Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Gattungen nach in gewissen Meeren einheimisch sind, welche sie nicht verlassen. Wenn es nun der Fall ist, daß ein solches Thier aus der Berings-in die Davis-Straße kam, so ist das ganz einfach ein Beweis, daß zwischen dem einen und dem anderen Meere eine Verbindung stattfindet, sei’s auf der amerikanischen oder asiatischen Küste.
    – Darf man das glauben? fragte der Canadier.
    – Meinem Herrn muß man wohl glauben, erwiderte Conseil.
    – Weil ich also, fuhr der Canadier fort, niemals in diesen Gegenden gefischt habe, kenne ich nicht die da hausenden Wallfische?
    – Das ist meine Meinung, Ned.
    – Um so mehr Grund ihre Bekanntschaft zu machen, versetzte Conseil.
    – Sehen Sie da! Sehen Sie! rief der Canadier mit bewegter Stimme. Da kommt einer heran! Auf uns zu! Er verhöhnt mich! Er weiß, daß ich nichts gegen ihn kann!«
    Ned stampfte mit dem Fuße, ballte die Faust, als schwinge er seine Harpune.
    »Sind diese Wallfische eben so groß, fragte er, als die im Norden?
    – Fast ebenso, Ned.
    – Denn ich habe sehr große Wallfische gesehen, mein Herr, die waren bis hundertundfünfzig Fuß lang! Man hat mir sogar erzählt, der Hullamock und der Umgallick der Aleuteninseln seien mitunter noch größer.
     

    Schlimme Gedanken. (S. 339.)
     
    – Das scheint mir übertrieben, erwiderte ich. Die hiesigen, gleich den Pottfischen, sind im allgemeinen kleiner, wie die nördlichen.
    – Ah! rief der Canadier, der unverwandt auf das Meer hin schaute, er kommt näher, in den Bereich des Nautilus!«
     

    Mitten unter Wallfischen. (S. 346.)
     
    Dann fuhr er fort:
    »Sie haben den Pottfisch ein kleines Thier genannt. Doch führt man Beispiele von riesenmäßiger Größe an. Sie sind gescheit. Mitunter, sagt man, bedecken sie sich mit Algen und Meergras. Man hält sie für Eilande, läßt sich darauf nieder, macht Feuer an …
    – Man baut Häuser darauf, sagte Conseil.
    – Ja, Possenreißer, erwiderte Ned-Land. Darauf, eines schönen Morgens taucht das Thier unter, und nimmt alle seine Bewohner mit in die Tiefe.
    – Ei! Meister Land, es scheint, Sie lieben solche Extra-Geschichtchen! Ich hoffe, Sie glauben nicht daran.
    – Herr Naturforscher, erwiderte der Canadier ernsthaft, von den Wallfischen kann man alles glauben. – Man behauptet, sie könnten in vierzehn Tagen den Weg um die ganze Erde machen.
    – Ich widerspreche nicht, sagte ich. – Doch muß man daran glauben?
    – Nicht allzuviel, erwiderte Ned-Land; ebenso wenig, als wenn ich sagte, es gäbe dreihundert Fuß lange Wallfische.
    – Das ist allerdings etwas stark, sagte ich.«
    So plauderten sie noch eine Weile von unglaublichen Dingen. Aber Ned-Land hörte nicht mehr zu. Der Wallfisch kam näher.
    »Ah! rief er aus, es ist nicht mehr ein Thier; es sind zehn, zwanzig, eine ganze Heerde! Und nichts thun zu können!
    – Aber, Freund Ned, sagte Conseil, warum fragen Sie nicht den Kapitän Nemo um Erlaubniß, eine Jagd zu machen?«
    Conseil hatte noch nicht ausgesprochen, als Ned-Land schon die Lucke hinab eilte, den Kapitän aufzusuchen. Nach einer kleinen Weile erschienen sie beide wieder auf der Plateform.
    Der Kapitän Nemo betrachtete die Truppe, welche sich eine Meile entfernt auf dem Wasser belustigte.
    »Es sind Süd-Wallfische, sagte er. Es wäre da für eine Flotte von Wallfischjägern zu thun.
    – Nun, mein Herr, könnte ich nicht Jagd darauf machen, sei’s auch nur, um mein früheres Handwerk nicht zu vergessen?
    – Weshalb denn, erwiderte der Kapitän Nemo, jagen, nur um zu vernichten? Wir brauchen an Bord keinen Thran.
    – Doch haben Sie mir im Rothen Meere gestattet, den Dugong zu verfolgen.
    – Damals handelte sich’s darum, meiner Mannschaft frisches Fleisch zu verschaffen. Hier aber wäre es tödten, nur um zu tödten. Ich weiß zwar, daß dies ein Vorrecht des Menschen ist, aber ich lasse so mörderischen Zeitvertreib nicht gelten. Wenn Ihr den südlichen Wallfisch ebenso wie den nördlichen vernichtet, unschädliche und nützliche Geschöpfe, so ist das zu tadeln. So hat man bereits die ganze Baffinsbai verödet, und so wird man eine Classe nützlicher Thiere ausrotten. Lasset doch die armen Wallfische in Ruhe, die an ihren natürlichen Feinden, den Pottfischen, Schwert-und Sägefischen schon genug haben.«
    Man kann sich vorstellen, was der Canadier bei dieser Moral-Lection für ein Gesicht machte. Solche Gründe waren bei einem Jäger weggeworfene Worte. Ned-Land sah dem Kapitän Nemo in’s Angesicht, verstand aber offenbar

Weitere Kostenlose Bücher