegte, war

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