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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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Miss Morley, die Englischlehrerin, aussah, die mit ihrem prominenten Freund ausging. Sie entschied sich für ein Paar extrem unbequeme Schuhe und ein kurzes schwarzes Cocktailkleid, das sie betrunken bei Karen Millen erstanden hatte.
    Um die verbleibende Zeit totzuschlagen, machte sie den Fernseher an. Auf der landesweiten Suche nach Großbritanniens Talentiertestem Haustier stand Suki Meadows in Scarborough am Meer und stellte dem Publikum einen Hund vor, der Schlagzeug spielte, indem er mit den Pfoten, an denen mit Gaffer-Tape winzige Drumsticks befestigt waren, gegen eine kleine Trommel trat. Anstatt dieses Bild beunruhigend zu finden, lachte, redete und plapperte Suki Meadows drauflos, und Emma überlegte kurz, ob sie Dexter anrufen, eine Ausrede erfinden und wieder ins Bett gehen sollte. Denn wozu das Ganze?
    Es lag nicht nur an der überdrehten Freundin. Tatsache war, dass Em und Dex sich zurzeit nicht besonders gut verstanden. Ständig sagte er Verabredungen in letzter Minute ab, und wenn sie sich doch sahen, machte er einen zerstreuten, unbehaglichen Eindruck. Sie sprachen mit seltsam gestelzter Stimme, konnten nicht mehr zusammen lachen und verhöhnten einander stattdessen in spöttisch-gehässigem Ton. Ihre Freundschaft war wie ein verwelkter Blumenstrauß, den sie immer noch hartnäckig goss. Warum ihn nicht verwelken lassen? Es war unrealistisch, zu erwarten, dass eine Freundschaft ewig hielt, und sie hatte noch massenhaft andere Freunde: die alten Bekannten von der Uni, ihre Schulfreunde und natürlich Ian. Aber mit wem konnte sie über Ian sprechen? Nicht mit Dexter, jetzt nicht mehr. Der Hund trommelte, Suki lachte und lachte, und Emma machte den Fernseher aus.
    Im Flur musterte sie sich im Spiegel. Sie hatte auf dezente Eleganz gesetzt, fand aber, sie sah aus wie das Opfer eines abgebrochenen Vorher-nachher-Fotoshootings. In letzter Zeit hatte sie mehr Salami gegessen, als sie je für möglich gehalten hatte, und das Resultat wurde nun sichtbar: ein Schmerbäuchlein. Wenn Ian dagewesen wäre, hätte er ihr versichert, dass sie wunderschön aussah, aber sie sah nur den kleinen Bauch unter dem schwarzen Satin. Sie bedeckte ihn mit der Hand, schloss die Haustür ab und begann die lange Reise von der ehemaligen Sozialwohnung im East End ins Zentrum Londons.
    »HEY, HEY!«
    Es war ein heißer Sommerabend in der Frith Street und er telefonierte mit Suki.
    »HAST DUS GESEHEN?«
    »Was?«
    »DEN HUND! DER SCHLAGZEUG SPIELT! ES WAR UNGLAUBLICH!«
    Dexter stand vor der Bar Italia, geschniegelt im mattschwarzen Hemd und Anzug mit einem kleinen, weit in den Nacken geschobenen Trilbyhut, und hielt sich das Handy ein ganzes Stück vom Ohr weg. Er hatte das Gefühl, wenn er auflegte, würde er ihre Stimme immer noch hören.
    »… KLEINE DRUMSTICKS AN DEN PFÖTCHEN!«
    »Zum Schreien«, sagte er, obwohl er sich nicht überwinden konnte, die Sendung zu schauen. Neid war kein angenehmes Gefühl für Dexter, und er kannte die Gerüchte – dass Suki das echte Talent war, dass sein Erfolg auf ihrem beruhte –, tröstete sich aber damit, dass Sukis momentane Bekanntheit, das dicke Gehalt und die Beliebtheit beim Publikum nur auf einem künstlerischen Kompromiss beruhten. Großbritanniens Talentiertestes Haustier? Dazu würde er sich nie herablassen. Selbst wenn man ihn fragte.
    »UNGEFÄHR NEUN MILLIONEN ZUSCHAUER DIESE WOCHE. VIELLEICHT SOGER ZEHN …«
    »Suki, ich erzähl dir mal was über Handys, ja? Du brauchst nicht zu brüllen. Das Handy überträgt deine Stimme …«
    Eingeschnappt legte sie auf, und auf der anderen Straßenseite beobachtete Emma, wie er mit dem Handy in der Hand dastand und fluchte. In Anzügen sah er immer noch großartig aus. Der Hut war peinlich, aber wenigstens trug er nicht diese albernen Kopfhörer. Als er Emma entdeckte, strahlte er, und Zuneigung und Hoffung für den Abend keimten in ihr auf.
    »Das solltest du abschaffen«, sagte sie und deutete mit dem Kopf auf das Handy.
    Er ließ es in der Jackentasche verschwinden und küsste sie auf die Wange. »Wenn du die Wahl hättest, mich direkt anzurufen, mich höchstpersönlich, oder ein Gebäude, in dem ich mich zufällig gerade aufhalte …«
    »Eindeutig das Gebäude.«
    »Und wenn ich den Anruf verpasse?«
    »Tja, das wäre natürlich ein Drama.«
    »Wir haben nicht mehr 1988, Em …«
    »Ja, ist mir bekannt …«
    »Sechs Monate, ich gebe dir sechs Monate, und du besorgst dir auch …«
    »Niemals …«
    »Wetten, dass …«
    »Okay,

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