Zwanzig Jahre nachher (German Edition)
daß ich schon ganz geneigt war, ihnen zu folgen, und daß ich es noch bin, sie einzuholen, trotz aller Mazarins auf der Welt.« »Porthos;« erwiderte d'Artagnan, »Ihr hättet recht, wenn das so wäre; vernehmt indes eine ganz kleine Sache, welche Euch, wie unbedeutend sie auch sein mag, auf andere Ansichten bringen wird: daß nämlich nicht diese Herren der größten Gefahr entgegengehen, sondern wir, und daß wir uns also nicht von ihnen trennen, um sie zu verlassen, sondern um sie nicht mit in die Gefahr zu verwickeln.« »Wirklich?« rief Porthos und machte vor Erstaunen große Augen. »Nun, zweifelsohne; wenn man sie festnimmt, so handelt es sich bei ihnen ganz einfach um die Bastille, wenn aber wir es werden, so handelt es sich bei uns um den Greveplatz.« »O, o!« rief Porthos, »es ist weit von hier bis zu jener Baronskrone, d'Artagnan, die Ihr mir zugesichert habt.« »Bah, nicht so weit, Porthos, wie Ihr meint; Ihr kennt doch das Sprichwort: »Jeder Weg führt nach Rom.« »Warum laufen wir aber größere Gefahr, als Athos und Aramis?« »Weil sie nichts taten, als daß sie den Befehl vollzogen, welchen sie von der Königin Henriette erhielten, und weil wir denjenigen verrieten, den wir von Mazarin empfingen, weil wir, als Boten an Cromwell abgeschickt, Parteigänger des Königs Karl wurden, und weil wir, anstatt das von Mazarin, Cromwell, Joyce, Bridge, Fairfax usw. verurteilte königliche Haupt abschlagen zu helfen, dasselbe beinahe gerettet haben.« »Meiner Treue, das ist auch wahr,« rief Porthos, »wie wollt Ihr aber, lieber Freund, daß der General Cromwell mitten unter seinen wichtigen Angelegenheiten Zeit hatte, daran zu denken ...« »Cromwell denkt an alles, Cromwell hat Zeit für alles, und folgt mir, lieber Freund, laßt uns unsere kostbare Zeit nicht verlieren. Wir werden erst dann in Sicherheit sein, wenn wir Mazarin gesehen haben, und dann ...« »Zum Teufel, was werden wir Mazarin sagen?« fragte Porthos. »Laßt nur mich machen, ich habe schon mein Plänchen; der lacht gut, der zuletzt lacht.«
Die Rückkehr
Athos und Aramis hatten sich auf den Weg begeben, den ihnen d'Artagnan angedeutet, und sich nach Kräften beeilt. Wenn sie schon verhaftet werden sollten, so schien ihnen das vorteilhafter in der Nähe von Paris, als weit davon entfernt. Sonach hatten sie, aus Besorgnis, festgenommen zu werden, jeden Abend, entweder an die Wand oder an die Fensterscheiben, das verabredete Erkennungssignal gezeichnet, doch erwachten sie jeden Morgen frei, zu ihrer großen Verwunderung. Während der sechs Wochen ihrer Abwesenheit hatten sich in Frankreich so viele kleine Dinge ereignet, daß sie fast ein großartiges Ereignis ausmachten. Als die Pariser am Morgen ohne König und ohne Königin erwachten, waren sie ob dieser Verlassenheit sehr bestürzt, und die gewünschte Abwesenheit Mazarins leistete für die zwei erlauchten Flüchtlinge keinen Ersatz. Die erste Empfindung, welche Paris erschütterte, als es die Flucht nach Saint-Germain vernahm, eine Flucht, von der wir den Leser zum Zeugen gemacht haben, war somit jene Art von Schrecken, der die Kinder ergreift, wenn sie bei Nacht oder in der Einsamkeit aufwachen. Das Parlament geriet in Unruhe, und man beschloß, eine Deputation an die Königin zu schicken und sie bitten zu lassen, daß sie Paris nicht länger ihrer königlichen Gegenwart berauben wolle. Allein, die Königin fühlte noch den doppelten Eindruck des Triumphes von Lens und des Stolzes über ihre gelungene Flucht. Die Abgesandten genossen nicht allein nicht die Ehre, von ihr empfangen zu werden, man ließ sie auch noch auf der Straße warten, wo ihnen der Kanzler – jener Kanzler Séguier, welchen wir im ersten Teile des Werkes hartnackig einen Brief bis in das Mieder der Königin verfolgen sahen – den Endbeschluß des Hofes überbrachte, der dahin lautete, daß, falls sich das Parlament vor der königlichen Majestät nicht demütige und sein Unrecht über alle die Punkte eingestehe, welche den Streit veranlaßt haben, der sie entzweite, Paris am nächsten Tage belagert werden sollte; daß sogar in der Voraussicht dieser Belagerung der Herzog von Orleans bereits Saint-Cloud, und der Prinz, von seinem Siege bei Lens noch ganz strahlend, Charenton und Saint-Denis besetzt halten. Für den Hof, dem vielleicht eine gemäßigte Antwort wieder eine große Anzahl Parteigänger verschafft hätte, hatte diese drohende Antwort leider eine Wirkung hervorgebracht, die der erwarteten ganz
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