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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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sie sich gelehnt hatte, geräuschvoll über den Boden rutschte, so dass sie abrupt die Hüfte anheben musste, damit die Vase mit den Rosen nicht umfiel.
    »Ups.«
    »Die Sache ist die, Dex …«
    »Sorry, ich wollte …«
    »Aber die Sache ist …«
    »So was von ungeschickt …«
    »Ich habe jemanden kennengelernt.«
    Er trat einen Schritt zurück.
    »Du hast jemanden kennengelernt ?«
    »Einen Mann. Einen Typ. Ich treffe mich mit einem Typen.«
    »Einen Typen . Aha. Okay. Verstehe. Wer?«
    »Er heißt Jean-Pierre. Jean-Pierre Dusollier.«
    »Er ist Franzose ?«
    »Nein, Dex, Waliser .«
    »Ich bin nur überrascht.«
    »Weil er Franzose ist oder weil ich tatsächlich einen Freund habe?«
    »Es ist nur – na ja, ging ja ratzfatz, nicht? Ich meine, du bist erst ein paar Wochen hier. Hast du erst ausgepackt oder …«
    »Zwei Monate! Ich bin seit zwei Monaten hier, und ich habe Jean-Pierre vor einem Monat kennengelernt.«
    »Und wo hast du ihn kennengelernt?«
    »In einem kleinen Bistro um die Ecke.«
    »In einem kleinen Bistro . Aha. Wie?«
    »Wie?«
    »… habt ihr euch kennengelernt?«
    »Na ja, ähm, ich saß allein beim Abendessen, habe ein Buch gelesen, und dieser Typ war mit ein paar Freunden da, und er hat mich gefragt, was ich lese …« Kopfschüttelnd stöhnte Dexter auf, ein Profi, der sich über die Arbeit eines anderen lustig macht. Emma beachtete ihn nicht und ging ins Wohnzimmer. »Jedenfalls sind wir ins Gespräch gekommen …«
    Dexter folgte ihr. »Was, auf Französisch?«
    »Ja, auf Französisch, und wir haben uns auf Anhieb verstanden, und jetzt … läuft was zwischen uns!« Sie ließ sich aufs Sofa plumpsen. »So. Jetzt weißt dus!«
    »Aha. Verstehe.« Er zog die Augenbrauen hoch, ließ sie wieder sinken und verzerrte das Gesicht bei dem Versuch, gleichzeitig zu schmollen und zu lächeln. »Tja. Schön für dich, Em, das ist echt toll.«
    »Nur nicht so gönnerhaft, Dexter. Als wäre ich eine einsame alte Dame …«
    »Ich und gönnerhaft!« Gespielt gleichgültig sah er aus dem Fenster in den Innenhof hinunter. »Und wie ist er so, dieser Jean …«
    »Jean-Pierre. Nett. Sehr gutaussehend, sehr charmant. Ein toller Koch, er weiß alles über Essen, Wein, Kunst und Architektur. Du weißt schon, einfach sehr, sehr … französisch.«
    »Wie, meinst du etwa unhöflich?«
    »Nein …«
    »Schmutzig?«
    »Dexter!«
    »Fährt er Fahrrad, mit ’ner Zwiebelschnur um den Hals …«
    »Gott, manchmal bist du echt unerträglich …«
    »Was zum Teufel soll das denn heißen, ›sehr französisch‹?«
    »Keine Ahnung, einfach sehr cool und lässig und …«
    » Sexy …?«
    »›Sexy‹ habe ich nicht gesagt.«
    »Nein, aber du machst selbst einen auf sexy, fummelst an deinen Haaren rum, mit aufgeknöpfter Bluse …«
    »So ein bescheuertes Wort, ›sexy‹ …«
    »Aber ihr habt doch viel Sex, oder?«
    »Dexter, wieso bist du so …?«
    »Sieh dich doch an, du leuchtest ja, du hast diesen verschwitzten, strahlenden Look …«
    »Kein Grund, so – wieso bist du überhaupt so?«
    »Wie?«
    »So … gemein, als hätte ich was falsch gemacht!«
    »Ich bin nicht gemein, ich dachte nur …« Er brach ab, drehte sich zum Fenster und legte die Stirn an die Scheibe. »Ich wünschte, du hättest es mir vorher erzählt. Dann hätte ich ein Hotel gebucht.«
    »Du kannst trotzdem hierbleiben! Ich kann heute Nacht mit Jean-Pierre schlafen.« Obwohl er ihr den Rücken zudrehte, wusste sie, dass er das Gesicht verzog. »Heute Nacht bei Jean-Pierre schlafen.« Sie beugte sich auf dem Sofa vor und stützte den Kopf auf beide Hände. »Was hast du denn gedacht, was passieren würde, Dexter?«
    »Weiß nicht«, murmelte er gegen die Scheibe gelehnt. »Nicht das.«
    »Tja, davon konnte ich nicht ausgehen.«
    »Was hast du denn geglaubt, warum ich herkomme, Em?«
    »Um eine Pause einzulegen. Den Kopf freizukriegen. Dir die Sehenswürdigkeiten anzusehen!«
    »Ich bin gekommen, um mit dir darüber zu reden, was passiert ist. Darüber, ob wir beide endlich zusammenkommen.« Er knibbelte an dem Fensterkitt herum. »Ich dachte einfach, es hätte dir mehr bedeutet. Das ist alles.«
    »Wir haben nur einmal zusammen geschlafen, Dexter.«
    »Dreimal!«
    »Ich meine nicht die Anzahl der Geschlechtsakte , Dex, sondern die Situation, die Nacht, die wir miteinander verbracht haben.«
    »Und ich dachte, es wäre was Besonderes gewesen! Aber bevor ich weiß, wie mir geschieht, brennst du nach Paris durch und wirfst dich dem erstbesten

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