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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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deutlich zu erkennen – wie auch der stürmische Himmel im Hintergrund oder die aufgewühlte See jenseits des Hügels.
    Vergangene Nacht hatte hier ein Unwetter getobt.
    Und dann war da natürlich noch das Gespräch, das Alex gestern Nachmittag mit Jude geführt hatte: darüber, dass er zu Frankies Haus gefahren war, dort Bolin getroffen und mit ihm über die Risse in den Wänden gesprochen hatte.
    Jude hatte gesagt, er sei dorthin gefahren, weil das Haus an ihm »genagt« habe. Außerdem hatte er sie vermisst und nichts Besseres zu tun gehabt.
    Alex betrachtete die neue Leinwand, den deutlichsten Beweis, dass das Haus ihn tatsächlich nicht losgelassen hatte. Sie fragte sich, ob er vielleicht wieder dorthin gefahren war, ob er in den frühen Morgenstunden wieder diesen Zwang verspürt hatte, ob er aufgestanden und noch einmal nach Winder Hill gefahren war.
    Und falls ja, wo war er jetzt?
    Vermutlich hat das nichts mit dem Haus oder Bolin zu tun.
    Es war lächerlich, etwas anderes zu denken. Sie war lächerlich. Wahrscheinlich war Jude kurz vor Sonnenaufgang von einem Freund oder Arbeitskollegen in Not angerufen worden, oder vielleicht hatte er nur einen Anfall von Rastlosigkeit gehabt und war an den Strand zum Laufen gegangen.
    Dennoch ...
    Alex griff nach seinem Telefon. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie seine Nachrichten abhören wollte, tat es aber trotzdem. Sie fand jedoch nur ihre eigenen; dann erinnerte sie sich an Suzys Idee, dass er sein Handy vielleicht zu Hause vergessen hatte. Also rief sie es an, doch sie hörte kein Klingeln, das Suzys Vermutung bestätigt hätte.
    »Verdammt noch mal, Jude«, sagte sie laut. »Wo steckst du?«
    Dreh nicht durch , ermahnte sie sich.
    Obwohl bis jetzt nichts ihre Sorgen zerstreut hatte, so irrational sie auch sein mochten.
    Im Gegenteil.
    Alex überlegte, ob sie zum Haus zurückfahren und nach Suzy schauen sollte. Anrufen wollte sie nicht, für den Fall, dass Suzy noch schlief.
    Schließlich kam sie zu dem Schluss, dass es praktischer war, Suzy schlafen zu lassen und erst einmal nach Rottingdean zu fahren, um sich zu beruhigen.
    Dann konnte der Sonntag weitergehen.

113
    In der Küche des Hauses auf Winder Hill stößt Frankie einen verzweifelten Schrei aus.
    »Was denn jetzt?«, fragt Bo.
    »Ich habe mich nass gemacht«, flüstert sie entsetzt und kläglich zugleich.
    »Verdammt ...« Bo rümpft die Nase. »Du bist widerlich.«
    »Bitte«, sagt Frankie.
    »Bitte was? Jetzt hast du doch gepisst, oder?«
    »Du musst mir helfen.« Frankies Gesicht glüht vor Verzweiflung. »Mich sauber machen.«
    »Auf keinen Fall.«
    »Bitte.«
    »Du warst klug genug, um das alles auszuhecken.« Bo klingt nun kalt und gefühllos. »Klug genug, um eine Frau zu ermorden und sie in einem verdammten Sarg dort unten zu vergraben – ganz zu schweigen davon, den Klempner umzubringen.«
    Frankie starrt ihn an. Sie trauert bereits dem gemeinschaftlichen Frühstück mit der Brühe hinterher. Nun weiß sie, dass dieses Gefühl von Gemeinsamkeit nur eine Illusion war.
    Nein ... Selbsttäuschung würde es eher treffen.
    »Du bist doch die Königin des Putzlappens«, sagt Bo. »Also mach dich gefälligst selber sauber.«

114
    Vom Honda war vor dem Haus keine Spur zu sehen.
    Dort standen nur Bolins grüner und vollkommen verdreckter Toyota-Pick-up.
    Alex blieb einige Augenblicke in ihrem Mini sitzen und überlegte, ob sie auf diesen fragwürdigen und mit Sicherheit vollkommen sinnlosen Besuch nicht besser verzichten sollte. Vermutlich wäre es viel besser, wenn sie auf direktem Weg wieder zum Melton Cottage zurückfahren und darauf warten würde, dass Jude sich wieder bei ihr meldete, wenn er so weit war. Erneut fragte sie sich, ob sie nicht überreagierte und dabei gar in Judes persönliche Freiheit eingriff.
    Im Allgemeinen war das nicht ihr Stil.
    Dann aber erinnerte sie sich wieder an die Leinwand, die Jude auf der Staffelei hatte stehen lassen, an sein anhaltendes heftiges Misstrauen gegenüber Mike Bolin und seine seltsame Besessenheit, was dieses Haus anging.
    Und dann war da noch die Tatsache, dass er ihr am vergangenen Abend gesagt hatte, er vermisse sie und würde an diesem Morgen bei ihr anrufen. Jude war nicht der Typ, der einfach so verschwand – auch wenn Suzy ihn als Phantom bezeichnet hatte –, es sei denn, er hatte einen guten Grund dafür.
    Alex schaute wieder zum Haus hinüber.
    Sie wusste, dass sie hineingehen musste.
    Sie stellte den Motor ab.

115
    »Ich kann das

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