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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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verschmitzer Miene, »Ihr seid Mazariner und möchtet gern zu uns übertreten, um uns auszukundschaften.« »Lieber Freund,« erwiderte Athos, der die Sorge zu antworten, bisher Aramis überlassen hatte, »wenn wir Mazariner wären, hätten wir gewiß alle möglichen Pässe. O, glaubt mir, setzt in Eurer Stellung vornehmlich in diejenigen ein Mißtrauen, deren Papiere vollkommen in Ordnung sind.« »Geht hinein in die Wachstube,« sprach der Sergeant, »und tragt Eure Gründe dem Wachkommandanten vor.« Er winkte der Schildwache, und diese trat zur Seite; der Sergeant ging in die Wachstube voraus, und die zwei Kavaliere folgten ihm. Die Wachstube war von Bürgern und Leuten aus dem Volke angefüllt; die einen spielten, die andern tranken und wieder andere unterredeten sich. In einer Ecke standen die drei zuerst angekommenen Edelleute, deren Pässe der Offizier untersucht hatte. Der Offizier befand sich in einem anstoßenden Zimmer, da ihm die Wichtigkeit seines Ranges eine besondere Wohnung einräumte. Die erste Bewegung der neuen Ankömmlinge und der zuerst Angekommenen war, daß sie sich von den beiden Enden der Wachstube einen schnellen und forschenden Blick zuwarfen. Die zuerst Angekommenen waren in lange Mäntel gehüllt. Der eine von ihnen war weniger groß als sein Begleiter, und stand im dunklen Hintergrunde. Auf die Anzeige des Sergeanten bei seinem Eintreten, daß er wahrscheinlich zwei Mazariner bringe, spannten die drei Kavaliere die Ohren und lauschten. Der kleinste von ihnen, der zwei Schritte vorgetreten war, wich wieder zurück und stand abermals im Schatten. Bei der Anzeige, daß die neuen Ankömmlinge ohne Pässe seien, schien die einhellige Meinung der Wache dahin zu gehen, daß sie die Stadt nicht betreten sollten. »Ha doch, meine Herren,« sprach Athos, »es ist im Gegenteile wahrscheinlich, daß Ihr uns einlasset, da wir wohl, wie ich glaube, mit vernünftigen Männern zu tun haben. Die Sache macht sich sehr einfach; man melde nämlich unsere Namen Ihrer Majestät der Königin von England, und wenn sie für uns bürgt, so werdet Ihr, wie ich hoffe, unserm freien Eingang durchaus kein Hindernis mehr in den Weg legen.« Bei diesen Worten verdoppelte jener Edelmann, der im Schatten stand, seine Aufmerksamkeit, und machte dabei eine solche Bewegung der Überraschung, daß sein Hut, zurückgestoßen von dem Mantel, in welchen er sich noch sorgfältiger einhüllte, zu Boden fiel; er bückte sich und hob ihn schnell wieder auf. »O Gott,« flüsterte Aramis, während er Arthos mit dem Ellenbogen anstieß; »habt Ihr gesehen?«
    »Was?« fragte Athos. »Das Antlitz des kleinsten der drei Edelleute.«
    »Nein.«
    »Es schien mir ... allein das ist unmöglich ...« In diesem Momente trat der Sergeant ein, der in das Privatzimmer des Wachkommandanten gegangen war, um seine Befehle zu vernehmen, und während er die drei Kavaliere bezeichnete und ihnen ein Papier zustellte, sprach er: »Die Pässe sind in Ordnung. Laßt diese drei Herren abtreten.« Die drei Kavaliere verneigten sich mit dem Kopfe, und beeilten sich, die Erlaubnis und den Weg zu nützen, der sich vor ihnen auf den Befehl des Sergeanten eröffnete. Aramis folgte ihnen mit den Augen, und in dem Momente, wo der kleinste an ihnen vorüberschritt, drückte er Athos schnell die Hand. »Was ist es denn, mein Lieber?« fragte dieser. »Ich habe...es war gewiß eine Erscheinung.« Dann wandte er sich zu dem Sergeanten und fuhr fort: »Mein Herr, sagt mir doch, ob Ihr die drei Edelleute kennt, die eben von hier weggegangen sind?«
    »Ich kenne sie nach ihren Pässen; es sind die Herren Flamarens, von Chàtillon und von Bruy, drei adelige Frondeurs, die sich mit dem Herrn von Longueville verbinden.«
    »Das ist seltsam,« versetzte Aramis, indem er mehr seinen eigenen Gedanken als dem Sergeanten antwortete, »ich dachte, Mazarin selbst zu erkennen.« Der Sergeant brach in ein Lachen aus und sagte: »Er sollte sich so zu uns wagen, um gefangen zu werden? Er ist nicht so töricht!« »O,« murmelte Aramis, »ich kann mich wohl geirrt haben, da ich nicht d'Artagnans untrüglichen Blick habe.« »Wer spricht hier von d'Artagnan?« rief der Offizier, welcher eben an der Schwelle seines Zimmers erschien. »O!« rief Grimaud mit aufgesperrten Augen. »Was ist's?« fragten zugleich Athos und Aramis. »Planchet.« entgegnete Grimaud; »Planchet mit dem Steifkragen.« »Die Herren de la Fère und d'Herblay,« rief der Offizier, »auf dem Rückwege nach Paris!

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