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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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Hit, und es ist doch immer wieder erfrischend, Frauen in Käfigen tanzen zu sehen, aber ansonsten war es wirklich herausragend. Wirklich. Ich bin wirklich so was von stolz auf dich, Dex. Und falls es dich interessiert, Oliver! war auch ganz gut.«
    Sie spürt, dass die Vorstellung nicht mehr überzeugend wirkt, und beschließt, sie zu beenden.
    »So. Das wärs. Wir haben beide einen Grund zum Feiern! Nochmal danke für die Rosen. Einen schönen Abend noch. Lass uns morgen telefonieren. Wir sehen uns am Dienstag, stimmts? Und gut gemacht. Ganz ehrlich. Gut gemacht. Tschüss.«
    Auf der Party danach steht Dexter mit verschränkten Armen und gebeugten Schultern allein an der Bar. Die Leute kommen vorbei, um ihm zu gratulieren, aber niemand hält sich lange bei ihm auf, und das Schulterklopfen fühlt sich eher an wie ein Trost, oder bestenfalls wie, Pech, dass du den Elfmeter verballert hast. Er hat weitergetrunken, aber der Champagner schmeckt schal, und nichts scheint gegen das nagende Gefühl der Enttäuschung, Ernüchterung und schleichenden Scham zu helfen.
    »Hey, hey«, sagt Suki Meadows nachdenklich. Der einstige Co-Star, der sich eindeutig zum Star der Show gemausert hat, setzt sich neben ihn. »Schau dich an, ganz elend und mies drauf.«
    »Hey, Suki.«
    »Na! Ist doch ganz gut gelaufen, finde ich!«
    Dexter ist nicht überzeugt, aber sie stoßen trotzdem an. »Tut mir leid wegen der … Alk-Sache. Ich schulde dir eine Entschuldigung.«
    »Und ob.«
    »Ich hab nur was zur Entspannung gebraucht, weißt du.«
    »Trotzdem, wir sollten darüber reden. Ein andermal.«
    »Okay.«
    »Ich geh nämlich nicht noch mal mit dir da raus, wenn du breit bist, Dex.«
    »Ich weiß. Musst du auch nicht. Ich machs wieder gut.«
    Sie lehnt sich an ihn und legt das Kinn auf seine Schulter. »Nächste Woche?«
    »Nächste Woche?«
    »Lad mich zum Essen ein. Was Teures, klar? Nächsten Dienstag.«
    Ihre Stirn berührt seine, ihre Hand liegt auf seinem Schenkel. Er wollte am Dienstag eigentlich mit Emma essen gehen, weiß aber, dass er ihr jederzeit absagen kann, sie hat bestimmt nichts dagegen. »Okay. Nächsten Dienstag.«
    »Kanns kaum erwarten.« Sie kneift ihn in den Oberschenkel. »So. Jetzt aber Kopf hoch, ja?«
    »Werds versuchen.«
    Suki Meadows beugt sich vor, küsst ihn auf die Wange und hält den Mund dicht an sein Ohr.
    »UND JETZT KOMM UND BEGRÜSS MEINE MUUUUUUM!«

KAPITEL NEUN
Zigaretten und Alkohol
    Samstag, 15. Juli 1995

Walthamstow und Soho
    Das scharlachrote Porträt

Roman
    von Emma D. Wilde
    Kapitel 1
Detective Chief Inspector Penny Dingsbums hatte in ihrem Leben schon einige Tatorte gesehen, aber noch keinen so ... wie diesen.
»Ist die Leiche bewegt worden?«, blaffte sie.
    Giftgrün leuchteten die Buchstaben auf dem Bildschirm: das magere Ergebnis der Arbeit eines ganzen Vormittags. Sie saß an dem winzigen Schreibtisch in dem winzigen Hinterzimmer der winzigen neuen Wohnung, las die Worte einmal, dann noch einmal, während der Heizkörper hinter ihr sie glucksend zu verhöhnen schien.
    Emma schrieb am Wochenende, oder wenn sie abends noch die nötige Energie aufbrachte. Sie hatte zwei Romane angefangen (einer spielte im Gulag, der andere in einer post-apokalyptischen Zukunft), ein Bilderbuch für Kinder mit eigenen Illustrationen über eine Giraffe mit kurzem Hals, ein düsteres, engagiertes Fernsehspiel über Sozialarbeiter mit dem Titel Scheißdreck , ein alternatives Theaterstück über das komplizierte Gefühlsleben von Leuten Mitte zwanzig, einen Fantasy-Roman für Teenager über böse Roboterlehrer, ein Radiohörspiel: der innere Monolog einer sterbenden Frauenrechtlerin, einen Comic und ein Sonett. Nichts hatte sie vollendet, nicht mal das vierzehnzeilige Sonett.
    Die Wörter auf dem Bildschirm gehörten zum neuesten Projekt, einer kommerziellen, unterschwellig feministischen Krimireihe. Mit elf Jahren hatte sie Agatha Christies Gesamtwerk verschlungen und später Unmengen von Chandler und James M. Cain. Es schien keinen guten Grund zu geben, warum sie nicht versuchen sollte, selbst etwas in der Richtung zu verfassen, allerdings entdeckte sie einmal mehr, dass Lesen und Schreiben zwei verschiedene Dinge sind – es reichte nicht, etwas in sich aufzusaugen und dann zu reproduzieren. Ihr fiel kein Name für ihre Ermittlerin ein, geschweige denn ein schlüssiger, origineller Plot, und selbst ihr Pseudonym klang schwach: Emma D. Wilde? Sie fragte sich, ob sie dazu verdammt war, ihr Leben mit Versuchen zu

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