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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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wie hohl der Magen bei Gemütserschütterungen wird.« Er leerte mit einem Zuge eine Bouteille, und aß allein ein gutes Drittel von dem Brote und dem Pökelfleische. »Nun schlaft, meine Herren,« sprach Athos, »oder versucht es, zu schlafen; ich will wachen.«
    Sonach hatte sich auch alsbald jeder voll Zuversicht zu dem Steuermann nach seiner Bequemlichkeit angelehnt und den von Athos erteilten Rat zu benützen versucht, indes er am Steuer sitzen blieb und bloß die Augen zum Himmel aufschlug, wo er zweifelsohne nicht allein den Weg nach Frankreich, sondern auch noch das Antlitz Gottes suchte, wobei er nachsann und wachte, wie er es versprochen, und das Schiff in der Richtung lenkte, die es zu nehmen hatte. Nach einigen Stunden des Schlafes wurden die Reisenden von Athos aufgeweckt. Der erste Schimmer des Tages begann, das bläuliche Meer zu bleichen, und etwa zehn Schußweiten vor sich bemerkte man eine schwarze Masse, über der sich ein dreieckiges, schmales und langes Segel, ähnlich dem Flügel einer Schwalbe, ausbreitete. »Ein Schiff!« riefen die drei Freunde mit einer Stimme, indes die Bedienten gleichfalls ihre Freude auf verschiedene Weise äußerten. Es war wirklich ein Transportschiff von Dünkirchen, das nach Boulogne steuerte. Die vier Herren nebst Blaisois und Mousqueton vereinigten ihre Stimmen zu einem Schrei, der auf der elastischen Wasserfläche erschallte, indes Grimaud, ohne zu rufen, seinen Hut auf das Ende seines Ruders steckte, um die Blicke derjenigen anzuziehen, die den Schall der Stimmen vernehmen würden. Eine Viertelstunde darauf nahm sie das Boot dieses Transportschiffes ins Schlepptau; sie setzten den Fuß auf das Verdeck des kleinen Fahrzeuges. Grimaud bot dem Patron im Namen seines Herrn zwanzig Guineen, und bei günstigem Winde betraten unsere Franzosen um neun Uhr früh den heimatlichen Boden. »Potz Element, wie fest man hier steht!« rief Porthos, während er seine breiten Füße in den Sand drückte. »Nun komme man, suche Streit mit mir, blicke mich scheel an oder reize mich, und man wird es sehen, mit wem man es zu tun hat. Morbleu, ich könnte jetzt ein ganzes Königreich herausfordern.« »Und ich,« versetzte d'Artagnan, »ich bitte Euch. Porthos, lasset, diese Herausforderung nicht so laut werden, denn mich dünkt, daß man uns hier zu scharf ins Auge faßt.« »Bei Gott,« erwiderte Porthos, »man bewundert uns.« »Nun,« entgegnete d'Artagnan, »ich versichere Euch, Porthos, daß ich darin gar keine Gegenliebe setze. Nur sehe ich Männer in dunklen Röcken, und ich bekenne, daß mich diese Röcke in unserer Lage erschrecken.« »Das sind die Zollbeamten des Hafens,« versetzte Aramis. Unter dem vorigen Kardinal, unter dem großen, hätte man auf uns mehr als auf die Waren geachtet; unter diesem aber, meine Freunde, seid ruhig, wird man mehr auf die Waren als auf uns achten.« »Ich baue nicht darauf,« sprach d'Artagnan, »und eile in die Dünen.« »Weshalb nicht in die Stadt?« versetzte Porthos; »ich würde ein gutes Gasthaus diesen garstigen Sandwüsten vorziehen, welche Gott nur für die Kaninchen erschaffen hat; zudem bin ich auch hungrig.« »Tut, was Ihr wollt, Porthos,« erwiderte d'Artagnan; »ich für meinen Teil bin überzeugt, daß für Leute in unserer Lage das freie Feld am sichersten ist.« D'Artagnan, der überzeugt war, die Stimmenmehrheit zu erhalten, verlor sich in die Dünen, ohne daß er auf Porthos' Antwort wartete Die kleine Schar folgte ihm, und verlor sich alsbald hinter den Sandhügeln, nicht ohne die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben. »Nun laßt uns Rat halten,« sagte Aramis, nachdem sie etwa eine Viertelstunde weit gegangen waren. »Nicht doch,« entgegnete d'Artagnan, »laßt uns entfliehen. Wir sind Cromwell, Mordaunt und dem Meere, also drei Abgründen entronnen, die uns verschlingen wollten; Herrn Mazarin aber werden wir nicht entrinnen.« »Ihr habt recht, d'Artagnan,« versetzte Aramis, »und meine Ansicht wäre sogar, wir sollten uns, zu größerer Sicherheit, trennen.« »Ja, ja, Aramis!« rief d'Artagnan, »trennen wir uns.«
    Porthos wollte reden und gegen diesen Beschluß Einspruch tun, aber d'Artagnan drückte ihm die Hand und gab ihm zu verstehen, daß er schweigen solle. Porthos war sehr folgsam gegen diese Zeichen seines Freundes, dessen geistiges Übergewicht er mit seiner natürlichen Gutmütigkeit anerkannte. Er verschlang sonach die Worte, welche sich über seine Lippen drängen wollten. »Warum

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