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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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mein Leben anvertrauen, doch nehme ich Anstand, ihm das Leben Ew. Majestät anzuvertrauen.«
    »Nun,« sprach Athos, »wir drei sind, in Ermangelung eines Regimentes, treu ergebene Männer und werden genügen. Wollen Ew. Majestät zu Pferde sich in unsere Mitte begeben, so werden wir über die Tyne setzen, Schottland erreichen und gerettet sein.«
    »Ist das auch Eure Ansicht, Winter?« fragte der König.
    »Ja, Sire.«
    »Und die Eure gleichfalls, Herr d'Herblay?«
    »Ja, Sire.«
    »So geschehe denn, was Ihr wollt. Winter, erteilt die Befehle.« Winter entfernte sich, mittlerweile kleidete sich der König völlig an. Als Winter wieder zurückkehrte, drangen bereits die ersten Strahlen des Tages durch die Öffnungen des Gezeltes. »Alles ist bereit, Sire,« sprach Winter.
    »Und wir?« fragte Athos.
    »Grimaud und Blaifois halten Euch Eure vollständig gesattelten Pferde.«
    »So wollen wir denn keinen Augenblick verlieren und aufbrechen.«
    »Ja, laßt uns aufbrechen.« sprach der König.
    »Sire,« versetzte Aramis, »will Ew. Majestät nicht den Freunden Nachricht geben?«
    »Meinen Freunden,« entgegnete Karl I., traurig den Kopf schüttelnd, »ich habe keine andern mehr, als Euch drei, einen Freund von zwanzig Jahren, der mich nie vergessen hat, zwei Freunde von acht Tagen, die ich nie vergessen werde. Kommt, meine Herren, kommt.« Der König ging aus seinem Gezelt und fand wirklich sein Pferd bereit. Er schwang sich mit jener Leichtigkeit, die ihn zum besten Reiter Europas machte, auf den Sattel, wandte sich dann zu Aramis, Athos und Lord Winter und sagte: »Nun, meine Herren, ich erwarte Euch.« Doch Athos blieb unbeweglich stehen, die Augen auf eine schwarze Linie geheftet, und die Hand ausgestreckt nach derselben, die sich am Tyne- Ufer entlang hinzog und die doppelte Länge des Lagers hatte. »Was ist das für eine Linie? Ich habe sie gestern nicht bemerkt.«
    »Es ist zweifelsohne der Nebel, der sich vom Fluß erhebt,« sprach der König.
    »Sire, Dünste sind nie so dicht.«
    »Wahrhaft, ich sehe etwas wie rötliche Schranken,« versicherte Winter.
    »Das ist der Feind, der von Newcastle kommt und uns umzingelt,« rief Athos.
    »Der Feind?« wiederholte der König.
    »Ja, der Feind; es ist zu spät. Sehen Sie nur, Sire, dort unter dem Sonnenstrahl gegen die Stadt hin sieht man die Eisenrippen funkeln.« So nannte man die von Cromwell gebildeten Kürassiere, die seine Garden waren. »Ha,« sprach der König, »wir werden sehen, ob mich die Schotten wirklich verraten.«
    »Was wollen Sie tun, Sire?« fragte Athos.
    »Ihnen Befehl geben zum Angriff, und mit ihnen hinstürzen auf die schändlichen Rebellen.« Der König spornte sein Pferd und sprengte nach dem Gezelte des Grafen von Lewen. »Laßt uns nachreiten,« sprach Athos. »Auf!« sprach Aramis. »Ist etwa der König verwundet?« fragte Lord Winter, »ich bemerke Blutmale auf dem Boden.« – Er ritt den zwei Freunden nach; Athos hielt ihn zurück und sagte: »Versammelt Euer Regiment, ich sehe im voraus, daß wir es allsogleich nötig haben.« Lord Winter wandte sich, und die zwei Freunde ritten weiter. In zwei Sekunden war der König bei dem Gezelte des kommandierenden Generals des schottischen Heeres, wo er abstieg und hineinging. Der General stand mitten unter seinen angesehensten Kriegsführern. «Der König!« riefen sie, sprangen auf und blickten sich bestürzt an.
    Karl stand wirklich vor ihnen, den Hut auf dem Kopfe, die Stirne gerunzelt und die Stiefel mit der Reitgerte peitschend. »Ja, meine Herren!« rief er, »der König in Person, der König, welcher von Euch Rechenschaft von dem verlangt, was da vorgeht.«
    »Was ist's denn, Sire?« fragte der Graf von Lewen. »Das ist es, mein Herr,« sprach der König, der sich von seinem Zorne hinreißen ließ, »daß der General Cromwell heute nachts in Newcastle ankam, daß Ihr es wußtet und es mir nicht gemeldet habt, daß der Feind die Stadt verläßt, um uns am Übergang über die Tyne zu verhindern; daß Eure Schildwachen diese Bewegung sehen mußten und mich nicht in Kenntnis gesetzt haben; daß Ihr mich durch einen schimpflichen Vertrag für zweimalhunderttausend Pfund Sterling an das Parlament verkauft habt, und daß ich wenigstens von diesem Vertrage Nachricht erhalten habe. Das ist es, meine Herren. Antwortet und rechtfertigt Euch, denn ich klage Euch an.«
    »Sire,« stammelte der Graf von Lewen. »Sire, man wird Ew. Majestät durch einen falschen Bericht getäuscht haben.«
    »Ich sah

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