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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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Fernsehen gesehen habe, und, na ja, das hat mich an alte Zeiten erinnert, deshalb habe ich gedacht, ich rufe mal an und sage hallo. Du hast übrigens toll ausgesehen. Im Fernsehen. Und die Show gefällt mir. Tolles Format.« Tolles Format ? Du Witzfigur. »So. Und wie gehts dir, Suki?«
    »Oh, bestens.«
    »Du bist überall! Du leistest wirklich super Arbeit! Wirklich!«
    »Danke dir. Danke.«
    Sie schweigen. Dexter streicht über den Ausschaltknopf. Leg auf. Tu, als wäre die Leitung unterbrochen. Leg auf, leg auf, leg auf …
    »Es ist jetzt, wie lange, fünf Jahre her, Dex!«
    »Ich weiß, ich hab nur gerade an dich gedacht, weil ich dich in der Glotze gesehen habe. Du hast übrigens toll ausgesehen. Und wie gehts dir?« Halt die Klappe, das hast du schon mal gesagt. Konzentrier dich! »Ich meine, wo bist du gerade? Es ist ziemlich laut …«
    »In einem Restaurant. Beim Essen mit ein paar Freunden.«
    »Jemand, den ich kenne?«
    »Glaub ich nicht. Es sind eher neue Freunde.«
    Neue Freunde. Ein Hauch von Feindseligkeit? »Aha. Okay.«
    »Und, wo bist du, Dexter?«
    »Oh, ich bin zu Hause.«
    »Zu Hause? Samstagabends? Sieht dir gar nicht ähnlich.«
    »Na ja, weißt du …«, und er ist drauf und dran, ihr zu erzählen, dass er verheiratet ist, ein Kind hat und in einem Vorort lebt, hat aber das Gefühl, das könne die völlige Sinnlosigkeit des Anrufs noch unterstreichen, deshalb schweigt er. Die Pause zieht sich. Ihm fällt auf, dass die Schulterpartie des Baumwollpullovers, den er einst im Pacha-Club getragen hat, mit Rotz bekleckert ist, und dass seine Fingerspitzen einen neuen Geruch angenommen haben, eine unheilige Allianz aus Windelbeutel und Krabbenchips.
    Suki sagt: »So, der Hauptgang wird gerade serviert …«
    »Okay, gut, wie auch immer, ich habe mich einfach an alte Zeiten erinnert und gedacht, es wäre nett, dich mal wieder zu treffen! Du weißt schon, zum Mittagessen oder auf einen Drink …«
    Die Hintergrundmusik wird leiser, als Suki sich eine stille Ecke sucht. Kalt sagt sie: »Weißt du was, Dexter? Ich finde das keine gute Idee.«
    »Ah, okay.«
    »Ich meine, wir haben uns jetzt seit fünf Jahren nicht gesehen, und normalerweise gibt es einen Grund für so was, meinst du nicht?«
    »Ich dachte nur …«
    »Ich meine, es war ja nicht so, als wärst du so nett oder an mir interessiert gewesen, du warst eh die meiste Zeit breit …«
    »Ach, stimmt doch gar nicht!«
    »Du warst mir nicht mal treu , verdammt noch mal, gewöhnlich hast du irgend ’ne Praktikantin, Kellnerin oder wen auch immer gevögelt, und ich weiß echt nicht, was in dich gefahren ist, mich einfach anzurufen, als wären wir beste Kumpels, nostalgisch zu werden wegen der ›alten Zeiten‹, unsere goldenen sechs Monate, die, offen gesagt, für mich ziemlich scheiße waren.«
    »Schon gut, Suki, das war mehr als deutlich.«
    »Und außerdem bin ich mit jemandem zusammen, ’nem wirklich netten Kerl, und ich bin echt glücklich. Genau genommen wartet er gerade auf mich.«
    »Gut! Dann geh doch! GEH!« Oben fängt Jasmine an zu schreien, vielleicht vor Scham.
    »Du kannst mich nicht einfach besoffen aus heiterem Himmel anrufen und erwarten, dass ich …«
    »Tu ich doch gar nicht, Herrgott, schön, vergiss es!« Jasmines Geschrei schallt die bloßen Holzstufen herunter.
    »Was ist das für ein Lärm?«
    »Ein Baby.«
    »Wessen Baby?«
    »Mein Baby. Ich habe eine Tochter. Ein Töchterchen. Sieben Monate alt.«
    Das Schweigen dauert, bis Dexter ganz klein und hässlich ist, dann sagt Suki:
    »Warum zum Teufel willst du dich dann mit mir verabreden?«
    »Nur. Du weißt schon. Ein freundschaftlicher Umtrunk.«
    »Ich habe Freunde«, sagt Suki sehr ruhig. »Ich glaube, du solltest mal nach deiner Tochter sehen, meinst du nicht, Dex?«, sagt sie und legt auf.
    Eine Weile lauscht er der toten Leitung. Schließlich lässt er das Handy sinken, starrt es an und schüttelt heftig den Kopf, als hätte er eine Ohrfeige bekommen. Er hat eine Ohrfeige bekommen
    »Na, lief doch prima«, murmelt er.
    Telefonbuch, Optionen, Nummer löschen. »Sind Sie sicher, dass Sie Suki Handy löschen wollen?«, fragt ihn das Handy. Scheiße, ja, ja, löschen, ja! Heftig drückt er auf die Taste. Nummer gelöscht, verkündet das Handy, aber das reicht ihm nicht: Nummer ausradiert, Nummer atomisiert, das bräuchte er. Jasmines Brüllen erreicht den ersten Höhepunkt, deshalb springt er auf, wirft das Handy an die Wand, wo es eine schwarze Kratzspur in der

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