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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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Franzosen an den Hals …«
    »Ich bin nicht ›durchgebrannt‹, das Ticket war schon gebucht! Warum glaubst du, dass alles immer mit dir zu tun hat?«
    »Und hättest du mich nicht anrufen können, bevor du …«
    »Was, um dich um Erlaubnis zu bitten?«
    »Nein, um mich zu fragen, wie ich dazu stehe!«
    »Sekunde mal – du bist sauer, weil wir nicht über unsere Gefühle gesprochen haben? Du bist sauer, weil du denkst, ich hätte auf dich warten sollen?«
    »Weiß nicht«, murmelte er, »vielleicht!«
    »Mein Gott, Dexter, bist du … bist du etwa eifersüchtig ?«
    »Natürlich nicht!«
    »Und warum schmollst du dann?«
    »Ich schmolle nicht.«
    »Dann guck mich mal wieder an!«
    Trotzig gehorchte er, die Arme vor der Brust verschränkt, und Emma musste lachen.
    »Was? Was? «, fragte er empört.
    »Na ja, dir ist schon klar, dass die Situation nicht einer gewissen Ironie entbehrt, oder?«
    »Inwiefern?«
    »Weil du plötzlich auf konventionell und … monogam machst.«
    Er schwieg und wandte sich wieder dem Fenster zu.
    In versöhnlicherem Ton fügte sie hinzu: »Schau – wir waren beide leicht betrunken.«
    » So betrunken war ich nicht …«
    »Du hast die Hose vor den Schuhen ausgezogen, Dex!« Er drehte sich immer noch nicht um. »Jetzt steh nicht da am Fenster rum. Komm und setz dich neben mich, ja?« Sie zog die bloßen Füße unter sich. Er stieß ein-, zweimal den Kopf an die Scheibe, kam, ohne sie anzusehen, zum Sofa und ließ sich neben sie fallen, wie ein Kind, das man aus der Schule nach Hause geschickt hat. Sie legte ihm die Füße auf den Oberschenkel.
    »Gut, du willst darüber reden? Dann lass uns reden.«
    Er sagte nichts. Sie stupste ihn mit den Zehen an, und als er sie schließlich ansah, sagte sie: »Okay. Ich fange an.« Sie holte tief Luft. »Ich glaube, du warst sehr durcheinander und ein bisschen hinüber, und als du mich an dem Abend besuchen gekommen bist, ist es einfach … passiert. Ich glaube, bei all dem Kummer, weil du dich von Sylvie getrennt hast, ausgezogen bist und dir Jasmine gefehlt hat, hast du dich etwas einsam gefühlt und eine Schulter zum Ausweinen gebraucht. Oder zum Vögeln. Und das war ich. Eine Schulter zum Vögeln.«
    »Das glaubst du?«
    »Das glaube ich.«
    »… und du hast nur mit mir geschlafen, damit ich mich besser fühle?«
    »Hast du dich denn besser gefühlt?«
    »Ja, viel besser.«
    »Na, siehst du, ich mich auch. Es hat funktioniert.«
    »… aber darum gehts nicht.«
    »Na ja, es gibt schlechtere Gründe, mit jemandem zu schlafen. Du müsstest das wissen.«
    »Aber Mitleids-Sex?«
    »Nicht Mitleid, Mitgefühl .«
    »Reiz mich nicht, Em.«
    »Tu ich nicht, ich … es hatte nichts mit Mitleid zu tun, und das weißt du auch. Aber es ist … kompliziert. Das mit uns beiden. Komm her, ja?« Wieder stupste sie ihn mit dem Fuß an, und gleich darauf fiel er wie ein Baum und sank mit dem Kopf an ihre Schulter.
    Sie seufzte. »Wir kennen uns jetzt schon eine Ewigkeit, Dex.«
    »Ich weiß. Ich dachte nur, es wäre eine gute Idee. Dex und Em, Em und Dex, wir beide. Lass es uns eine Weile ausprobieren, mal sehen, wie es läuft. Ich dachte, du willst dasselbe.«
    »Will ich auch. Wollte ich auch. Ende der 80er.«
    »Und warum jetzt nicht mehr?«
    »Darum. Es ist zu spät. Wir sind zu spät dran. Ich bin zu erschöpft.«
    »Du bist doch erst 35!«
    »Ich hab bloß das Gefühl, unsere Zeit ist vorbei«, sagte sie.
    »Woher willst du das wissen, wenn wir es nicht versucht haben?«
    »Dexter – ich habe einen anderen kennengelernt!«
    Schweigend saßen sie da, lauschten den Kindern im Innenhof und dem entfernten Geräusch der Fernseher.
    »Und du magst ihn? Diesen Typ?«
    »Ja. Ich hab ihn wirklich gern.«
    Er nahm ihren mit Straßenstaub bedeckten linken Fuß. »Mein Timing ist nicht so toll, was?«
    »Nein, nicht besonders.«
    Er betrachtete den Fuß in seiner Hand. Der rote Nagellack war abgesplittert, und der Nagel des kleinen Zehs war verhutzelt und kaum vorhanden. »Deine Füße sind eklig.«
    »Weiß ich.«
    »Dein kleiner Zehennagel sieht aus wie ein winziges Maiskorn.«
    »Dann hör auf, damit herumzuspielen.«
    »Und damals, in der Nacht …« Er drückte den Daumen auf ihre harte Fußsohle. »War das wirklich so schlimm für dich?«
    Mit dem anderen Fuß trat sie ihn heftig in die Hüfte. »Jetzt hör auf, nach Komplimenten zu heischen, Dexter.«
    »Nein, im Ernst, sags mir.«
    » Nein , Dexter, es war keine schlimme Nacht für mich, genau genommen war es

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