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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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enthüllte, indem er den Ballen zurückschob, so daß sie durch diese enge Öffnung sahen. In der Tat weiß es jedermann, der dieses Schauspiel einmal sah, daß es gar nichts Ergreifenderes gibt, als ein hochgehendes Meer, welches bei dem blassen Schein eines Wintermondes seine dunklen Wogen unter dumpfem Gebrause dahinwälzt.
    »Potz Element, wir schwanken, wie mich dünkt,« rief d'Artagnan; »und wenn wir schwanken, was werden dann die Bedienten tun?«
    »Ich schwanke nicht,« versetzte Grimaud.
    »Gnädiger Herr,« sprach Blaisois, »ich sage es im voraus, daß ich nur in Flüssen schwimmen kann.«
    »Und ich kann gar nicht schwimmen,« sagte Mousqueton. Mittlerweile ließ sich d'Artagnan durch die Öffnung gleiten.
    »Freund,« rief Athos, »Ihr seid also entschlossen?«
    »Ja,« erwiderte der Gascogner; »vorwärts, Athos, Ihr, vollkommener Mann, sagt dem Geiste, daß er dem Fleische gebiete. Ihr, Aramis, gebt den Bedienten ein Beispiel; Ihr, Porthos, tötet alles, was uns hindern will.«
    D'Artagnan drückte Athos noch die Hand, und ersah den Augenblick, wo die Feluke durch eine schwankende Bewegung mit dem Hinterteile tauchte, wonach er nur in das Wasser zu gleiten brauchte, das ihm 'schon bis zum Gürtel reichte. Athos folgte ihm, ehe sich noch die Feluke zurückbewegt hatte; nach Athos erhob sie sich abermals, und man bemerkte das Tau, an dem die Schaluppe befestigt war, sich strecken und aus dem Wasser emporschnellen. D'Artagnan schwamm nach diesem Tau und erreichte dasselbe. Er hing sich mit der Hand daran, behielt nur den Kopf über dem Wasser und wartete. Eine Sekunde darauf kam Athos zu ihm. Hierauf sah man bei der Wendung der Feluke zwei andere Köpfe emportauchen. Das waren die von Aramis und Grimaud.
    »Blaisois macht mir angst,« sprach Athos. »Hörtet Ihr nicht, d'Artagnan, wie er sagte, daß er nur in Flüssen schwimmen könne?«
    »Wenn man einmal schwimmen kann, so kann man es überall,« erwiderte d'Artagnan. »In die Barke! in die Barke!«
    »Allein Porthos, ich sehe ihn nicht.«
    »Porthos wird kommen, seid unbekümmert, er schwimmt wie Leviathan selber.« Aber Porthos zeigte sich wirklich nicht, da zwischen ihm, Mousqueton und Blaisois ein halb komischer, halb dramatischer Auftritt stattfand. Da diese entsetzt waren vor dem Wogengebrause, vor dem Pfeifen des Windes und vor dem Anblick des schwarzen, im Abgrund schäumenden Wassers, so wichen sie zurück, anstatt vorwärts zu gehen.
    »Vorwärts, ins Wasser!« rief Porthos.
    »Allein, gnädiger Herr,« ächzte Mousqueton, »laßt mich hier, ich kann ja nicht schwimmen.«
    «Ich auch nicht,« wimmerte Blaisois.
    »Ich versichere,« sagte Mousqueton, »ich würde Euch nur hinderlich sein in dieser kleinen Barke.«
    »Und ich würde gewiß ertrinken, bevor ich dahin käme,« versetzte Blaisois.
    »Heda, ich erwürge Euch beide, wenn Ihr nicht hinabspringt,« rief Porthos, und faßte sie an der Kehle. »Vorwärts, Blaifois!« Ein Ächzen, von Porthos' eiserner Faust gedämpft, war die ganze Antwort Blaisois', denn der Riese, der ihn beim Kopf und bei den Füßen anfaßte, ließ ihn wie einen Balken durch das Fenster gleiten und schob ihn mit dem Kopf nach unten ins Meer. »Jetzt, Mouston, hoffe ich,« sprach Porthos, »daß du deinen Herrn nicht verlassen wirst.«
    »O, gnädiger Herr,« entgegnete Mousqueton mit Tränen im Auge, »warum haben Sie wieder Dienst genommen? Es ging uns doch so gut auf dem Schlosse Pierrefonds.« Und ohne andere Widerrede, entweder aus wahrer Treue, oder durch das rücksichtlich Blaisois gegebene Beispiel leidend und folgsam, sprang Mousqueton mit dem Kopfe voraus ins Meer, was immerhin eine erhabene Tat war, da sich Mousqueton für tot hielt. Allein Porthos war nicht der Mann, daß er seinen getreuen Gefährten so verließ. Der Herr folgte dem Diener so nahe, daß der Fall der zwei Körper nur ein Geräusch machte, wonach sich Mousqueton von Porthos' kräftiger Hand unterstützt sah, als er, wieder ganz verblüfft auf die Oberfläche des Wassers kam; sofort konnte er sich auch, ohne daß er irgendeine Bewegung zu machen brauchte, dem Taue majestätisch wie ein Meergott nähern. In demselben Momente sah Porthos einen Gegenstand im Bereiche seines Armes wirbeln. Er faßte denselben bei den Haaren an; es war Blaisois, dem auch Athos schon entgegenkam.
    »Geht, Graf, geht, ich bedarf Eurer nicht,« sagte Porthos. Porthos richtete sich auch in der Tat durch einen kräftigen Fußstoß über die Wellen empor, gleich dem

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