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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Kavalieren, welche er, den einen in d'Artagnans, den andern in Porthos' Händen erblickte. – »Der Tag war unglücklich, allein das war, Gott sei Dank, nicht Eure Schuld. Wo ist mein alter Winter?« Die beiden Kavaliere wandten den Kopf ab und schwiegen. »Suche, wo Straffort ist,« sprach Mordaunt mit schneidender Stimme. Karl war erschüttert, der Teufel hatte ihn richtig getroffen; Straffort war sein ewiger Gewissensbiß, der Schemen seiner Tage, das Gespenst seiner Nächte. Der König starrte um sich und erblickte einen Leichnam zu seinen Füßen. Es war der Lord Winters. Karl erhob keinen Schrei und vergoß keine Träne, doch verbreitete sich eine noch stärkere Todesblässe über sein Antlitz; er setze ein Knie auf die Erde, hob den Kopf von Lord Winter empor, küßte ihn auf die Stirne, nahm ihm das Band des heiligen Geistordens wieder ab, das er ihm um den Nacken gehängt hatte, und befestigte es auf seiner Brust mit andächtiger Gebärde. »Lord Winter ist also gefallen?« fragte d'Artagnan und starrte auf den Leichnam nieder. »Ja,« entgegnete Athos, »sein Neffe hat ihn getötet.«
    »Ha, so ist er der erste von uns, der aus dieser Welt schied; er war ein Tapferer, möge er ruhen in Frieden.«
    »Karl Stuart,« rief nun der Oberst des englischen Regiments, auf den König zuschreitend, der seine königlichen Insignien wieder angelegt hatte,« ergebt Euch als Gefangener!«
    »Oberst Thomlison,« erwiderte Karl, »der König ergibt sich nicht, nur der Mensch weicht der Gewalt.«
    »Euer Schwert!« Der König zog sein Schwert und zerbrach es über seinem Knie. In diesem Momente rannte ein Pferd ohne Reiter herbei, triefend von Schaum, mit weiten Nüstern; es erkannte seinen Herrn und hielt freudig wiehernd an – das war des Königs Pferd. Der König lächelte, streichelte es mit der Hand und schwang sich gewandt in den Sattel. »Nun, meine Herren,« sprach er, »führt mich, wohin Ihr wollt.« Dann wandte er sich schnell um und fuhr fort: «Halt, mir kam vor, als ob sich Lord Winter bewegte: wenn er noch lebt, so beschwöre ich Euch bei allem, was Euch heilig ist, weicht nicht von diesem Manne!«
    »O, seid unbekümmert, König Karl,« versetzte Mordaunt, »die Kugel durch, bohrte ihm das Herz.«
    »Redet kein Wort, macht keine Miene, wagt keinen Blick weder für mich, noch für Porthos,« sprach d'Artagnan zu Athos und Aramis, »denn Mylady ist nicht tot, ihre Seele lebt im Leibe dieses Teufels.« Das Regiment begab sich nun auf den Weg nach der Stadt und führte seine königliche Beute mit sich; auf dem halben Wege aber überbrachte ein Adjutant des Generals Cromwell dem Obersten Thomlison den Befehl, den König nach Holdenby-House zu bringen. Zugleich brachen Eilboten nach allen Richtungen auf, um durch England und ganz Europa zu verkünden, daß König Karl Stuart Gefangener des Generals Oliver Cromwell sei. Das alles sahen die Schotten mit an, das Gewehr bei Fuß und das Schwert in der Scheide.

Oliver Cromwell
    »Geht Ihr zu dem General?« sprach Mordaunt zu d'Artagnan und Porthos, »Ihr wißt wohl, daß er nach der Schlacht mit Euch zu sprechen verlangt hat.«
    »Zuvörderst wollen wir unsere Gefangenen an einen sichern Ort schaffen,« sagte d'Artagnan zu Mordaunt. »Wißt Ihr wohl, mein Herr, daß von diesen Kavalieren jeder seine fünfzehnhundert Pistolen wert ist?«
    »O, seid deshalb ruhig,« versetze Mordaunt, sie mit einem Auge anblickend, dessen Grausamkeit er vergebens zu unterdrücken bemüht war, »meine Reiter werden sie bewachen, werden sie, dafür stehe ich, recht gut bewachen.«
    »Noch besser aber werde ich sie selbst bewachen,« entgegnete d'Artagnan; »überdies, was ist dazu erforderlich? Ein gutes Gemach mit Schildwachen, oder nur ihr Wort, daß sie keinen Versuch zur Flucht machen werden. Ich bringe das jetzt in Ordnung, dann werden wir die Ehre haben, zu dem General zu kommen und ihn um seine Aufträge für Se. Eminenz ersuchen.«
    »Seid Ihr also bald abzureisen gesonnen?« fragte Mordaunt. »Unsere Sendung ist zu Ende und nichts hält uns mehr in England zurück, als der Wunsch des großen Mannes, an den wir geschickt worden sind.« Der junge Mann biß sich in die Lippen, neigte sich an das Ohr des Sergeanten und sprach zu ihm: »Geht diesen Männern nach und lasset sie nicht aus den Augen, und wenn Ihr wisset, wo sie wohnen, so kehret zurück und erwartet mich am Stadttore.« Der Sergeant machte ein Zeichen, daß er gehorchen werde. Nun schlug Mordaunt, statt daß er dem

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