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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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gekauft, einschließlich einem Band darüber, wie man Sperrholz so streicht, dass es aussieht wie feinster italienischer Marmor. Es hatte begeisterte Gespräche darüber gegeben, den Kamin wieder in Gebrauch zu nehmen, Bücherregale und maßgefertigte Schränke einzubauen und mehr Stauraum zu schaffen. Dielen! Ian würde die obligatorische Schleifmaschine mieten, wie es sich gehörte. An einem verregneten Samstag im Februar hatten sie den Teppich angehoben, mutlos auf das Chaos aus moderndem Holz, zerfallender Unterlage und alten Zeitschriften geschaut, und verschämt alles wieder zugenagelt, als gelte es, eine Leiche zu beseitigen. Ihre Versuche, sich ein Heim zu schaffen, hatten etwas wenig Überzeugendes, Unbeständiges, als wären sie Kinder, die sich eine Bude bauen – und trotz der frischen Farbe, der Drucke an den Wänden und der neuen Möbel behielt die Wohnung das schäbige Aussehen einer Übergangslösung.
    Ian stand mit dem Rücken zu ihr in der Kochnische in einem rauchigen Sonnenstrahl. Emma beobachtete ihn vom Türrahmen aus, sah das vertraute alte graue T-Shirt mit den Löchern, die Unterhose, die einen Fingerbreit aus der Jogginghose hervorschaute, seine »Trainers«. Sie konnte den Schriftzug Calvin Klein unter den braunen Haaren auf seinem Kreuz erkennen, und hatte das Gefühl, das sei nicht unbedingt das, was Calvin Klein sich vorgestellt hatte.
    Sie brach das Schweigen. »Ist das nicht ein bisschen angebrannt?«
    »Nicht angebrannt, knusprig .«
    »Ich sage angebrannt, du sagst knusprig.«
    » Let’s call the whole thing off!«
    Stille.
    »Deine Unterhose guckt raus«, sagte sie.
    »Ja, das ist Absicht.« Lispelnde, feminine Stimme. »Das nennt man Mode, Darling.«
    »Na ja, aufreizend ist es jedenfalls.«
    Nichts, nur das Zischen anbrennenden Essens.
    Diesmal gab Ian als Erster nach. »Und? Wohin führt das Alpha-Männchen dich aus?«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    »Irgendwo nach Soho, keine Ahnung.« Sie wusste es sehr wohl, aber der Name des Restaurants war gleichbedeutend mit zeitgemäßer, mondäner Esskultur, und sie wollte das Ganze nicht noch verschlimmern. »Ian, wenn es dir lieber wäre, dass ich heute Abend hierbleibe …«
    »Nein, amüsier dich ruhig …«
    »Oder willst du mitkommen? …«
    »Was, Harry und Sally und ich? Das lassen wir besser, oder?«
    »Wir hätten dich gern dabei.«
    »Wenn ihr den ganzen Abend über mich redet und herzieht …«
    »Machen wir doch gar nicht …«
    »Beim letzten Mal schon!«
    »Ach was!«
    »Willst du wirklich keine Armen Ritter?«
    »Nein!«
    »Und außerdem habe ich heute Abend einen Auftritt, nicht? Haus der Ha Has, Putney.«
    »Einen bezahlten Auftritt?«
    »Ja, einen bezahlten Auftritt!«, fuhr er sie an. »Ich bin versorgt, vielen Dank.«
    Geräuschvoll durchwühlte er den Schrank auf der Suche nach Steaksoße. »Nur keine Sorge.«
    Emma seufzte genervt. »Wenn du nicht willst, dass ich gehe, sags einfach.«
    »Em, wir sind keine siamesischen Zwillinge. Geh, wenn du willst. Amüsier dich.« Die Soßenflasche keuchte asthmatisch. »Aber brenn nicht mit ihm durch, ja?«
    »Wohl kaum, oder?«
    »Nein, sagst du zumindest immer.«
    »Er ist mit Suki Meadows zusammen.«
    »Und was wäre, wenn nicht?«
    »Das würde keinen Unterschied machen, weil ich dich liebe.«
    Das reichte immer noch nicht. Ian schwieg, und Emma seufzte, ging durch die Küche, wobei ihre Füße saugende Geräusche auf dem klebrigen Linoleum machten, und legte ihm den Arm um den Bauch, den er sofort einzog. Sie legte das Gesicht an seinen Rücken, atmete den vertrauten warmen Geruch ein, küsste ihn und murmelte: »Jetzt sei nicht doof«, und so standen sie eine Weile da, bis klar wurde, dass Ian essen wollte. »Okay. Dann korrigiere ich mal besser die Aufsätze«, sagte sie und ging. 28 strunzlangweilige Meinungen zur Erzählperspektive in Wer die Nachtigall stört .
    »Em?«, sagte Ian, als sie bei der Tür ankam. »Was machst du heute Nachmittag? So gegen siebzehn Uhr?«
    »Schätze, dann bin ich fertig. Warum?«
    Er hockte sich mit dem Teller auf die Anrichte. »Dachte, wir könnten uns wieder ins Bett legen, für, du weißt schon, etwas Spaß am Nachmittag.«
    Ich liebe ihn, dachte sie, ich bin nur nicht ver liebt in ihn, nein, eigentlich liebe ich ihn auch nicht. Ich hab es versucht, habe mich wirklich bemüht, ihn zu lieben, aber es geht nicht. Ich baue mir ein Leben mit einem Mann auf, den ich nicht liebe, und ich habe keine Ahnung, was ich dagegen tun

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