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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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zwei Kavaliere, ungeachtet ihrer Aufmerksamkeit, diese Bejahung kaum hören konnten. Die Königin faltete die Hände mit großherziger Dankbarkeit, indes die Tochter einen Arm um den Hals der Mutter schlang und ihre von Freudentränen feuchten Augen küßte.
    »Nun erübrigt uns nur noch, uns Ihrer Majestät untertänigst zu empfehlen,« sprach Châtillon, dem die Rolle beschwerlich schien und der unter Athos' festem, durchbohrendem Blicke sichtlich errötete.
    »Noch einen Augenblick, meine Herren,« sprach die Königin, und hielt sie mit einem Winke zurück. »Einen Augenblick, denn hier sind die Herren de la Fère und d'Herblay, welche von London kommen, wie Ihr hören konntet, und die Euch vielleicht als Augenzeugen Näheres, was Ihr nicht wisset, werden berichten können. Überbringt sodann diese näheren Umstände der Königin, meiner guten Schwester. Redet, meine Herren, redet, ich höre. Verheimlicht nichts und schonet nichts. Wenn Se. Majestät noch lebt und die königliche Ehre bewahrt ist, so ist mir alles übrige gleichgültig.«
    Athos wurde blaß und legte eine Hand auf sein Herz.
    »Nun,« sprach die Königin, welche diese Bewegung und diese Blässe bemerkte, »so redet doch, mein Herr, ich bitte Euch.«
    »Um Vergebung, Madame,« erwiderte Athos, »allein ich will dem Berichte dieser Herren nichts beifügen, ehe sie nicht selber einsehen, das sie sich vielleicht geirrt haben.«
    »Geirrt!« rief die Königin fast erstickt, »geirrt! – Was ist es denn? Ach mein Gott!«
    »Meine Herren,« versetzte Herr von Flamarens, zu Athos gewendet; »wenn wir uns geirrt haben, so kommt der Irrtum von seiten der Königin, und ich sehe voraus, Ihr werdet nicht so vermessen sein, ihn zu berichtigen und damit Ihre Majestät Lügen strafen.« »Mein Herr, von seiten der Königin?« fragte Athos mit seiner ruhigen und klangvollem Stimme, »Ja,« murmelte Flamarens mit niedergeschlagenen Augen. Athos seufzte traurig. »Geschieht das nicht vielmehr von seiten desjenigen, der Euch begleitete, und den wir mit Euch in der Wachstube der Barriere Roule gesehen haben, daß dieser Irrtum bestehe?« fragte Aramis mit seiner beißenden Höflichkeit; »denn wenn wir uns nicht getäuscht haben, der Graf de la Fère und ich, so seid Ihr zu dreien nach Paris gekommen.« Châtillon und Flamarens erbebten. »Doch erklärt Euch, Graf,« sprach die Königin in ihrer Beängstigung, die sich von Augenblick zu Augenblick vermehrte; »ich lese auf Eurer Stirn die Verzweiflung. Euer Mund zaudert, mir eine entsetzliche Botschaft zu bringen, Eure Hände beben – – Ach, mein Gott, mein Gott, was ist denn vorgefallen!« »O Herr!« seufzte die junge Prinzessin, während sie neben ihrer Mutter auf die Knie sank, »erbarmet Euch unser!« »Mein Herr,« versetzte Châtillon, »wenn Ihr eine traurige Botschaft bringt, so handelt Ihr grausam, wenn Ihr sie der Königin mitteilt.«
    Aramis trat Châtillon so nahe, daß er ihn fast berührte, und sprach mit gepreßten Lippen und funkelnden Augen: »Mein Herr, ich hoffe, Ihr werdet nicht so anmaßend sein, den Herrn Grafen de la Fère und mich zu lehren, was wir da sprechen sollen.« Während dieses kurzen Wortstreites hatte sich Athos, stets die Hand auf dem Herzen und den Kopf gesenkt, der Königin genähert, wonach er mit bewegter Stimme zu ihr sprach: »Madame! die Fürsten haben vermöge ihrer über die andern Menschen erhabenen Natur vom Himmel ein Herz erhalten, welches weit größere Unglücksfälle zu ertragen vermag als der gemeine Haufe, denn ihr Herz hat Anteil an ihrer höheren Stellung. Sonach darf man, wie mich dünkt, mit einer Königin wie Ihre Majestät, nicht auf dieselbe Art verfahren, wie mit einer Frau von unserem Stande. Königin, zu allem Märtyrertum auf dieser Welt bestimmt, das ist das Resultat der Sendung, mit der wir beehrt worden sind.« Athos kniete vor der zitternden und erstarrten Königin nieder, nahm aus seinem Busen ein Kästchen hervor, welches den Orden in Diamanten in sich schloß, den die Königin vor seiner Abreise Lord Winter gegeben, ferner den Trauring, welchen Karl vor seinem Tode Aramis zugestellt hatte; Athos hatte diese zwei Gegenstände, seit er sie empfangen, treu bewahrt. Er schloß das Kästchen auf, und überreichte sie der Königin mit einem tiefen stummen Schmerze. Die Königin streckte die Hand aus, nahm den Ring, preßte ihn krampfhaft an ihre Lippen, und ohne daß sie einen Seufzer ausstieß, ohne daß sie ein Schluchzen hervorbrachte, streckte

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