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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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Kanal. »Ich weiß nicht, Em. Vor anderthalb Jahren hatte ich eine Familie, eine Karriere – keine tolle Karriere, aber ich hatte Chancen, Angebote. Familienkutsche, nettes Häuschen in Surrey …«
    »Das du gehasst hast.«
    » Gehasst kann man nicht sagen.«
    »Die Familienkutsche konntest du nicht ausstehen.«
    »Na schön, ich konnte sie nicht ausstehen, aber wenigstens gehörte sie mir. Und jetzt wohne ich plötzlich in einer Einzimmerwohnung in Kilburn mit meiner Hälfte der Hochzeitsgeschenke und habe … nichts. Nur ich und massenhaft Töpfe von Le Creuset. Mein Leben ist praktisch vorbei.«
    »Weißt du, was du tun solltest?«
    »Was?«
    »Vielleicht …« Sie holte tief Luft und umfasste seine Finger. »Callum um deinen alten Job anbetteln.« Wütend starrte er sie an und zog die Hand weg. »Nur ein Witz! Ich mach doch nur Spaß!«, sagte sie und lachte.
    »Wie schön, dass du meine Ehehölle so witzig findest, Em.«
    » Witzig nicht gerade, ich glaube nur nicht, dass Selbstmitleid die Lösung ist.«
    »Es ist kein Selbstmitleid, das sind Tatsachen.«
    »›Mein Leben ist praktisch vorbei‹?«
    »Ich meine ja nur. Keine Ahnung. Es …« Mit einem theatralischen Seufzer schaute er auf den Kanal hinaus. »Als ich noch jünger war, schien alles möglich. Heute trifft das Gegenteil zu.«
    Emma, der es genau umgekehrt erging, sagte nur: »So schlimm ist es auch wieder nicht.«
    »Du meinst, es hat auch eine gute Seite? Wenn die Frau mit dem besten Freund durchbrennt …«
    »Er war nicht dein ›bester Freund‹, ihr hattet seit Jahren nicht mehr miteinander gesprochen, ich meine ja nur … Okay, zum einen ist es keine Einzimmerwohnung in Kilburn, es ist eine ziemlich gute Zweizimmerwohnung in West Hampstead. Früher hätte ich für so eine Wohnung getötet. Und du wohnst nur da, bis du deine alte Wohnung zurückbekommst.«
    »Aber in zwei Wochen werde ich 37! Ich bin praktisch in mittleren Jahren!«
    »37 ist immer noch Mitte 30! Gerade noch. Und nein, du hast im Moment zwar keinen Job, aber du nagst ja auch nicht gerade am Hungertuch. Du hast ein Einkommen aus der Miete, da hast du unglaublich Schwein, wenn du mich fragst. Viele Leute fangen spät im Leben noch einmal neu an. Es ist okay, ein Weilchen down zu sein, aber während deiner Ehe warst du auch nicht gerade glücklich, Dex. Ich weiß das, ich musste es mir immer anhören. ›Wir reden nie, wir haben keinen Spaß mehr, wir gehen nicht mehr aus …‹ Ich weiß, es ist hart, aber irgendwann kannst du das Ganze vielleicht als Neuanfang sehen! Eine neue Chance. Es gibt so viele Sachen, die du tun könntest, du musst dich nur entscheiden …«
    »Zum Beispiel?«
    »Keine Ahnung – die Medien? Du könntest dich um Moderatorenjobs bemühen?« Dexter stöhnte auf. »Okay, oder etwas hinter den Kulissen? Produzent, Regisseur oder so.« Dexter verzog das Gesicht. »Oder, oder Fotograf! Du hast doch immer von Fotografie geschwärmt. Oder Essen, du könntest, keine Ahnung, irgendwas mit Essen machen. Und wenn nichts davon funktioniert, kannst du immer noch auf deine schwache drei in Anthropologie zurückgreifen.« Sie tätschelte ihm die Hand, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. »Die Menschheit wird immer Anthropologen brauchen.« Er lächelte, bis ihm einfiel, dass er nicht lächeln sollte. »Du bist ein gesunder, fähiger, finanziell abgesicherter, halbwegs attraktiver Vater Mitte bis Ende 30. Du bist … in Ordnung, Dex. Du brauchst nur wieder ein bisschen Selbstvertrauen, mehr nicht.«
    Er seufzte und sah auf den Kanal hinaus. »Wars das jetzt mit deiner Aufmunterungsrede?«
    »Das wars. Was hältst du davon?«
    »Ich will mich immer noch in den Kanal stürzen.«
    »Dann sollten wir vielleicht weitergehen.« Sie legte Geld auf den Tisch. »Meine Wohnung liegt etwa zwanzig Minuten in die Richtung. Wir können laufen oder uns ein Taxi nehmen …« Sie machte Anstalten aufzustehen, aber Dexter rührte sich nicht.
    »Das Schlimmste ist, mir fehlt Jasmine so sehr.« Emma setzte sich wieder. »Ich meine, es macht mich wahnsinnig, dabei war ich nicht mal ein guter Dad oder so.«
    »Ach, komm …«
    »War ich nicht, Em, ich war nutzlos, vollkommen. Es hat mich genervt, ich wollte nicht da sein. Ständig haben wir so getan, als wären wir die perfekte Familie, ich dachte immer, es ist ein Fehler, das ist nichts für mich. Ich hab immer gedacht, wäre es nicht toll, mal wieder auszuschlafen , am Wochenende wegzufahren, auszugehen, lang aufzubleiben und Spaß zu

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