Zwei an Einem Tag
ist langweilig. Können wir jetzt gehen?«
Emma und Dexter verbrachten den Rest des Nachmittags auf dem Hügel, lachten, redeten und erzählten mehr von sich: was ihre Eltern taten, wie viele Geschwister sie hatten, und beide gaben ihre Lieblingsanekdoten zum Besten. Nach der ersten Nachmittagshälfte schliefen beide keusch nebeneinanderliegend ein, als hätten sie sich abgesprochen, bis Dexter gegen fünf abrupt aufwachte und sie die leeren Flaschen und die Überreste des Picknicks einsammelten und sich benommen auf den Heimweg in die Stadt machten.
Als sie sich dem Parkausgang näherten, wurde Emma bewusst, dass sie bald Abschied nehmen mussten und sich sehr wahrscheinlich nie wiedersehen würden. Vielleicht auf Partys, dachte sie, wobei ihre Freundeskreise nicht dieselben waren, außerdem würde er bald auf Reisen gehen. Und selbst wenn, ihre Treffen würden oberflächlich und förmlich bleiben, und er würde bald alles vergessen haben, was sich in den frühen Morgenstunden in dem kleinen Zimmer abgespielt hatte. Als sie den Hügel hinunterstolperten, war sie niedergeschlagen, und ihr wurde klar, dass sie nicht wollte, dass er schon ging. Eine zweite Nacht. Sie wollte wenigstens noch eine Nacht, damit sie beenden konnten, was sie angefangen hatten. Wie konnte sie ihm das sagen? Natürlich überhaupt nicht. Feige, wie sie war, hatte sie es zu lange aufgeschoben. In Zukunft bin ich mutiger, schwor sie sich. In Zukunft spreche ich immer aus, was ich denke, eloquent und mit Leidenschaft. Sie waren jetzt am Parktor angekommen, wo sie sich wahrscheinlich verabschieden musste.
Sie trat in den Kies und kratzte sich am Kopf. »Tja, ich schätze, ich geh dann mal …«
Dexter nahm ihre Hand. »Hör mal. Warum kommst du nicht mit auf einen Drink?«
Sie versuchte, sich ihre Freude nicht anmerken zu lassen. »Was, jetzt?«
»Oder begleitest mich wenigstens?«
»Kommen deine Eltern nicht bald?«
»Nicht vor heute Abend. Es ist erst halb sechs.«
Mit dem Daumen strich er ihr über den Fingerknöchel. Sie tat, als überlege sie. »Na gut«, sagte sie, zuckte gleichgültig die Achseln, und er ließ ihre Hand los und ging weiter.
Als sie an der North Bridge die Schienen überquerten und in die New Town mit den georgianischen Gebäuden kamen, legte er sich einen Plan zurecht. Wenn er gegen sechs zu Hause ankam, würde er sofort seine Eltern im Hotel anrufen und sich gegen acht mit ihnen im Restaurant verabreden, statt um halb sieben in seiner Wohnung. Das verschaffte ihm knapp zwei Stunden Zeit. Callum war bei seiner Freundin, sie hätten die Wohnung zwei Stunden lang für sich, und er würde sie wieder küssen können. Die hohen weißen Räume waren leer bis auf die Koffer, ein paar Möbel, die Matratze in seinem Zimmer und die alte Chaiselongue. Mit ein paar Laken würde das ganze aussehen wie die Kulisse eines russischen Theaterstücks. Er kannte Emma gut genug, um zu wissen, dass sie darauf abfahren würde, und war sich ziemlich sicher, dass er sie küssen konnte, obwohl sie nüchtern war. Egal, was in der Zukunft zwischen ihnen vorfallen würde, welche Auseinandersetzungen und bösen Folgen drohten, er wusste, er wollte sie jetzt unbedingt küssen. Sie würden noch etwa eine Viertelstunde laufen müssen. Er war leicht außer Atem. Sie hätten sich ein Taxi nehmen sollen.
Vielleicht hatte sie denselben Gedanken, denn sie gingen sehr schnell, als sie die steile Dundas Street hinunterliefen, ihre Ellbogen streiften sich hin und wieder, und in der Ferne war der Firth of Forth verschwommen auszumachen. Nach all den Jahren versetzte sie der Anblick des stahlblauen Flusses zwischen den ansehnlichen georgianischen Reihenhäusern immer noch in Hochstimmung. »Hätte ich mir denken können, dass du hier wohnst«, sagte sie missbilligend, aber neidisch und merkte, dass sie außer Atem war. Sie ging mit ihm in seine geschmackvoll eingerichtete Wohnung, sie würden es tun, und peinlich berührt bemerkte sie, dass sie vor Aufregung rote Flecken am Hals bekam. Mit der Zunge fuhr sie sich über die Zähne, ein wenig effektiver Säuberungsversuch. Musste sie sich die Zähne putzen? Von Sekt bekam sie immer Mundgeruch. Sollten sie Kaugummi kaufen gehen? Und Kondome, hatte Dexter Kondome? Natürlich hatte er welche; genauso gut hätte man fragen können, ob er Schuhe hatte. Sollte sie sich jetzt die Zähne putzen oder sich ihm einfach an den Hals werfen, sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte? Sie überlegte, was für
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