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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Gerichtete von den Wellen verschlungen. Zwischen den Insassen des Bootes herrschte ein lastendes Schweigen, das d'Artagnan erst nach geraumer Zeit unterbrach, indem er mit fester Stimme sprach:
    »Endlich hat Gott gesprochen! Nicht ich habe, ihn getötet, sondern die Vorsehung!«

Wie Mousqueton, nachdem er der Gefahr entronnen war, gebraten zu werden, beinahe aufgegessen worden wäre
    Auf den soeben mitgeteilten schrecklichen Vorfall trat in der Barke ein langes, tiefes Stillschweigen ein; der Mond, der auf ein Weilchen hervorgetreten war, als habe es Gott gewollt, das kein Umstand dieses Ereignisses vor den Augen der Zuschauer verborgen bliebe, verschwand wieder hinter den Wollen; alles kehrte in die Dunkelheit zurück. Porthos brach das Schweigen zuerst und sagte: »Ich habe schon so mancherlei gesehen, doch erschütterte mich noch nichts so sehr wie das, was ich soeben sah. Allein, wie ich auch ergriffen bin, so erkläre ich Euch doch, daß ich mich überaus glücklich fühle. Ich trage einen Zentner weniger auf der Brust und kann endlich wieder frei atmen.« Porthos atmete auch wirklich mit einem Geräusche, das dem mächtigen Spiele seiner Lunge Ehre machte. »Was mich betrifft,« versetzte Aramis, »so sage ich nicht so viel wie Ihr, Porthos; ich bin noch voll Schrecken, ja, ich bin es in dem Maße, daß ich meinen Augen nicht traue, daß ich an dem zweifle, was ich sah, daß ich rings um die Barke spähe und jeden Augenblick diesen Ruchlosen mit dem Dolche, den er im Herzen hatte, nun in der Hand wieder erscheinen zu sehen glaube.« »O, darüber bin ich beruhigt,« entgegnete Porthos, »der Stoß war gegen die sechste Rippe geführt und der Dolch drang bis an den Griff hinein. Ich mache Euch deshalb keinen Vorwurf, Athos. So muß man treffen, wenn man trifft. Auch ich lebe jetzt, ich atme und bin wohlgemut.« »Porthos,« sagte d'Artagnan, »übereilt Euch nicht in Eurem Siegesjubel; wir haben noch nie eine größere Gefahr bestanden, als in diesem Augenblicke, denn ein Mensch wird mit einem Menschen fertig, allein nicht mit einem Elemente. Jetzt sind wir aber des Nachts ohne Führer in einem zerbrechlichen Fahrzeuge auf der See; schlägt ein Windstoß das Schiff um, so sind wir alle verloren.« Mousqueton stieß einen tiefen Seufzer aus. »D'Artagnan,« sprach Athos, »Ihr seid undankbar, ja undankbar, da Ihr an der Vorsehung in dem Augenblicke zweifelt, wo sie uns so wunderbar errettet hat. Meint Ihr denn, daß sie uns, wo sie uns an der Hand leitend, so große Gefahren überstehen ließ, nachher aufgeben werde? O nein! wir fuhren mit dem Westwinde ab, der noch immer fortweht.« Athos orientierte sich über den Polarstern. »Dorthin ist das Siebengestirn, folglich ist dorthin Frankreich. Überlassen wir uns dem Winde, und so lange er nicht umschlägt, wird er uns nach den Küsten von Calais oder Boulogne treiben. Wenn die Barke umschlägt, so sind wir fünf jedenfalls stark genug und hinlänglich gute Schwimmer, um sie wieder aufzurichten, oder um uns daran zu klammern, wenn die Anstrengung fruchtlos wäre. Jetzt steuern wir aber in dem Fahrwasser aller Schiffe, welche von Dover nach Calais und von Portsmouth noch Boulogne segeln; wenn das Wasser die Spuren derselben behielte, so würden sie an der Stelle, wo wir eben sind, ein Tal ausgehöhlt haben. Sonach ist es unmöglich, daß wir mit dem Tage nicht irgendeinem Fischerkahne begegnen, der uns aufnehmen wird.« »Wenn wir aber doch keinem begegnen und der Wind nach Norden umschlägt?« »Dann ist es etwas anderes,« antwortete Athos; »wir fänden erst wieder Land an der anderen Küste des Atlantischen Ozeans.« »Das will so viel sagen, als, wir werden dann verhungern,« bemerkte Aramis. »Das ist mehr als wahrscheinlich,« versetzte der Graf de la Fère.
    Auf einmal erhob Mousqueton einen Freudenschrei, während er seine mit einer Flasche ausgerüstete Hand in die Höhe schwang. »O,« sprach er, indem er Porthos die Flasche bot, »o, gnädiger Herr, wir sind gerettet; die Barke ist mit Lebensmitteln ausgestattet.« Er suchte nun lebhaft unter der Ruderbank, wo er bereits die kostbare Probe hervorgeholt hatte, und brachte allgemach ein Dutzend ähnlicher Flaschen, ein Brot und ein Stück Pökelfleisch zum Vorschein. Wir brauchen nicht anzuführen, daß auf diesen Fund wieder alle frohen Mutes wurden, Athos ausgenommen. »Beim Himmel!« rief Porthos, der schon hungrig war, wie man sich erinnern wird, als er in die Feluke stieg. »Es ist zum Erstaunen,

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