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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Majestät nicht.« Der König trat lächelnd drei Schritte weit zurück. »Vernehmt meinen Vorschlag,« begann Athos wieder: »Wir teilen Euer Regiment in zwei Eskadronen; Ihr stellet Euch an die Spitze der ersteren; Seine Majestät und ich an die Spitze der zweiten. Versperrt uns nichts den Durchgang, so greifen wir alle an, um die feindliche Linie zu durchbrechen, und werfen uns in die Tyne, die wir entweder bei einer Furt oder schwimmend übersetzen; stellt man uns aber irgendein Hindernis entgegen, so laßt Euch mit Eurer Mannschaft bis auf den letzten töten, und wir setzen mit dem König unsern Weg fort; haben wir einmal das Ufer erreicht, so betrifft uns das übrige, wenn Eure Eskadron das ihrige tut, wären sie auch drei Reihen dicht.«
    »Zu Pferde!« rief Lord Winter. »Zu Pferde!« wiederholte Athos, »alles ist vorgesehen und ausgemacht!«
    »Also auf, meine Herren,« sprach der König, »wir vereinigen uns wieder bei dem alten Feldgeschrei Frankreichs: »Montjoie et Saint-Denis!«, jetzt wird Englands Feldgeschrei von zu vielen Verrätern nachgesprochen.« Man stieg zu Pferde; der König auf das Pferd Lord Winters, Lord Winter auf das Pferd des Königs; hierauf stellte sich Lord Winter in das erste Glied der ersten Eskadron und der König, der Athos zur Rechten und Aramis zur Linken hatte, in das erste Glied der zweiten. Das gesammelte schottische Heer sah diese Vorbereitungen mit regungsloser und schweigender Scham an. Man sah, wie einige Häuptlinge aus den Reihen traten und ihre Schwerter zerbrachen. »Ha!« rief der König, »das tröstet mich, sie sind nicht alle Verräter.« In diesem Momente ertönte Lord Winters Stimme: »Vorwärts!« Die erste Eskadron brach auf, die zweite folgte und ritt den Hügel hinab. Ein Kürassieregiment von etwa gleicher Stärke entfaltete sich hinter dem Hügel und sprengte ihr im Galopp entgegen. Der König zeigte Athos und Aramis, was vorging. »Sire,« entgegnete Athos, »dieser Fall ist vorausgesehen, und tut Lord Winters Mannschaft ihre Schuldigkeit, so rettet uns diese Bewegung, statt daß sie uns Verderben bringt.« In diesem Augenblicke übertönte all das Getöse der galoppierenden und wiehernden Pferde die Stimme Lord Winters, der da rief: »Den Säbel zur Hand!« Auf diesen Befehl rauschten alle Klingen aus der Scheide und funkelten wie Blitze. »Vorwärts, meine Herren,« rief nun gleichfalls der König, berauscht von dem Lärm und dem Anblick, »vorwärts, meine Herren, und den Säbel zur Hand!« Jedoch diesem Befehl, zu dem der König das Beispiel gab, gehorchten bloß Athos und Aramis. »Wir sind verraten,« sprach der König leise. »Warten wir noch,« entgegnete Athos, »vielleicht erkannten sie nicht die Stimme Ew. Majestät, und harren auf die Befehle ihres Kommandanten.«
    »Hören sie das Kommando ihres Obersten? Doch seht, seht!« rief der König, indem er sein Pferd mit einem Ruck zügelte, so daß es die Kniekehlen einbog, und den Zügel von Athos' Pferd ergriff. «Ha, ihr Feigen, ihr Elenden, ihr Verräter!« rief Lord Winter, dessen Stimme man hörte, während sich seine Mannschaft auflöste und in der Ebene zerstreute. Kaum fünfzehn Mann waren noch um ihn her gruppiert und erwarteten den Angriff der Kürassiere Cromwells. »Laßt uns sterben mit ihnen!« rief der König. »Laßt uns sterben!« wiederholten Athos und Aramis. »Zu mir die getreuen Herzen!« schrie Lord Winter. Dieser Ruf hallte bis zu den zwei Freunden, die im Galopp fortsprengten. »Keinen Pardon!« rief auf französisch eine Stimme, Lord Winters Ruf antwortend, und erschütterte alle. Was Lord Winter betrifft, so blieb er bei dein Tone dieser Stimme blaß und wie versteinert. Das war die Stimme eines Reiters, der einen herrlichen Rappen ritt und an der Spitze des englischen Regiments angriff, dem er in seiner Glut um zehn Schritt voransprengte. »Er ist es,« murmelte Lord Winter mit stieren Augen, während er sein Schwert zur Seite niederhängen ließ. »Der König, der König!« riefen mehrere Stimmen, berückt durch das blaue Band und das isabellfarbige Pferd Lord Winters – «nehmt ihn lebendig gefangen!«
    »Nein, es ist der König nicht!« rief der Reiter, »laßt Euch nicht täuschen; nicht wahr, Lord Winter, Ihr seid nicht der König, nicht wahr, Ihr seid mein Oheim?« Zu gleicher Zeit richtete Mordaunt – denn er war es – seine Pistole auf Lord Winter. Der Schuß ging los, und die Kugel durchbohrte die Brust des alten Edelmannes, der im Sattel emporsprang und in

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