Zwei an Einem Tag
Ehemann hinüber, die für die Fotografen posierten, Tilly wedelte sich mit einem Fächer kokett Luft zu. »Dummerweise wusste ich nicht, dass die Französische Revolution das Thema ist.«
»Die Marie-Antoinette-Sache?«, sagte Dexter. »Na, wenigstens können wir sicher sein, dass es Kuchen gibt.«
»Anscheinend lässt sie sich auf ’nem Schinderkarren zur Hochzeitsfeier fahren.«
»Was ist ein Schinderkarren?«
Sie sahen sich an. »Du hast dich kein bisschen verändert, was?«, fragte sie.
Dexter kickte in den Kies. »Doch. Ein bisschen.«
»Klingt spannend.«
»Ich erzähls dir später. Guck mal …«
Tilly stand auf dem Trittbrett des Rolls-Royce Silver Ghost, der sie 50 Meter weiter zur Hochzeitsfeier bringen sollte, hielt den Brautstrauß, den sie gleich werfen würde, mit beiden Händen wie einen Baumstamm.
»Willst du nicht dein Glück versuchen, Em?«
»Ich bin grottenschlecht im Fangen«, sagte sie und hielt sich die Hände hinter den Rücken, als der Brautstrauß in die Menge geschleudert und von einer ältlichen, zerbrechlich wirkenden Tante gefangen wurde, was die Menge zu ärgern schien, als hätte es jemandes Chance auf zukünftiges Glück ruiniert. Emma deutete mit dem Kopf auf die peinlich berührte Tante, die den Brautstrauß verloren in der Hand baumeln ließ. »Das bin ich in 40 Jahren«, sagte Emma.
»Wirklich? Erst in 40?«, sagte Dexter, und Emma trat ihm mit dem Absatz auf den Zeh. Hinter Emma sah er ganz in der Nähe Sylvie stehen, die nach ihm Ausschau hielt. »Muss los, Sylvie kennt kaum jemanden. Ich habe strikte Anweisungen, ihr nicht von der Seite zu weichen. Komm doch mit und sag hallo.«
»Später. Ich gehe besser der glücklichen Braut gratulieren.«
»Frag sie nach der Kaution, die sie dir schuldet.«
»Meinst du? Heute?«
»Bis nachher. Vielleicht sitzen wir ja auf der Hochzeitsfeier nebeneinander.« Er drückte die Daumen, und sie tat es ihm gleich.
Der bewölkte Vormittag war in einen wunderschönen Nachmittag übergegangen, und hohe Wolken zogen am weiten blauen Himmel dahin, als die Gäste dem Silver Ghost in feierlicher Prozession zum Fest-Rasen folgten, wo Champagner und Canapés bereitstanden. Dort entdeckte Tilly Emma schließlich mit einem entzückten Aufschrei, und sie umarmten sich, so gut es mit dem riesigen Reifrock ging.
»Ich bin so froh, dass du da bist, Em!«
»Ich auch, Tilly. Du siehst unglaublich aus.«
Tilly fächelte sich Luft zu. »Findest du es nicht übertrieben?«
»Überhaupt nicht. Du siehst fantastisch aus«, und ihr Blick fiel wieder auf den Schönheitsfleck, der aussah, als wäre eine Fliege auf Tillys Lippe gelandet. »Der Gottesdienst war auch ganz reizend.«
»Ooooh, wirklich?« Es war eine alte Angewohnheit von Tilly, jeden Satz mit einem mitfühlenden »Oh« anzufangen, als sei Emma ein Kätzchen, das sich das Pfötchen verletzt hatte. »Hast du geweint?«
»Wie ein Schlosshund …«
»Oooh! Ich bin so froh, dass du da bist.« Königlich klopfte sie Emma mit dem Fächer auf die Schulter. »Ich kanns kaum erwarten, deinen Freund kennenzulernen.«
»Ich auch, leider habe ich keinen.«
»Oooh, wirklich nicht?«
»Nein, schon länger nicht mehr.«
»Wirklich nicht? Bist du sicher?«
»Das wäre mir aufgefallen, Tilly.«
»Oooh! Ich wollte dich nicht kränken. Tja, besorg dir einen! RATZFATZ!!!! Nein, im Ernst, Freunde sind toll! Ehemänner sind noch besser! Wir müssen einen für dich finden!«, sagte sie im Befehlston. »Noch heute Abend! Wir bringen dich an den Mann!«, und Emma fühlte, wie ihr verbal der Kopf getätschelt wurde. »Oooooh. Und? Hast du Dexter schon getroffen?«
»Kurz.«
»Hast du seine Freundin gesehen? Die mit dem Flaum auf der Stirn? Ist sie nicht wunderschön? Wie Audrey Hepburn. Oder Katharine? Ich kann die beiden nie auseinanderhalten.«
»Audrey. Sie ist definitiv eine Audrey.«
Der Champagner floss in Strömen, und ein nostalgisches Gefühl machte sich auf dem Großen Rasen breit, als sich alte Freunde wiedertrafen und die Unterhaltungen sich darum drehten, wer wie viel verdiente und wie viel sie zugenommen hatten.
»Sandwiches. Das ist die Zukunft«, sagte Callum O’Neill, der wesentlich mehr verdiente und wog als früher. »Hochwertige, ökologische Fertiggerichte, da liegt das Geld, mein Freund. Essen ist der neue Rock ’n’ Roll!«
»Ich dachte, Comedy wäre der neue Rock ’n’ Roll.«
»War es auch, früher war es Comedy, heute ist es Essen. Immer auf dem neuesten Stand
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