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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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die Wette gilt. Wenn ich mir je ein Handy kaufe, lade ich dich zum Essen ein.«
    »Na, das wäre doch mal eine Abwechslung.«
    »Außerdem kriegt man davon ’nen Hirnschaden.«
    »Ach was, doch keinen Hirnschaden .«
    »Woher willst du das wissen?«
    Sie schwiegen kurz und hatten beide das vage Gefühl, dass der Abend nicht besonders gut anfing.
    »Unglaublich, dass du jetzt schon an mir rumnörgelst«, schmollte er.
    »Na ja, das ist doch mein Job.« Sie umarmte ihn lächelnd und drückte ihre Wange an seine. »Ich wollte nicht an dir rumnörgeln. Tut mir leid.«
    Er legte ihr die Hand auf den bloßen Nacken. »Wir haben uns ewig nicht gesehen.«
    »Viel zu lange.«
    Er trat zurück. »Du siehst übrigens wunderschön aus.«
    »Danke. Du auch.«
    »Na ja, wunderschön nicht gerade.«
    »Dann eben gut.«
    »Danke.« Er nahm ihre Hände hielt sie zur Seite. »Du solltest öfter Kleider tragen, du siehst fast feminin aus.«
    »Der Hut gefällt mir, und jetzt nimm ihn ab.«
    »Und die Schuhe erst!«
    Sie hielt einen Fuß hoch. »Das sind die ersten orthopädischen High-Heels der Welt.«
    Sie schlenderten durch die Menge zur Wardour Street, und Emma nahm seinen Arm und befühlte den seltsam weichen Anzugstoff mit Daumen und Zeigefinger. »Was ist das übrigens? Samt? Velours?«
    »Moleskin.«
    »Ich hatte mal einen Trainingsanzug aus dem gleichen Stoff.«
    »Wir sind schon ein Paar, was? Dex und Em …«
    »Em und Dex. Wie Rogers und Astaire …«
    »Burton und Taylor …«
    »Maria und Josef …«
    Dexter lachte, nahm ihre Hand, und bald waren sie beim Restaurant angekommen.
    Das Poseidon war ein riesiger, unterirdischer Bunker, ein ausgeschachtetes ehemaliges Parkhaus. Man betrat das Restaurant über eine riesige theatralische Treppe, die auf wundersame Weise über dem Hauptraum zu schweben schien und eine permanente Ablenkung für die Gäste bildete, die einen Großteil des Abends damit verbrachten, die Schönheit und Prominenz der Neuankömmlinge zu bewerten. Da Emma sich weder schön vorkam noch prominent war, stieg sie schräg die Treppe hinunter, hielt sich mit einer Hand am Geländer fest und bedeckte sich mit der anderen den Bauch, bis Dexter ihren Arm nahm, stehen blieb und sich so stolz im Raum umsah, als hätte er ihn entworfen.
    »Und? Wie gefällts dir?«
    »Club Tropicana«, antwortete sie.
    Die Inneneinrichtung war ganz im romantischen Stil eines Luxusliners der Goldenen 20er-Jahre gehalten: samtbezogene Sitzecken, Cocktailkellner in Uniform, dekorative Bullaugen mit Blick ins Nirgendwo, und durch den Mangel an Tageslicht hatte man den Eindruck, unter Wasser zu sein, als wäre das Schiff schon mit einem Eisberg kollidiert und im Sinken begriffen. Die beabsichtigte elegante Atmosphäre der Zwischenkriegsjahre wurde von der Geräuschkulisse, der Protzigkeit der Räumlichkeiten, der Allgegenwart von Jugend, Sex, Geld und Frittierfett zunichte gemacht.
    All der burgunderrote Samt und das glatte, pfirsichfarbene Leinen der Welt konnten den Lärm aus der offenen Küche nicht dämpfen, die ganz in Stahl und Weiß gehalten war. Da haben wir es, dachte sie: die 80er.
    »Bist du sicher, dass das okay ist? Sieht ziemlich teuer aus.«
    »Ich habs dir doch gesagt. Ich lade dich ein.« Er schob ihr das Etikett wieder in den Rückenausschnitt, nachdem er einen Blick darauf geworfen hatte, nahm ihre Hand und führte sie mit elegantem Schwung à la Fred Astaire den Rest der Treppe hinunter, mitten ins Zentrum von Geld, Sex und Jugendlichkeit.
    Ein schlanker, gutaussehender Mann mit absurden Marine-Epauletten teilte ihnen mit, ihr Tisch sei in zehn Minuten bereit, deshalb bahnten sie sich einen Weg zur Cocktail-Lounge, wo ein weiterer falscher Marineoffizier mit Flaschen jonglierte.
    »Was möchtest du, Em?«
    »Gin Tonic?«
    Dexter schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Du bist hier nicht in der Mandela Bar. Du musst dir was Vernünftiges bestellen. Zwei Martinis, Bombay Sapphire, sehr trocken, mit Schuss.« Emma wollte widersprechen, aber Dexter hob autoritär den Finger. »Vertrau mir. Die besten Martinis von ganz London.«
    Gehorsam gab sie Ahs und Ohs von sich, als der Barkeeper seine Show abzog, während Dexter alles kommentierte. »Der Trick ist, nur eiskalte Zutaten zu benutzen. Eiswasser ins Glas, Gin aus dem Kühlschrank.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Meine Mum hats mir beigebracht, als ich gerade – wie alt, neun? – war.« Sie stießen an, ein stummes Prosit auf Alison, und beide verspürten neue

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