Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
Vom Netzwerk:
Gott, Leute, die ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Meine alte Freundin Emma.«
    »Noch eine Ex?«
    »Nein, keine Ex …«
    »Ein One-Night-Stand.«
    »Auch kein One-Night-Stand, nur eine gute, alte Freundin.«
    »Die Englischlehrerin?«
    »Früher Englischlehrerin, jetzt Schriftstellerin. Du hast dich auf Bob und Maris Hochzeit mit ihr unterhalten, erinnerst du dich? In Cheshire.«
    »Vage. Ziemlich attraktiv.«
    »Schätze schon.« Dexter zuckte heftig die Schultern. »Wir haben lange nicht miteinander gesprochen. Ich hab dir davon erzählt. Weißt du noch?«
    »Irgendwann sehen sie alle gleich aus.« Sie drehte sich zum Fenster. »Und, hattest du jetzt was mit ihr?«
    »Nein, ich hatte nichts mit ihr.«
    »Was ist mit der Braut?«
    »Tilly? Was ist mit ihr?«
    »Hattest du je Sex mit der Braut?«
    Dezember 1992, die schreckliche Wohnung in Clapton, die immer nach gebratenen Zwiebeln roch, eine Fußmassage, die fürchterlich aus dem Ruder gelaufen war.
    »Natürlich nicht. Für wen hältst du mich?«
    »Mir ist, als wären wir jede Woche auf einer Hochzeit mit einer Busladung voller Frauen, mit denen du geschlafen hast …«
    »Stimmt doch gar nicht.«
    »… einem ganzen Zelt voll. Wie eine Ex-Konferenz.«
    »Stimmt nicht, stimmt nicht …«
    »Stimmt wohl.«
    »Hey, du bist jetzt die Einzige für mich.« Eine Hand ließ er auf dem Lenkrad liegen, mit der anderen streichelte er Sylvie den Bauch, der unter dem pfirsichfarbenen, schillernden Satin ihres Minikleides immer noch flach war, um sie ihr anschließend auf den bloßen Schenkel zu legen.
    »Und lass mich nicht immer mit Fremden herumstehen, ja?«, sagte Sylvie und drehte die Stereoanlage lauter.
    Der Nachmittag war schon halb vorbei, als Emma zu spät und erschöpft am Sicherheitstor des stattlichen Gebäudes ankam und sich fragte, ob man sie überhaupt hereinließ. Morton Manor Park, ein weitläufiges Anwesen in Somerset, war von cleveren Investoren in eine Art All-in-one-Hochzeitsgelände verwandelt worden, inklusive eigener Kapelle, einer Banketthalle, einem Ligusterhecken-Labyrinth, einer Wellness-Anlage und einer Reihe von Gästezimmern mit begehbaren Duschen, komplett umgeben von einer hohen, stacheldrahtbewehrten Mauer: ein Hochzeitscamp. Mit den Zierbauten und Grotten, Gräben und Pavillons, einem Schloss und einer Hüpfburg war es ein Hochzeits-Disneyland für gehobene Ansprüche, zu einem horrenden Preis das ganze Wochenende mietbar. Eine ungewöhnliche Wahl für die Hochzeit eines ehemaligen Mitglieds der Sozialistischen Arbeiterpartei. Verwirrt und befremdet fuhr Emma die breite Kiesauffahrt hoch.
    In Sichtweite der Kapelle warf sich ein Mann mit gepuderter Perücke in Dieneruniform vor das Auto, winkte sie mit wehenden Spitzenmanschetten heran und beugte sich zum Fenster hinunter.
    »Gibt es ein Problem?«, fragte sie. Fast hätte sie »Officer« hinzugefügt.
    »Ich brauche die Schlüssel, Ma’am.«
    »Die Schlüssel?«
    »Um den Wagen zu parken.«
    »Oh Gott, wirklich?«, fragte sie, peinlich berührt von den Flechten um die Windschutzscheibe, dem Kuddelmuddel aus zerfallenden Straßenkarten und leeren Plastikflaschen auf dem Boden. »Okay, na gut, die Türen schließen nicht, Sie müssen den Schraubenzieher benutzen, um sie zu verriegeln, und es gibt keine Handbremse, deshalb parken Sie bitte auf ebener Fläche gegen einen Baum gelehnt, oder lassen Sie einfach den Gang drin, okay?« Der Diener nahm die Schlüssel mit spitzen Fingern entgegen, als hätte man ihm eine tote Maus gereicht.
    Sie war barfuß gefahren und musste die geschwollenen Füße jetzt zurück in die Schuhe zwängen wie die böse Stiefschwester. Die Zeremonie hatte schon angefangen. Aus der Kapelle hörte sie, wie vier, möglicherweise fünf behandschuhte Hände Die Ankunft der Königin von Saba spielten. Sie humpelte über den Kies zur Kapelle, die Arme erhoben, um den Schweiß wenigstens ein bisschen trocknen zu lassen, wie ein Kind, das Flugzeug spielt, dann zupfte sie ein letztes Mal an ihrem Saum, bevor sie unauffällig durch die große Eichentür schlüpfte und hinter den vollbesetzten Bänken stehen blieb. Momentan war eine A-cappella-Gruppe an der Reihe, schnippte manisch mit den Fingern und sang I’m into Something Good , als sich das glückliche Paar strahlend mit feuchten Augen angrinste. Den Bräutigam sah Emma zum ersten Mal, ein Rugbyspielertyp, gutaussehend in hellgrauem Cutaway und mit Rasierbrand, der Tilly verschiedene Gesichtsausdrücke zum

Weitere Kostenlose Bücher